Bizan-Stadt Freital, der Lieblingsarchitekt der Stadt Freital - Rudolf Bitzan und seine Projekte für Freital.

 

 

Der Neumarkt, ein neues, alle Ortsteile verbindendes Forum, für die junge Stadt Freital

 

 

Wettbewerb Handels-und Gewerbeschule, Steuerhaus und Stadthalle der Stadt Freital in Sachsen.

 

Deutsche Bauzeitung 1922 Bd. 56 – Seite 532

 

Die Stadt Freital hatte zur Erlangung von Entwürfen zur Erlangung einer HandeIs-und Gewerbeschule, eines Steuerhauses und einer Stadthalle einen beschränkten Ideenwettbewerb veranstaltet. Die Preisrichter, Mitglieder der städtischen Kollegien und Mitglieder des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Oberbaurat Koch, Regierungsrat Dr. Goldhardt und Professor Hempel haben die Preise verteilt wie folgt: Die Entwürfe mit dem Winkelzeichen und mit den zwei Ringen, Verfasser Architekt Wohlrab in Freital und Architekt Rudolf Bitzan in Dresden erhielten

je 20 000 M, die Entwürfe „Fürs Volk“, „Straff“ und „Fünfstern“, Verfasser Architekten Pötzschke und Krautschick, Bohlig und Kurt Bärbig, sämtlich in Dresden, je 10 000 M.

 

 

Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 04,    Original Quelle: Zeitung „Tanz und Gesellschaft“ 4. Jahrgang, 27. Mai 1927 (Dresden).

 

 

Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 04,   Original Quelle: Zeitung „Tanz und Gesellschaft“ 4. Jahrgang, 27. Mai 1927 (Dresden).

  

 

2 Bilder, Überarbeiteter Entwurf von Rudolf Bitzan für das neue Stadt-Forum Freital, rechts das Stadthaus, das einzige Gebäude aus seinem Gesamtentwurf welches tatsächlich nach den Plänen Rudolf Bitzans gebaut wurde. Alle andern Gebäude entlang der Dresdner Straße wurden von anderen Architekten ausgeführt, gehören aber zu dem von Ihm umgesetzten Gesamtentwurf für das neue Stadtmodell Freital, im Auftrag der Stadt. Auf der rechten Seite hinter dem Stadthaus das Gebäude der Zentralpost und in der Mitte die Stadthalle als zenrales Rathaus für Freital. Es sind drei Gebäude wie in der ersten Ausschreibung von 1922. In der Mitte der Anlage der Senkgarten mit großer Wasserfläche. Der bereits umgesetzte kleinere Brunnen aus seinen früheren Entwürfen, wurde in späteren Jahren wieder entfernt, da er zu klein war und wenig Wirkung hatte. Bild-Beschriftung links: Neumarkt Freital, Beschriftung rechts: Dresden 29.12.26 der Verfasser.

 

 

 

Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 04.

 

 

Eine vergleichbare, noch modernere Gestaltung, zeichnete Bitzan 1927 für die Stadt Hohen Neuendorf in Brandenburg bei dem Stadtteil Berlin-Frohnau im Oberhavelland, dieser Entwurf wurde ebenfalls nicht umgesetzt. Er entwarf für diesen Ort auch noch ein modernes Kino.

 

 

Scan, Lutz Ziegenbalg, Buch: „Freital“ Deutschlands Städtebau, von Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf,  DARI-Verlag: Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin Halensee 1924.

 

 

 

Lageplan der Stadt Freital vom Projekt Neumarkt, vor 1924. Dieser Übersichtsplan zeigt deutlich, dass um die Gebäude reichlich Grünanlagen und Parkähnliche Strukturen geplant waren. Dieser Entwurf dürft nicht von Rudolf Bitzan sein, da Bitzan von Anfang an eine geschlossene Bebauung geplant hatte.

 

 

Scan, Lutz Ziegenbalg, Buch: „Freital“ Deutschlands Städtebau, von Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf,  DARI-Verlag: Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin Halensee 1924.

 

 

Entwurfs-Zeichnung einer Ansicht vom zukünftigen Neumarkt Freital, vom Architekt und Stadtbaumeister von Freital, Otto Schott, am rechten unteren Rand sieht man seine Beschriftung (vor 1924). Veröffentlicht im Artikel „Die bauliche Entwicklung der Stadt Freital“ von Cornellius Gurlitt im oben benannten Stadtbuch von Freital. Mit Gurlitt gewann man einen Architektur-Experten als Autor für dieses Buch. Gurlitt war Rektor an der Technischen Hochschule Dresden und Architekt. Er war ein Kenner der Architektur Dresdens und sein wichtigstes Werk war „Die Geschichte des Barock“, so verwundert es nicht, das er bei der Auswahl seiner Bilder für seinen Beitrag, sich ausgerechnet für den barock anmutenden Entwurf vom Freitaler Stadtbaumeister entschied und nicht für die modernen Bauten  vom Architekt Bitzan. Gurlitt schrieb1920 auch ein „Handbuch des Städtebaus“, vielleicht war es für Freital nützlich. 1899 entwarf er die Pläne für eine geschützte Unterbringung der historischen Grabsteine aus der Döhlner Kirche in einer überdachten  Denkmalhalle im Kirchhof. Die Nachfahren dieser Familie waren vor einigen Jahren in Bayern mit Ihrer Kunstsammlung in die Schlagzeilen geraten.

 

 

Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv Dresden, 10852 Technisches Oberprüfungsamt, 955

 

 

Zweiter Versuch, Neumarktgestaltung Freital von 1936/37, erneute Bemühungen der Stadt Freital, Freital einen zentralen Platz zu geben, diesmal deutlich reduzierter, von der ursprünglichen Platzgestaltung ist nur das Rathaus übrig geblieben. Der Entwurf stammt von Herrn Dipl. Ing. Gustav Alfred Aeckerlein aus Freiberg, eine Ausarbeitung für die Prüfung des Hochbaufaches vom 10.02.1936, er hat zuvor ein allumfassende Bestands-und Bedarfsanalyse für Freital erstellt. In seiner Ausarbeitung betrachtet er den Bestand an Wohnungen, öffentlichen Gebäuden, das Verkehrsnetz und den Bestand an Grünanlagen und Plätzen, auch die räumliche Situation im Talkessel und die Geschichte der Industrie spielen eine Rolle. Links sehen wir das Finanzamt und rechts das Stadthaus heute Ärztehaus, vorn die Dresdner Straße mit Straßenbahn.

 

 

Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv Dresden, 10852 Technisches Oberprüfungsamt, 955

 

 

Transformatorenhaus an der Straßenseite am Neumarkt um 1930, wurde später abgerissen (Entwurf vom Stadtbaumeister Paul Bock).

 

 

Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ zum Neumarkt Freital

 

17.07.1922, Ideenwettbewerb, Nr. 167, Der Rat beschließt einen Ideen-Wettbewerb auszuschreiben für drei städtische Gebäude - ein Steurhaus, eine Handels-und Gewerbeschule und einer Stadthalle. Die 3 Gebäude sollen auf der Stadt gehörigen 10 000 m² Grundstück der früheren chemischen Fabrik an der roten Mühle errichtet werden. Dieser Platz ist besonders geeignet, da in unmittelbarer nähe 6 Verbindungsstraßen des Plaunschen Grundes münden.

 

06.10.1922, Ideenwettbewerb, Nr. 234, Die Frist zur Einreichung von Entwürfen zwecks Erbauung von drei öffentlichen Gebäuden auf dem städtischem Grundstück, auf dem früher die chemische Fabrik stand, ist am 03. Oktober abgelaufen. Der Rat hat 15 bedeutende Künstler zur Beteiligung an diesem beschränkten Indeenwettbewerb augefordert.

13 Entwürfe sind eingegangen. Das Preisgericht besteht aus Regierungsbaurat Dr. Goldhardt, Prof. Hempel, Oberregierunsgbaurat Koch, und Stadtbaumeister Röthig,  sämtliche aus Dresden, aus Bürgermeister Dr. Wedderkopf und den Stadtverordneten Vermessungsingenieur Flach und Lehrer Wetzig. Zur Verwirklichung der Pläne soll nur geschritten werden, wie der Bürgermeister erklärt hat, wenn es die allgemeine Witschaftslage gestattet;

In den Wettbewerbsbedingungen für eines Steurhauses, einer Handels-und Gewerbeschule und einer Stadthalle werden u. a. verlangt: Lageplan, Grundrisse und Ansichten der wichtigsten Schauseiten. Sämtliche preisgekrönten Arbeiten gehen mit der Zahlung der Vergütung in das Eigentum der Stadt über. Sämtliche Bauwerke sollen ein harmonisches ganzes bilden, ohne daß die Selbstständikeit der einzelnen Gebäude darunter leidet. Bemerkt sei das im Haushaltsplan eine Rückstellung von 500 000 M für öffentliche Gebäude besteht, künftighin sollen alljährlich soche Rückstellung vorgnommen werden. Zwischen den einzelnen Bauten sollen künftig Zierhöfe, öffentliche Gartenanlagen und Wasserspiele nutzbar gemacht werden.

 

06.10.1922, Nr. 234, Steuerhaus auf dem Platz der alten Chemiefabrik von Reichard:  Das Steuerhaus soll drei Geschosse haben, im Erdgeschoss das städtische Steueramt mit 8 Räumen. Im ersten und zweiten Obergeschoß sind das Finanzamt und Zollamt geplant, das ganze mit Zenralheizung.

 

06.10.1922, Nr. 234, neue Handels und Gewerbeschule auf dem Platz der alten Chemiefabrik von Reichard:  Sie wird 14 Räume erhalten, drei Zeichensäle, einen Maschinensaal, ein Modellierraum, eine Tischlerwerkstatt und 8 Unterrichtsräume. Es ist ein Physikzimmer und eine Schülerbibliothek geplant, angedacht sind später Erweiterungen am Platz und eine Realschule. Auch soll es eine Kochküche und Zenralheizung geben.

 

07.10.1922, Nr. 235, neue Stadthalle auf dem Platz der alten Chemiefabrik von Reichard:  Soll ein recht stattliches Gebäude werden. Es wird einen großen Konzert- und Vortragssaal mit Galerien für insgesamt

1300 Personen, mit Bühne und Kinematographicher-Einrichtung enthalten. Dazu einige kleine Versammlungräume und Sitzungsräume, weiter Restaurationsräume mit Terassen, Vereinsräume und Biliotheksräume.

 

31.10.1922, Ideenwettbewerb, Nr. 255, Die beim Stadtrat eingegangnen Entwürfe zur Erbauung eines Steurhauses, einer Handels-und Gewerbeschule und einer Stadthalle wurden im Saal der Verwaltungstelle B ausgestellt. Über den Ideenwettbewerb erstattete Bürgermeister

Dr. Wedderkopf in der Stadtverodnetensitzung Bericht. Ein neues Steuerhaus sei eine große Notwendigkeit. Dafür seien vor 3-4 Monaten die Mittel bewilligt worden, damals etwa 3-4 Millionen. Heute würde es aber 12 Millionen kosten. Daher war die Erwerbung des "Krugs zum Grünen Kranz" und des Restaurants "Zum Hirsch" eine Notwendigkeit. Aber selbst dies sei kein Zustand, der jahrzehent dauern könnte; man müßte später auch an die Unterbringung der vereinigten Ortkrankenkasse im Mittelpunkt der Stadt denken. Diese Aufgabe öffentliche Gebäude zu errichten, müssten wir in den nächsten Jahren erfüllen. Man müsse alles tun, um unser Stadtbild einheitlich und planmäßig auszugestalten. Vor der Beratung über die Preiszuerkennung hätte man die Baustelle besichtigt, und die Fachleute hätten ihre Bewunderung über das Gelände ausgedrückt. Wie sich die Architekten die Entwicklung der Stadt dächten, das muß in den Plänen zum Ausdruck kommen, es sei geschehen und daher hätten sie die Entwicklung der Stadt nach Süden zu nach dem großen freien Bereich am Fuße des Windbergs berücksichtigt. Besonders ein Plan habe allgemein gefallen, weil er alles in städtebaulischer Bezieheung wünschnswerte vereinte, der andere Plan sei architektonisch besonders schön. Darum haben das Preisrichterkollegium beiden die gleichen höchsten Preise von je 20 000 M zuerkannt. Ein erster Preis habe aber nicht vergeben werden können. Weil kein Plan die städtebaulichen und architektonischen Gesichtspunkt zugleich voll berücksichtigt habe. Der erste Umschlag war der des heimischen Architekten Wohlrab, der zweite des Dresdner Architekten Bitzan, der Erbauer unseres schönen Rathaus. Nachdem nun die angelegeneit des Steuerhauses geregelt wäre, sei es eine dringende Notwendigkeit, mit allen kräften an die Schaffung einer Handel- und Gewerbeschule heranzugehen, und darauf bei der Regiung einzuwirken.

 

1923 Landerwerb vom Kammerherrn Freiherrn von Burgk für einen von öffentlichen Bauten umrahmten Marktplatz, zwischen Weißeritz und Dresdner Straße in Neudöhlen (heute Neumarkt an der Leskestraße). Info aus dem Stadtbuch Freital von Dr. Wedderkopf.

 

07. Nov.1924, Vom Neumarkt: Seit einigen Tagen sind Arbeiter auf dem Neumarkt damit beschäftigt, die Richtungslinien auf dem Neumarkt der neuen Anlage festzulegen. Man kann bereits einige der neuen Wege erkenne, die das Schmuckgebiet durchziehen werden.

 

09. Juli 1925, Tätigkeitsbericht Stadtbauamt: Die Stadt hat mit dem Bau eines Springbrunnes begonnen, der sich in die Gesamtplanung wirkungsvoll eingliedern wird. Diese Planung wird den Neumarkt zu einer Platzanlage gestalten, an deren Umrandung wichtige öffentliche Gebäude von Reich, Staat und Stadt Platz finden sollen.

 

12. Sept.1925, Neumarkt als Volksplatz: In seiner letzten Sitzung hat der Rat auf Vorschlag des Stadtbauamtes beschlossen, den Neumarkt bis zur endgültigen Bebauung des Platzes als Volksplatz freizugeben. Der Platz hat eine Fläche von 20 000 und die Rasenflächen sollen vorerst spielenden Kindern und ihren Eltern dienen. Auch Jahrmärkte sollen zukünftig dort stattfinden, nur die Rauchschwaden des benachbarten Kraftwerks stören gelegentlich.

 

23. März 1926, Vom Neumarkt: Der vor längerer Zeit vorgeschlagene Name „Freiheitplatz“ ist im neuen Stadtplan Freitals nicht aufgeführt, da sich die Bezeichnung Neumarkt eingebürgert hat. Im Übrigen ist der Neumarkt, in seinem jetzigen Zustand nicht geeignet, das Stadtbild zu verschönern, dafür sorgen die Lichtmasten. Auch der Springbrunnen wirkt unschön, er liegt zu tief. Der Platz muss auch gepflegt werde, denn aus den Bauten wird aus finanziellen Gründen in den nächsten Jahren nichts.

 

01. Juni. 1926. Städtebauliche Betrachtung: Die geplante Bebauung des Neumarktes, würde der Stadt den jetzt vermissten Kern geben, den Sammelpunkt. Die Vereinigung der wichtigsten öffentlichen Gebäude an einer zentralen Stelle wäre eine beachtliche Schöpfung.

 

24.Aug. 1930, Lässt man die Grünanlagen verfallen?: Das Elektrizitätswerk hat am Neumarkt ein Transformatorenhäuschen errichten lassen, das zwar nicht gerade als Zierde der Hauptstraße anzusehen ist, aber einen Erfolg gebracht hat, das die Stadt veranlasst wird etwas zur Verschönerung des Neumarktes zu tun.

 

05. Nov.1930, Neumarkt freundlicheres Gesicht, nachdem das Transformatorenhaus vom Kraftwerk von einer Hecke gesäumt ist und Wege und kleine Bäume angepflanzt worden sind.

 

 

 

 

Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

Nach 1933 gab es dann einen neuen Namen für den Neumarkt in Freital-Neudöhlen, der nach 1945 wieder geändert wurde.

 

 

Foto,  Private Sammlung.

 

 

In der DDR hieß der Neumarkt dann, Ernst Thälmann Platz. Im Hintergrund vor dem riesigen Baumbestand sieht man die Fahnenmasten und daneben den Kopf vom Ernst Thälmann Denkmal. Dieses Denkmal war ein steinerner Thälmannkopf auf einer rechteckigen Säule. Auf dem Bild sieht man nur den Kopf, da der Bereich immer noch abgesenkt war, wie man es nach Birzans Plänen bereits umgesetzt hatte. Das Umfeld war Parkartig gestaltet mit zahlreichen Rhododendron-Sträuchern und Wiesenbereichen, dazwischen Wege und Bänke. Rechts sehen wir eine Ecke des Stadthauses und die 60ger Generation wird noch gefahren. Als Schüler durfte ich mit meinen Klassenkameraden den Park mit dem Laubrechen symbolisch pflegen, als Thälmannpionier. Heute ist der Platz wieder auf Straßenniveau aufgefüllt und es ist eine ebenmäßige Asphaltfläche(Parkplatz) unterbrochen von einigen Hochbeeten mit schönen Staudenpflanzungen und einem Brunnen als Mittelpunkt an der Straßenseite.