Rathausbrunnen Döhlen

Im Freital-Buch, “Deutschlands Städtebau“ von 1924, berichtet man auf Seite 59: das vom Architekt Bitzan geschaffene Rathaus zu Freital-Döhlen, ist in modernen Formen gehalten, am Eingang mit einer Brunnenfigur vom Bildhauer Arthur Winde geziert.

 

 

 

Die Entstehungsgeschichte des Döhlner Rathausbrunnen

 

 

 

Am 08.März 1915 schreibt die Gemeinde Döhlen an das Königliche Ministerium des Inneren:

 

Die Gemeinde Döhlen errichtete ein neues Gemeindeverwaltungsgebäude. Der Bau ist bis auf den inneren Ausbau und die Herstellung des Platzes-und Einfriedung bereits fertiggestellt.

 

Das Bauwerk, das nach den Plänen und unter Leitung des Herrn Architekten Rudolf Bitzan in Dresden errichtet wird, ist in einem Stile einfach, aber künstlerisch gehalten und wird sicher dem Orte zur Zierde gereichen.

 

Der Architekt, wie auch der Gemeinderat haben den Wunsch, daß auf dem vor dem Gebäude vorgesehenen freien Platz in Verbindung mit der Einfriedung ein Zierbrunnen erbaut wird. Der Brunnen könnte vielleicht gleichzeitig mit einem Gedenkstein für die in dem gegenwärtigen Kriege gefallenen Döhlner Krieger oder bei dem zu erhoffenden Siege der deutschen Waffen mit einem Siegesstein verbunden werden.

 

Der Gemeinde ist, da die Baukosten des Gebäudes bei der durch den Krieg bedungenen Verteuerungen aller Baumaterialien die veranschlagte Summe nicht unerheblich überschreiten, nicht in der Lage, das erwünschte Kunstwerk aus eigenen Mitteln zu beschaffen. Man erlaubt sich daher, das Königliche Hohe Ministerium zu bitten, die Mittel zur Beschaffung des Zierbrunnens aus dem ihm unterstellten Kunstfond zu spenden und die Anfertigung des Brunnens nach eignen Ermessen einen geeigneten Künstler zu übertragen. Man gestattet sich, darauf hinzuweisen, daß ein Modell des erbauten Gebäudes in Dresden bei Herrn Architekt Bitzan (Dürerplatz 15) ausgestellt ist.

 

In Ehrerbietung, der Gemeinderat Heinrich.

 

 

 

Kriegsbedingt war die Angelegenheit unterbrochen und zurückgestellt, da viele Künstler erst aus dem Feld zurückkehren mußten, so meldet sich der beauftragte akademische Rat der Kunstakademie Dresden erst zum 16.April.1919 beim Ministerium zurück.

 

Am 17.06.1919 genehmigt das Ministerium eine allgemeine Ausschreibung eines Wettbewerbes für diesen Brunnen. In der Wettbewerbsbeschreibung vom 05. August 1919 sind die Genauen Anforderungen, Maße und der spätere Standort beschrieben unter andern auch, dass der Darstellungsgegenstand freigestellt ist, das Material aus wetterfestem Stein, nicht Sandstein sein soll und die Kosten von 15 000 Mark nicht überschritten werden sollen. Die Gründung, Aufstellung samt Zubehör, Wasserleitung, Wiederherstellung des Platzes werden aus Mitteln der Landgemeinde Döhlen getragen. Der Wettbewerb wurde unter sächsischen oder in Sachsen lebenden Künstlern eröffnet. Der Ablieferungstermin ist bis spätesten zum 06. Februar.1920 bestimmt.

 

Es sind fristgemäß 45 Entwürfe eingegangen, der akademische Rat hat den des Bildhauer Artur Winde den ersten Preis, die Ausführung, und denen der Bildhauer Kurt Dämmig, Hermann Kreß, und Karl Lüdecke je einen Preis von je 400 Mark zuerkannt. Weiter hat der akademische Rat beschlossen, auch Entwürfe der Bildhauer Rudolf Glatter, Paul Lindau,  und Georg Türke je einen Preis von 100 Mark zu geben. Alle Bewerbungsentwürfe wurden vom 22-14. Februar 1920 im hinteren Fünfecksaal der Kunstakademie auf der Brühlschen Terrasse ausgestellt.

 

Der akademische Rat beschloss, dem Dresdner Bildhauer Artur Winde für seinen Zierbrunnen mit Jünglingsfigur, den Preis auf 17 800 Mark zu erhöhen. Festgelegt wurde das der gesamte Brunnen bis Ende März 1921 zur Abnahme vorzustellen und zu vollenden ist und bis Ende 1921 ein Foto für das Album des Kunstfonds abzugeben ist. Durch erhöhte Arbeitslöhne und Materialpreise stieg der Gesamtpreis auf 25 000 Mark an und wurde per Antrag vom Ministerium bezahlt.

 

Akte: Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung Nr.14808, Zierbrunnen vor dem Rathaus Döhlen 1915/21

 

 

 

 

Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

Brunnen vor dem Döhlner Rathaus in Freital, vor 1930.

 

Kurzbiographie von Prof. Theodor Artur Winde 1886-1965 

 

(Quelle: Westfälisches Landesmuseum, Das Kunstwerk des Monats-Oktober 2000 und Adressbücher Dresden)

 

Geboren am 07 Juli 1886 als ältester Sohn des Holzbildhauers und Ehrenobermeister der Dresdner Schreinerinnung Karl Ludwig Artur Winde in Dresden. (auf der Neuegasse 24 als Holzbildhauer und Rahmenfabrikant, später  auch als Vergolder und Inhaber eines kunstgewerblichen Ateliers.)

 

Bis 1905 bei seinem Vater zum Holzbildhauer ausgebildet.

 

Er war Mitglied des 1907 gegründeten DWB-Deutschen Werkbundes.

 

1910 erhielt er eine Silbermedaille auf der Weltausstellung in Brüssel.

 

Ab 1914 wohnhaft auf der Gerichtstraße 27, als Bildhauergehilfe in Dresden, ab 1916 auf dem Dürerplatz 5.

 

1918-34 Prof an der Hochschule für Werkkunst Dresden (lt. Viktor Klemperer)

 

1919 als Bildhauer wohnhaft am Dürerplatz 5 in Dresden

 

1924/25 Bildhauer u. Lehrer an der staatl. Akademie für Kunstgewerbe Dresden.

 

1930 Bildhauer Prof. an der staatl. Akademie für Kunstgewerbe, Arbeitsraum Dürerstr.21.

 

1940-44 Bamberger Str. 10 wohnhaft.

 

1933 wurde er wohl Opfer einer lokalen Nazi-Intrige, in dieser Zeit hat man wohl auch seine Brunnenfigur in Freital entfernt.

 

1943 durch die erfolgreiche Teilnahme an einer Exportschau „Deutsche Wertarbeit“ in der Schweiz, wurde er rehabilitiert.

 

Er war absoluter Hitlergegner, er half Viktor Klemperer in den schweren Zeiten, Klempere erwähnt ihn wohl in seinen Schriften.

 

1945 verlor er sein Vater, seinen Atelier und sein Lebenswerk beim Angriff auf Dresden.

 

1949 ist er nach Münster ausgewandert und arbeitete dort als Lehrer und Meister der Holzgestaltung.

 

14. Februar 1965 verstarb er in Münster.

 

Artur Winde fertigte sehr viel Kunstgewerbearbeiten in Holz, auch   Spielzeug, welches heute noch im Volkskunstmuseum Dresden ausgestellt ist.

 

Foto Lutz Ziegenbalg, Eigentum Volkskunstmuseum Dresden

 

Entwürfe für Holz-Spielzeug von Artur Winde, vor 1945. Artur Winde hat sich sein ganzes Leben lang mit Holzgestaltung beschäftigt, der Döhlner Rathausbrunnen dürft eher eine Ausnahme gewesen sein und auch die Brunnen-Figur wird er wohl vorher in in Holz gestaltet haben, um sie später abzuformen.