Handels-und Gewerbeschule Freital

 

Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.

 

 

 

 

Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ und anderen Quellen zur Handels-und Gewerbeschule

 

Tätigkeitsbericht der Stadt Freital 1921-1927 (Dr.Wedderkopf) . Handels-und Gewerbeschule, vorher in Potschappel, teils in der Lessingschule und in der alten Schule an der Coschützer Straße untergebracht. Mit der Eröffnung des Neubaus ist der erste Schritt zur Anlegung des Neumarktes getan, geplant sind noch Rathaus, Amtsgericht, Finanzamt, Post und ein Industriehaus und ein Fremdenhof am Platz (1923).

 

24. August 1923, Freitaler Volkszeitung, Tageszeitung für die sozialdemokratische Partei von Freital und Umgegend, Mitteilungen aus den Sitzungen des Rates der Stadt Freital: Punkt 10. Auf dem von der Stadt neuerworbenen ehemaligen Burgker Gelände zwischen Dresdner Straße und Weißeritz soll ein neues Wohnhaus gebaut werden, dessen Architektur sich dem zukünftigen Neumarkt anpassen soll. Der für diesen Zweck vom Bürgermeister bereits getätigte Ankauf von 250 000 Mauerziegeln 150 m³ Bruchsteinen wird vom Rat genehmigt. In das Erdgeschoß und das 1. Stockwerk dieses neuen Hauses sollen bis zum Bau einer neuen Gewerbeschule acht Klassenzimmer eingebaut werden, die später als Geschäftsräume für die städtische Spar-und Girokasse zu verwenden sind. Mit dem Bau des neuen Hauses soll noch im Herbst begonnen werden, sofern die Geldentwertung nicht noch weiter fortschreitet und jede Bautätigkeit lahmgelegt wird.

 

Tätigkeitsbericht der Stadt Freital 1921-1927 Dr.Wedderkopf).                     Baubeginn Mitte September 1923.

 

04.Okt.1924. Einzug in die Handels-und Gewerbeschule der Stadt Freital am Montag 06.Okt und seine weihe am Sonntag. Im Erdgeschoß gibt es zwei große Zeichensäle und einen Hörsaal mit amphitheatralischer Aufstellung der Bänke und Experimentiertische für Mechanik, Physik und Chemie, dazu ein Lehrerzimmer, Konferenzzimmer, Schülerbibliothek, Lehrmittelzimmer und Klassenzimmer. Im Sockelgeschoß gibt es Räume für Fahrräder, Hausmeister, Schüleraufenthaltsraum und einen Bereich zum wärmen von Speisen, Waschgelegenheiten, Kleiderablage, Raum für Reisbretter und ein Raum für Schreibmaschinenunterricht. Im ersten Stock sind je einen Raum für die Gewerbe- und Handelsschuldirektoren, drei Klassenzimmer, ein Vortragssaal mit amphitheatralischer Aufstellung der Bänke. Im 2. Stock und Dachgeschoßsind Wohnungen. Die Gewerbeschule befindet sich im Erdgeschoß und die Handelsschule im ersten Stock. In einem Nebengebäude hat die Gewerbeschule Lehrwerkstätten für Metall- und Holzarbeiten mit modernsten Maschinen. Weiterhin gibt es im dort zwei Klassenzimmer und Räume für Maler und ein Modellierzimmer.

 

06. Okt. 1924, Die Weihe der Räume der neuen Handels-und Gewerbeschule Freital. Am Sonntagvormittag war zur Weihe des schönen Gebäudes der Eingang mit Pflanzen und Fahnen geschmückt. Anwesend waren Kreishauptmann Buck, Oberregierungsrat Calletsch vom Wirtschaftsministerium, Gewerberat Dr. Schubert, Vertreter von Handel, Gewerbe und Industrie, Amtsgerichtsdirektor Büchner, sowie Schüler und Lehrer. Stadtbaumeister Röthig übergab das neue Gebäude dann an die Stadt. Er schilderte die Schwierigkeiten der Ausführung und wies auf die praktische Ausnutzung der ursprünglich für ein Bankhaus gedachten Räume hin. Er überreichte dann den Schlüssel an den Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf, der dann die Weiherede hielt. Stadtrat Scheibner würdigte die Verdienste des Oberbürgermeisters für das zu standkommen des Projektes.

 

Tätigkeitsbericht der Stadt Freital 1921-1927 (Dr.Wedderkopf) S. 31, An der Gewerbeschule unterrichten nebenamtlich drei Ingenieure, ein Kunstgewerbler, ein Kunstmaler, zwei Bäckermeister, zwei Schneidermeister, zwei Tischler, ein Polierermeister, zwei Baumeister und ein Malermeister.

 

 

 

08.10.1924, Öffentliche Stadtverordnetensitzung: Der Rat hat beschlossen, alle städtischen Bauten künftig in eigener Regie durchzuführen.

 

 

 

Kommentar:

 

In dem Artikel über die Weihe der Handels-und Gewerbeschule lesen wir, dass dieses Objekt ursprünglich für eine Bank gedacht war. Im Stadtbuch Freital von 1924 bekommen wir auf Seite 60, im Artikel „Bauliche Entwicklung der Stadt Freital“, zum Thema Neumarktgestaltung einen Hinweis auf ein Bankgebäude, „die neuerbaute Stadtbank, die dicht neben dem Platze steht …(Neumarkt)“, so dass man vermuten kann, das dieses geplante Bankgebäude zur Schule umfunktioniert wurde. Es ist die Rede davon, dass die Handels-und Gewerbeschule später ein eigenes Gebäude erhalten soll. Die Pläne zum Bau der Handels-und Gewerbeschule stammen vom Stadtbaumeister Röthig, er lieferte auch die Pläne zum benachbarten Gebäude der Ortskrankenkasse. Es wurde ursprünglich immer angenommen, dass die Baupläne für die drei benachbarten Gebäude von BDA Rudolf Bitzan stammen, er hat aber gesichert nachgewiesen die Pläne für das Stadthaus und die angrenzende Zentralpost am Neumarkt erstellt. Bitzan ist also nicht der Architekt der Handels-und Gewerbeschule, der Ortskrankenkasse  und des Finanzamtes in Freital. Das benachbarte Finanzamt wurde vom Architekten Felix A. Schmidt aus Freital entworfen.