Markt Potschappel

 

Neugestaltung des Potschappler Marktes

 

 Scan, Lutz Ziegenbalg, Buch: „Freital-Auf dem Weg zur Stadt“ von Juliane Puls, aus „Die Reihe-Archivbilder“ aus dem Jahr 2000, Sutton Verlag. Bild Eigentümer: Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk.

 

 Potschappler Mark vor dem Umbau, sieht tatsächlich etwas wild aus. Mitten auf dem Platz das Schmiedegebäude, welches später auf dem Freitaler Nasenbrunnen abgebildet wurde. Links das 1897 gebaute Wohnhaus, welches zur Hofmühle gehöret.

 

 Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

Potschappler Markt, gleicher Blickwinkel nach dem Umbau, Ansichtskarte um 1930. Die direkte geradlinige Fortsetzung der Coschützer Straße über eine neu Brücke wurde im Jahre 1960 umgesetzt, dies brachte den großen Brunn zum Fall, wobei das Transformatorenhäuschen mit samt Nasenbrunnen noch bis in die 1970 Jahre stehenblieb. Das Trafohaus stand dann direkt an der Straßenkante. Die Coschützer Straße machte vor dem Umbau einen kleinen Umbogen über die alte Rittergutsbrücke, die heute rechts vom Postgebäude die Weißeritz queren würde. Die neue Brücke hieß dann „Brücke der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“. Das große Gebäude links, ist das noch vorhandene Mühlengebäude, 1897 errichtet (Backsteingebäude). Die Gestaltung der Gesamtanlage des Platzes entstammte der Feder des Dresdner Architekten Rudolf Bitzan.

 

 

Historischer Foto-Druck, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

 Seit 1873 Restaurant vom Schmied Friedrich Rudolph, Bild von 1897 kurz nach dem Hochwasser, die Rittergutsbrücke, zur Zeit gibt es da nur noch zwei Brückenträger von der kurzzeitig nach 1989 wieder hergestellten Brücke (es gab dadurch einige Zeit zwei Brücken nebeneinander), Rückseite vom Potschappler Markt, heute steht dort das Gebäude mit der Post.

 

 

 

Ansichtskarte-Ausschnitt, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.

 

Das Ende der Coschützer Straße. Noch verlängert keine Brücke die Coschützer Straße direkt bis zur Dresdner Straße. Rechts die alte Potschappler Schule, daneben ein schönes Wohn-und Geschäftshaus von 1906, mit Uhrenturm und Jahreszahl.

 

 

Foto Lutz Ziegenbalg, Ausschnitt aus dem 2.Stadtmodell von 1926, Eigentum Städtische Sammlung Freital, Schloss Freital-Burgk

Dieses zweite Stadtmodell hat die Stadt Freital ein Jahr nach Architekt Bitzans Stadtmodell, 1926  als Ergänzung zu den Vorhandenen Modell ebenfalls im Rathaus Döhlen ausgestellt. Es stellt die Fortführung von Neudöhlen bis Potschappel bis an die Coschützer Straße dar.

 

Auf dem Bild ist im Vordergrund der Potschappler Markt an der Dresdner Straße zu sehen. Im Zentrum des Platzes steht der große runde Marktbrunnen, links, mit rotem Dach, das Trnsformatornhäuschen an dessen Fassade der Nasenbrunn angebracht wurde. Dahinter die Weißeritz, die später über die ganze Breite des Platzes überbrückt werden sollte und mit dem dahinterliegenden Freidrich Ebert-Platz (Platz der Jugend an der Coschützer Str.) zu einem ganzen verschmelzen sollte. Die Häuser an der Weißeritzseite am Potschappler Markt existieren auf dem Modell bereits nicht mehr.  Die Häuser haben aber bis 1990 noch gestanden und wurden durch ein neues Wohn- und Postgebäude ersetzt.

Bitzan hat in seinem Auftragsbuch "Platzgestaltung Potschappel" stehen, vermutlich sind beide Plätze gemeint, die zu einem großen dekorativen Platz werden sollten.

 

 

 Bild vom Farbdia, Sammlung Lutz Ziegenbalg, Urheber: Eberhard Werkner aus 77694 Kehl, aufgewachsen in Freital.

 

 Unser Nasenbrunnen 1960 noch am Transformatorenhäuschen mit seinem schön ausgeformten Tropfenfänger in Kunststein, sogar der Fassadenhintergrund, den man durch die Hufeisen sieht, ist gestaltet worden. Das Trafohaus hatte an der linken Seite auch noch eine kunstvoll gestaltete Tür mit eisernen Beschlägen. Im Zentrum des kupfernen Brunnenreliefs sehen wir rechts die Darstellung des alten Schmiedegebäudes, welches für die Platzneugestaltung von der Stadt angekauft wurde um es abzureisen, der Schmied zog dann in die alte Schule an der Coschützer Straße 3 (ehemaliges Gästehaus vom Rittergut Potschappel, später auch als Schule genutzt, das älteste Barockgebäude von Potschappel),nur wenige Meter vom alten Standort entfernt (vergleiche mit erstem Bild in diesem Beitrag). In einer alten Akte fand ich den Hinweis, dass es für das Gesicht der Nasenfigur am Tropfbrunnen tatsächlich eine lebende Person als Vorbild gab, es soll der Syndikus (Rechtsanwalt) Karl Tögel aus Coßmannsdorf/Hainsberg gewesen sein, damals auf der Gartenstraße 53 c wohnhaft.

 

 

Ansichtskarte, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.

 

Eine Ansichtskarte, eine Arbeit vom Kunstschlosser Rothenberger aus Potschappel der Schöpfer des Potschappler Nasenbrunns. Rothenberger war der Till Eulenspiegel Freitals, der mit seinen Werken der Politik immer wieder mal den Spiegel vorhielt, aber das ist wohl heute nicht mehr notwendig.

 

 

 Scan, Lutz Ziegenbalg, „Das schöne Sachsen“ Freital-das Tal der Arbeit: Heft 2, 8. Jahrg. Febr. 1938, Wilhelm Limpert-Verlag Dresden.

 

 Eine weitere Schmiedearbeit vom Kunstschlosser Rothenberger für die in Freital Potschappel (Gutenbergstraße 3-6) einst sesshafte Buchbinderei und Druckerei, des Zeitungsverlags Stolle von der Freitaler Tageszeitung Glück-Auf um 1930. Blick von der Straße „Am Bahnhof Nr. 6“. auf den Innenhof und die Rückseite der Dresdner Straße. Tor mit der Aufschrift, „Der Geist lebt fort, im gedruckten Wort“, darunter zwei Eulen. Die großen Gebäude der Firma Stolle an der Gutenbergstraße wurden 1945, durch vereinzelte Bombenabwürfe getroffen und vernichtet, man sagt die Bomben waren für den Potschappler Bahnhof gedacht gewesen, um die Bahnstrecke zu unterbrechen. Auch der Bahnhof wurde getroffen.

 

 

Zeitungswerbung, Oktober 1921, Freitaler Anzeiger-Gück Auf, Zeitungsarchiv Städtische Sammlung Freital, Schloss Burgk
Zeitungswerbung, Oktober 1921, Freitaler Anzeiger-Gück Auf, Zeitungsarchiv Städtische Sammlung Freital, Schloss Burgk

Kunstschlosser Rorhenberger hatte sich spezialisiert auf die Produktion von Lampen.

 

Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

Hier sieht man das wunderschöne Wasserspiel des Brunnens im Art-Deco-Stiel, man kann förmlich das leise beruhigende plätschern der vielen feinen Wasserstrahlen hören. Von älteren Freitalern konnte ich erfahren, dass sich viele Vögel auf dem Brunnen niederließen um die obere Schale als Vogeltränke zu nutzen. Im Hintergrund sieht man den Zaun, der ebenfalls in geometrischen Dreiecksformen, von Bitzan dem Zeitgeschmack entsprechend gestaltet wurde und die Formsprache des Brunnens übernimmt. Dieses Bild ist eine der wenigen Ansichten welches den Brunnen in Betrieb zeigt.

 

Ansichtskarte, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.

Scan, Lutz Ziegenbalg, Heft: “Plauenscher Grund“ Tal der Unrast, Heimatbuch – Herausgegeben von Hellmuth Heinz 1950, Sachsenverlag Dresden.

 

Nahaufnahme Marktbrunnen in Potschappel, Foto ca.1950, die Wasserausläufe sollen laut Überlieferung aus Bronze gewesen sein und hatten damls eine schöne grüne Patina.

 

 Bild vom Farbdia, Sammlung Lutz Ziegenbalg, Urheber: Eberhard Werkner aus 77694 Kehl, aufgewachsen in Freital.

 

1960, der Marktbrunnen zu Potschappel kurz vor der Zerstörung.

 

 

Bild vom Farbdia, Sammlung Lutz Ziegenbalg, Urheber: Eberhard Werkner aus 77694 Kehl, aufgewachsen in Freital.

 

1960, der Brunnen während des Abbruchs, dort wo links der Zaun steht, dort wird dann später die neue Brücke über die Weißeritz gehen. Das linke Eckhaus hinter der Weißeritz, ist ein Jugendstielhaus, welches hinter seinen Giebeln früher noch einen kleinen Turm mit Uhr hatte. Dahinter sehen wir das barocke Gästehaus vom Rittergut Potschappel, beide Häuser wurden nach 1989 abgerissen.

 

 

 Bild vom Farbdia, Sammlung Lutz Ziegenbalg, Urheber: Eberhard Werkner aus 77694 Kehl, aufgewachsen in Freital.

 

 Wenn man den abgerissenen Marktbrunnen aus der  Anfangszeit der Stadt in seine Segmente zerfallen so daliegen sieht, fragt man sich, ob es möglich gewesen wäre, ihn behutsam abzubauen und anderswo wieder aufzustellen. Vielleicht denken die Stadtplaner bei Zukünftigen Platzgestaltungen an unseren schönen alten Bitzan-Brunnen.

 

 

 Foto, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.

 

Die Häuser „Am Markt“ Nr. 5,6,7 im Januar 1990. Der letzte Handwerker in der Häuserzeile, der Korbmacher Nordmeier. Heute nimmt ein Neubau ihren Platz ein (die Post). Die Neugestaltung des Marktes ab 1960  zum Parkplatz wurde vom Architekt Patzelt aus Freital vorgenommen.

 

 

Foto, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.

 

Marktstraße in Potschappel, von der Dresdner Straße aus gesehen, 21.Nov.1994, links einzigstes Haus mit einem Biedermeiererker in Freital, wurde abgerissen. Da der Markt den sonst üblichen Geschäften auf Grund seiner geringen Größe nicht genug Platz bot, siedelten sich sehr viel Geschäfte und Handwerker in der Marktstraße an, man könnte auch sagen, die Marktstraße war ein Teil des Marktes. Auf der rechten Straßenseite sind bereits einige Häuser durch Abriß verschwunden.

 

Foto Sammlung Jörgh Hubrig aus Freital

 Der Gibel des Hauses hatte sicherlich früher eine anderre Form, er ist vermutlich durch länger zurückliegende Reperaturarbeiten am Haus vereinfacht worden. Das war das Haus mit dem einzigsten Biedermeier-Erker in Freital.

 

Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ und andere Quellen zum Potschappler Markt

 

Juli 1923, Stadtverordnetensitzung Freital:

 

Ein Ideenwettbewerb hat die bedeutendsten Architekten Dresdens veranlaßt sich mit dem Gedanken eines neuzeitlichen Ausbaus unserer romantisch zwischen den Bergen im Tal liegenden Stadt zunächst in der Theorie zu beschäftigen. Das langestreckte Tal zwingt zu einer elliptischen Begrenzung des inneren Stadtbildes. Die elliptische Form erfordert sinngemäß zwei Brennpunkte, um welche sich der nördlich und südliche Hauptteil des Stadtgebietes gruppiert. Der nördliche Brennpunkt wird durch den Marktplatz des Stadtteil Potschappel gekennzeichnet, dessen späterer Ausbau über die Weißeritz hinaus im Vorjahr eine gewisse Vorbereitung erfahren hat, durch den Ankauf der Schmiedeschänke.

 

13. Sept.1924. öffentliche Stadtverordnetensitzung: Ausbau Marktplatz Stadtteil Potschappel und dem Abbruch der Schmiede, für die ein Einbau auf der Coschützer Straße als Ersatz dienen soll.

 

 

 

03. April 1925, Etatsrede Oberbürgermeister Dr.Wedderkopf: Der Marktplatz in Potschappel ist in einer Umgestaltung begriffen, die Alte Schmiede mit dem traditionellen Misthaufen ist im Begriff, von der Bildfläche zu verschwinden. An die Stelle des holprigen Steinpflasters sollen schöne Rasenflächen treten.

 

Am 09.Juli 1925, Tätigkeitsbericht vom Stadtbauamt; Das die Stadtverschönerung besonders durch die Ausgestaltung des Potschappler Marktes zum Ausdruck kommt. Der Brunnen wurde vornehmlich, nach den Entwürfen des bewährten Architekten Bitzan ausgeführt.

 

25. Juli 1925, die städtische Hauptkanzlei teilt mit das ein Mitglied des Verbandes Sächsischer Industrieller eine Namenhafte Stiftung für den Springbrunnen des Potschappler Marktes zugesagt hat.

 

01. August 1925, Die einzelnen Transformatorenhäuser in den einzelnen Stadtteilen genügen den Anforderungen der Technik nicht mehr. Im Stadtteil Potschappel ist ein neues Transformatorenhaus in Angriff genommen worden, es wird am Eckpunkt des neuen Marktplatzes stehen und sich architektonisch stielvoll dem neuen Platz anpassen.

 

14. Aug. 1925, Der neue Marktplatz in Potschappel, seit zwei Tagen ist der Bretterverschlag gefallen, der äußere Randweg wird noch gepflastert, und die Strahlenförmig nach dem Brunnen zulaufenden Wege sind noch zu bekiesen, auf den eigefassten Beeten werden die Stadtgärtner noch Bepflanzungen vornehmen. Es bestand im Vorjahr noch der Plan die dahinter stehenden Häuser abzureisen und die Weißeritz in der ganzen Breite des Marktes zu überbrücken, um den Mark mit den dahinter liegenden  Friedrich Ebertplatz (heute „Platz der Jugend“, in der DDR „Platz der Weltjugend“) zu verbinden. Damit hätte Potschappel in seinem Zentrum einen großen schönen Markt bekommen.

 

04. Sept. 1925, Öffentliche Stadtverordnetensitzung: Auf Vorschlag des Oberbürgermeisters soll ein Verschönerungsausschuss ins Leben gerufen werden. Es soll ein Unterausschuss des Bauausschusses sein.

 

13. Oktober 1925, Freitaler Volkszeitung, Tageszeitung für die sozialdemokratische Partei von Freital und Umgegend, Die Freitaler Nase: Unser Freitaler Künstler Richard Rothenberger hat uns ein köstliches Gegenstück zu seinem Freitaler Lügenmaul geschaffen: die Freitaler Nase! Ein kleiner Schmiedebrunnen, der seit einigen Tagen den Altmarkt im Stadtteil Potschappel schmückt und heute als Geschenk des Künstlers an die Stadt übergeben wird. Aus einer Kupfergetriebenen Plakette schaut eine neugierige Spießbürgerseele mit Zipfelmütze heraus. Unter dem Kopf der Markt wie er früher aussah, mit der alten Schmiede und der in doppeltem Sinne berüchtigte Misthaufen, und daneben ein Pferd, das nicht nur die geistige Verbindung zwischen Schmiede und Misthaufen herstellt. Im Mittelpunkt die Nase des Spießers die sich rümpfend und schnüffelnd, neugierig umschaut, was wohl die neue Richtung „Anstoß erregendes“ wieder ausgeheckt hat. Die Nase hat aber die Rechnung ohne den altgewohnten Misthaufen gemacht, dessen liebgewordener „Duft“ selbst für dies abgestumpfte Spießernase so stark ist, das sie heftig niesen muss. Aber die Freitaler Nase hat nicht nur einen hohen künstlerischen Wert, sondern auch kulturgeschichtliche Bedeutung! Hält sie doch die ersten Kämpfe um die Stadtwerdung und kurz nach der Stadtwerdung, in humoristischer, aber darum in nicht minder treffender Weiße fest. Es ist ja bekannt, dass sich bei der Gründung unserer Stadt zwei Parteien heftig bekämpften. Eine fortschrittliche, unter sozialistischer Führung, die für, und ein rückschrittliche Partei, die sich heftig gegen die Stadtwerdung und den damit verbundenen Fortschritt zur Wehr setzte. Auch nach der Gründung der Stadt hörten die Angriffe der Reaktionären Gegner nicht auf. Alles, was die Stadt Neues und Gutes geschaffen, wurde auf das schärfste verworfen. Die Gegnerschaft richtete sich auch gegen die Verschönerung des Marktes und der Brunnen hält diese Begebenheit ironisch auf originelle Weise fest. So wird das kleine Kunstwerk zu einer Mahnung für kommende und gegenwärtige Geschlechter. Richard Rothenberger, selbst ein Potschappler Kind, hat hier die Schule und drei Jahre die Selekta besucht (Begabtenförderung), wo er als armes Kind eine halbe Freistelle hatte. Dank seiner guten Schulbildung kam er in der Welt gut voran und schenkt der Stadt zum 50 jährigen Jubiläum der Lessingschule diesen Brunnen aus Dankbarkeit.

 

 14. Okt. 1925, der frühere Marktplatz Potschappel hat vor wenigen Tagen ein originelles Kunstwerk erhalten. An dem neuen Transformatorenhaus der Kraftwerke Freital ist vom Kunstschlossermeister Rothenberger anlässlich des Jubiläums der Lessingschule, der Stadt ein kupfernes Relief geschenkt worden, und als kleiner Brunnen an das Häuschen angebracht worden. Der Bauausschuss und Bürgermeister Klimpel haben gestern Nachmittag den Brunnen dankend in das Eigentum der Stadt übernommen. Das Relief ist umgeben von einem Kranz aus eisernen Hufeisen, sie sollen an die ehemalige Schmiede am Marktplatz erinnern und gleichzeitig ein Denkmal für das Pferd sein, da wenn alles automobilisiert sein wird, bald kein Pferd mehr in der Stadt zu sehen sein wird. Das Kupferrelief zeigt rechts die Alte Schmiede und links ein Pferd was grade beschlagen werden soll und zwischen beiden ein unvermeidlicher Dunghaufen. Über all dem sieht man den Kopf eines Spießbürgers mit Zipfelmütze und einer etwas länglich geratenen Nase. Das Ganze soll ein Denkmal für den Marktplatz Potschappel in seinem früheren Zustand sein. Nach Erläuterungen des Schlossermeister Rothenbergers, sieht ein Spießbürger auf den Markt um zu schauen was es neues gibt, dabei steigt ihm der Geruch vom Dunghaufen in die Nase und er muss mit verzerrten Gesicht niesen und so niesen das ihm das Wasser aus der Nase läuft. Schlossermeister Rothenberger sieht sein Kunstwerk als wohlgemeinten Scherz und möchte niemanden damit kränken. Der Hufeisenkranz wurde von dem bei Rothenberger beschäftigten Kunstschlosser Hartmann geschmiedet, die übrigen Arbeiten wurden vom Schlossermeister Rothenberger selbst gefertigt. Das Modell zu diesen Brunnen fertigte Gewerbelehrer Hildebrandt, der auch den großen Brunnen des Marktplatzes modellierte. Dem Architekten Steuer sind einige gute Anregung zu verdanken, Stadtbaumeister Schott hatte die Bauleitung für das Transformatorenhäuschen und für den kleinen Schmiedebrunnen.

 

02.Oktober 1926, Freitaler Volkszeitung, Tageszeitung für die sozialdemokratische Partei von Freital und Umgegend, Nr. 230, Montag 6 Jahrg.S.5.In den Werkstätten unserer Gewerbeschule. Gemäß der Wertung der Kunst haben die Maler und Modelleure und der dergleichen Berufe mehr ihre Wirkungsstätte im obersten Stockwerk. Der Kunstgewerbler Herr Hildebrandt, bekannt durch seinen Entwurf der Freitaler Spießernase, gibt dieser Abteilung einen kenntnisreichen Leiter. In den Zimmern, die zu dieser Abteilung gehören, sehen wir nichts als Zeichnungen, Modelle, Gips-und Tonfiguren.

 

Adressbuch Freital 1925/26. Hildebrandt, Ottomar Max William, Dekor. Malermeister, Richardt-Wagner-Platz 10

 

Tätigkeitsbericht der Stadt Freital vom 01.Okt.1921 bis 01.Okt.1926, Stadtbauamt S.8, Durch den Ankauf des Schmiedegrundstückes und teilweisen Umbau bzw. Abbruch des Gebäudes war es möglich, den früheren Marktplatz im Stadtteil Potschappel, auf dem vorher die Düngerhaufen der Hufschmiede lagerten, in eine freundliche Zieranlage umzubauen. Diese städtebauliche Anlage wurde mit einem größeren Springbrunnen verziert.

 

11. Juni 1926, der Brunnen auf dem Marktplatz in Potschappel ist kürzlich mit Wasserpflanzen versehen worden und hat als schmückenden Rahmen eine Blumenanlage erhalten, heute sind nun Goldfische in das Wasser des Brunnens eingesetzt worden.

 

30. Aug.1926. Der alte neue Potschappler Markt vereinigt Springbrunnenanlage, Ruheplätze Spielplatz und  Blumen umrahmt mit einem buntgestrichenem Holz-Zaun.

 

Ergänzung:

 

In den Privaten Aufzeichnungen vom Architekt Rudolf Bitzan fand ich in einer chronologischen Aufzählung seiner Projekte, folgenden handschriftlichen Eintrag: 1926, Platzanlage in Potschappel. Wobei die Jahreszahl sicherlich den Zeitpunkt der Abrechnung nach Fertigstellung des Projekts darstellt (aus privaten Unterlagen, aus Familienbesitz der Nachfahren Bitzans).