Lebenslauf von Dr. Carl Wedderkopf

 

 

Vater: Gustav Heinrich Ludwig Wedderkopf in Wolfenbüttel auf der Karlsstraße Nr.3 am

 

+ 09.03.1887 Wolfenbüttel mit 45 Jahren verstorben.

 

Beruf: Fuhrmann

 

Mutter: Auguste Conradiene Wedderkopf geb. Winckler,

 

Religion: beide evangelisch-lutherischer

 

 

 

Geschwister:

 

Gustav Carl Heinrich Wedderkopf,    * 20. 09.1879 Wolfenbüttel,

+ 20.12.1962 Hannover

 

Helene Dorette Auguste Wedderkopf * 19.06.1882 Wolfenbüttel,

 

Anna Marie Gustave Wedderkopf      * 16.09.1887 Wolfenbüttel, +17.01.1977 Roth in Bayern

 

 

 

Bezeichnung:

 

Oberleutnant zur See, Maschinenbau-Ingenieur,

Jurist, zweiter Bürgermeister in Demmin,

erster gewählter Bürgermeister der neu gegründeten Stadt Freital, Marineoberbaurat.

 

*16. 02.1885 in Wolfenbüttel

 

+10.01.1961 in Hannover

 

begraben: 25.01.1961 auf dem Hauptfriedhof Wolfenbüttel.

 

 

 

Religion: evangelisch-lutherisch

 

 

 

 

 

Carl Wilhelm Conrad Ferdinand Wedderkopf wurde am

16. Februar 1885 als Sohn des 1887 verstorbenen Fuhrherrn Gustav Heinrich Wedderkopf in Wolfenbüttel im Freistaat Braunschweig geboren.

 

Vom 6. bis zum 14. Lebensjahr besuchte er die I. Bürgerschule Wolfenbüttel.

 

Mit 17 Jahren trat er freiwillig in den Dienst der kaiserlichen Marine ein, wo er an Bord von See-Marine Schiffen im In- und Ausland tätig war.

 

Vom 16.-23.März 1914 fand die Prüfung einiger Schüler auf Primareife statt; bestanden wurde dieselbe von Carl Wedderkopf, Deckoffizier der Kaiserlichen Marine in Wilhelmshaven, Gaußschule-städtische Oberschule Braunschweig.

 

Nach dem Besuch der  technischen Marine-Schulen absolvierte er die Abschlussprüfungen und war Maschinenbauer und erreichte im weiteren Verlauf seiner Dienstzeit durch seine guten praktischen und theoretischen Fähigkeiten den Dienstgrad eines Torpedo-Oberingenieurs mit dem Rang eines Oberleutnants zur See.

 

Am Ende des I. Weltkrieges wurde er auf eigene Wunsch verabschiedet um das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften aufzunehmen. Auszeichnung während des Militärdienstes: Eisernes Kreuz II. Klasse, Militärdienstauszeichnung II. Klasse. Seine Reifeprüfung absolvierte er in der Oberrealschule Braunschweig im September 1917. Während seiner Landkommandor in Kiel studierte er neben seinem Dienst bei der Marine an der Universität Kiel vom Wintersemester 1917/18 bis zum Wintersemester 1919/20, 6 Studiensemester die Staats-, Rechts-und Wirtschaftswissenschaften.

 

Nach Abschluss seines juristischen Studiums bestand er im April 1920 vor der Prüfungskommission des Oberlandesgerichts in Kiel die I. juristische Staatsprüfung.

 

An der Universität Halle studierte er vom 03.05.1920 bis 30.07.1920 National-Ökonomie und ihre philosophischen Hilfswissenschaften.

 

In der Universität München taucht er im Studentenverzeichnis im Winter 1920/21 auf.

 

Am 07.02.1921 promovierte er an der Universität Halle mit dem Thema „Die Entwicklung der Jugendgesetzgebung und des Jugend-Fürsorgewesens in Deutschland“. Am 03.05.1921 erhielt er seinen Doktor Titel für Rechts- und Staatswissenschaften in Halle, die Dissertation wurde in München gedruckt und als Auszug veröffentlicht.

 

In Leipzig hat er sein Studium auf Kommunalpolitik ausgedehnt. Schließlich hat er noch die Handelsschule in München absolviert.

 

Seit Ende Juni 1921 war er sehr erfolgreich in der Position des zweiten Bürgermeisters in der Stadt Demmin in Pommern tätig.

 

Aus 52 Bewerbern wurden 3 ausgesucht und in der Abschlusswahl am 16.März 1922 gewinnt er die Wahl und wird erster gewählter Bürgermeister der am 01. Oktober 1921 gegründeten Stadt Freital und tritt sein Amt am 01. Mai 1922 an.

 

Da die Stadt Freital am  01.April 1924 aus dem Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt ausschied, wurde in Vorbereitung zum 21.02.1924  in der Stadtverordnetensitzung Dr. Wedderkopf zum ersten Oberbürgermeister und Stadtrat Klimpel zum zweiten Bürgermeister Freitals gewählt.

 

Ab 1924 nahm seine Leistungsfähigkeit plötzlich ab, er wurde immer häufiger krank und setzte über Monate aus oder wurde mehrfach beurlaubt. Auf persönlichen Antrag und eigenen Wunsch und unter Vorlage von ärztlichen Attesten beschließt der Stadtrat Freital einstimmig seine Pensionierung ab 01. Juni 1927. Er war vom 01. Mai 1922 bis 01. Mai 1927 für 5 Jahre Bürgermeister der Stadt Freital. In der Weimarer Republik war Freital die einzige Stadt in Sachsen mit einem sozialistischen Bürgermeister. Während der gesamten Regierungszeit wohnt er in dem vom Dresdner Architekten BDA Rudolf Bitzan 1914/1915 erbauten Rathaus Döhlen. Mit dem berühmten Architekt Bitzan hatte er oft Kontakt, da Bitzan für die Stadt wichtige Pläne für Plätze und große Gebäude der Stadt entwarf. So wurde in der Regierungszeit von Wedderkopf der Potschappler Markt in eine Grünanlage mit zwei Brunnen nach den Plänen Bizans umgestaltet. Es wurde an der Verwirklichung des Freitaler Neumarktes und an einem Zentralfriedhof mit Krematorium nach einem Modell von Bitzan gearbeitet (von sieben Gebäuden wurden vier errichtet). An öffentlichen Gebäuden kann man Bitzan/Wedderkopf noch das Stadthaus (Ärztehaus) und den Krankenhauszwischenbau zuschreiben, wenn auch Wedderkopf zur Fertigstellung dieser Gebäude nicht mehr da war. Die Regierungsphase von Dr. Carl Wedderkopf in Freital wird als schwierige und krisenreiche beschrieben, da der Abschnitt zwischen den beiden Weltkriegen von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Inflation und Notgeld gekennzeichnet war. Sein Wirken in diesen schlechten Zeiten wurde als außerordentlich erfolgreich gesehen.

 

Noch am 28. Februar 1927, kurz vor seinem Weggang, wurde Wedderkopf mit Dreiviertel-Mehrheit zum Oberbürgermeister auf weitere 6 Jahre wiedergewählt. Sein Nachfolger, in der ehemaligen Funktion des zweiter Bürgermeisters und Wegbegleiter, Gustav Klimpel hat seine Arbeit bei seiner Antrittsrede hoch gelobt und die Anwesenden riefen laut „bravo“ dabei. Vor allem die Finanzen der Stadt konnte er mit Taktik vor großen Verlusten schützen. Er verstand es auch die meisten Ratsmitglieder und Einwohner für seine Ideen zu gewinnen und die ursprünglichen Ortsteile der Stadt zu einem Ganzen zu vereinen. Trotz aller Geldknappheit verlor er die sozialen Aspekte der Stadt nie aus den Augen. Die Gemeinden waren damals nach §4 der sächsischen Gemeindeordnung auch verpflichtet im Rahmen ihrer eignen Angelegenheiten alle Maßnahmen zu treffen, die die Wohlfahrt der Gesamtheit ihrer Mitglieder förderten, möglichst umzusetzen.

 

Sonstige Funktionen von Dr. Carl Wedderkopf: laut Stadtratsbeschluss und auf eigenen Vorschlag übernimmt Dr. Carl Wedderkopf ab 15. Mai 1922 in folgenden Ratsabteilungen den Vorsitz: Bau-, Feuerlösch-, Finanz-, Kasse-, Steuer- und Verfassungsausschuss.

 

Er war Vorsitzender des Aufsichtsrates der 1923 Gegründeten Stadtbank Freital, sie wurde wenig später auf sein betreiben in die Freitaler Kreditbank A-G umgewandelt, außerdem war er Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse des Plauenschen Grundes.

 

Er war Vorsitzender der Kraftwerke Freital A-G, 1923 gegründet und entstanden aus dem ehemaligen Elektrizitätswerk Freital-Deuben.

 

Am 31. Januar 1923 wird er vom Wirtschaftsministerium zum ehrenamtlichen Mitglied der Landestelle für Gemeinwirtschaft ernannt.

 

Der Stadtrat Freital wählte Bürgermeister Dr. Wedderkopf  am 07. Sept. 1923 in die Friedhofs-Kommission, welche die Vorbereitung der kommunalen Totenbestattung nach gesetzlichen Vorgaben (sächs. Bestattungsgesetz vom 30.06.1923) umsetzte und später auch die Durchführung des Projekts Zentralfriedhof am Windberg nach den Plänen des Architekten BDA Rudolf Bitzan als wichtigen Teil der kommunalen Totenbestattung vorantrieb.

 

Nach dem Weggang von Freital zieht er erst mal zur Familie seines Bruders dem Steuerinspektor Gustav Wedderkopf in Hannover. Sein Bruder ist seine wichtigste Bezugsperson, mit ihm unternimmt er im Juni 1928 auch eine Schiffsreise nach New-York. Neben seinem Bruder hatte er noch weitere Geschwister.

 

Von 2.9.1939 bis 1946 ist er dann in Berlin-Nikolassee als Marineoberbaurat in Rente, womöglich hatte er eine Stelle bei der Marine in der Verwaltung angenommen. Danach kehrt er wieder zu seinem Bruder nach Hannover zurück. Gelegentlich hält er sich auch auf Zopot und  Wyk auf Föhr auf, vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Meer. Er besitzt ab 1954 sogar einen Zweitwohnsitz in Bad-Baden.

 

Dr. Carl Wilhelm Wedderkopf verstarb am 10.01.1961 in Hannover in der Frobösestraße 13, im Stadtteil Döhren-Wülfel, im Alter von 76 Jahren an Herzschwäche. Gemeldeter Wohnsitz zu diesem Zeitpunkt: Matthiasstraße 10 in Hannover bei seinem Bruder Gustav, im Haus auf der Frobösestraße 13,  wohnt ein Dr. jur. J. Schneider Bürgermeister a. D., eventuell ein Schulkommilitone und Freund. Dr. Wedderkopf wurde am 20.1.1961 im Krematorium Hannover eingeäschert und die Urne wurde am 25.01.1961 auf dem Hauptfriedhof Wolfenbüttel überführt und an seinem Geburtsort beerdigt. Er wurde dort in einem Grab neben seinem Vater Gustav Heinrich Ludwig Wedderkopf beigesetzt der bereits 1887 verstorben war, Dr. Carl Wedderkopf war nicht verheiratet und hinterließ keine Kinder.

 

Die Biographie wurde Erstellt zur Erinnerung an den ersten gewählten Bürgermeister Dr. Carl Wedderkopf, zum 100. Geburtstag der Stadt Freital.

 

 

 

Quellen:

 

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsarchiv

 

Promotionsakte von Carl Wedderkopf. (UAHW, Rep. 23, Nr.21111)

 

Eintrag Matrikel Universität Halle  (UAHW, Rep. 46, Nr. 34)

 

Landesarchiv Schleswig-Holstein, Archiv der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Prinzenpalais

 

„Amtlichen Verzeichnissen des Personals und der Studierenden“ der Universität Kiel

 

 Wintersemester 1917/18 bis zum Wintersemester 1919/20

 

Universitätsarchiv München

 

Studentenverzeichnis Winter 1920/21

 

Studentenkartei und Belegblätter I (1914-1935) mit Foto.

 

Landeshauptstadt Hannover Stadtarchiv

 

Einäscherungsbuch des Krematoriums Hannover von 1961 (StadtA H 1. Nr. 6.02.2 Nr. 660)

 

„Meldekarten aus dem Stadtarchiv Hannover“

 

Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel

 

Register Standesamt Wolfenbüttel, Bestand 10 Kb (Nr. 56/1887: 10 Kb Zg.2009/506 Nr. 12) Geburtsregister Nr. 56. 1886-1887, Sterberegister 1887.

 

Städdtische Sammlung Freital Schloss Burgk (Bibliothek, Papierarchiv, Fotoarchiv)

 

Historische Zeitungen:

                    „Freitaler Volkszeitung“             1922-1928

 

 “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ 1922-1928

 

Teile einer Personalakte von Bürgermeister Dr. Carl Wedderkopf in Freital, Einschätzung geschrieben von Bürgermeister Gustav Klimpel (Nachfolger und Wegbegleiter).

 

Bundesarchiv Koblenz und Personalabteilung Deutschen Dienststelle (WASt). keine Einträge.

 

Personalunterlagen der Kaiserlich Deutschen Marine sind 1943 durch Luftangriff auf Berlin vernichtet.

 

 

 

Werke:

 

Dissertation Universität Halle Die Entwicklung der Jugendgesetzgebung und des Jugend-Fürsorgewesens in Deutschland“, am 03.05.1921 erhielt er seinen Doktor Titel für Rechts- und Staatswissenschaften dafür, Dissertation wurde als Auszug in München gedruckt und liegt in zahlreichen Bibliotheken vor.

 

Buch:

„Freital“ Deutschlands Städtebau, von Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf,

 

DARI-Verlag: Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin Halensee 1924.

 

Tätigkeitsbericht der Stadt Freital 1921-1927, Broschüre,

von Dr. Wedderkopf.

 

                                          

 

Literatur:

 

Carl Friedrich Gauß, von Albert Oppermann, Gaußschule, städtische Oberschule Braunschweig am Löwenwall, 5. Jahresbericht Ostern 1914.

 

Familienchronik "Meine lieben Eltern" über Kurt Scherrer 25. August 1935,(mit dem Schiff nach New York 1928), Veröffentlichung durch Stefan Lecher 2010. Verlag: Neopubli GmbH,  10997 Berlin.

 

Buch: Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945: Sachsen Reihe B,

 

Band 14, bearbeitet und herausgegeben von Thomas Klein, Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn 1982. (es wird eine Frau M. Mennecke in Hannover als Nachlasshalterin erwähnt.)

 

Zeitung: „Tanz und Gesellschaft“ 4. Jahrgang, 27. Mai 1927 (Dresden) Infos zum Forum Freital und über den Architekt Bitzan.

 

 

 

Verfasser:

 

Lutz Ziegenbalg