Das Grützner-Viertel in Freital-Deuben

Das Grützner-Viertel ist benannt nach Kurt Eugen Grützner (1862-1935) einem Industriellen, der einst am unteren Ende des Viertels bis an die Eisenbahngleise heran eine Glasfabrik im Ortsteil Deuben im heutigen Freital besaß. Auch davor war dies schon eine Glasfabrik, seit 1881 Glashüttenwerk Deuben-Strobel & Co., Besitzer Gustav Bennemann und A. Strobel, danach Bormann & Langhammer. Diese Firmen etablierten ihre Fabrik in einer alten Ziegelei die es dort seit 1860 gab, Julius Langhammer soll 1879 seine Glasfabrik in Deuben gegründet haben, (Leßke Bd. I, S. 63). Seit ca.1890 im Besitz von Grützner & Winter, ab 1897 bis 1911/16 Sächsische Glaswerke AG (Katasternummer 280). Nach einem Brief von Grützner feierte man im Jahre 1899 in Wagners Gasthof in Deuben10-jähriges Bestehen der Firma. Ab Anfang 1912 bemühten sich die Gemeinde und die Besitzer der Glasfabrik das Grundstück samt Fabrik zu verkaufen, es wurden Firmen angeschrieben und Anzeigen in Zeitungen veröffentlicht. Grützner war auch Eigentümer eines großen Teils des weiten Baulandes in diesem Gebiet und Direktor der Glaswerke AG. Er gestaltete das Viertel entscheidend mit, so wurde durch Fabrikdirektor Grützner und Kaufmann Winter im Jahre 1899 die Weststraße auf eigene Rechnung angelegt und gebaut, im Jahre 1900 wurden die Tharandter Straße von der Bergstraße bis zur Flurgenze Hainsberg von ihnen gebaut und ebenfalls 1900 wurde die Südstraße bis Hainsberg von ihm ausgebaut. An Häusern gehörten Grützner und Winter von der Weststraße die Nr. 1 und  3 und Grützner und Gustav Fuhrmann  die Nr. 5 von der Hohne Straße aus, dürfte die gesamte linke Seite sein, die Seite mit dem späterem Konsumgebäude. Es ist davon auszugehen, das noch weitere Gebäude im Viertel auf Grützner zurückzuführen sind.

(Quelle: Buch, Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeideangelegenheiten in Deuben, erstattet von Ernst Robert Rudelt, Gemeindevorstand, veröffentlicht Ende Juli 1905, S. 28 u. 38, Standort: Archiv Städdtische Sammlung Freital Schloss Burgk).

 

Teilhaber und Geschäftsführer war Alfred Theodor Paul Winter in Dresden - später Mitinhaber der Secare Werke, Papierindustrie Winter & Sauer in Heidenau.

Grützner besaß zahlreiche Patente im Bereich der Glasproduktion, es wurden Glaskörper und Glaszylinder für Lampen mit Petroleum, Gas und für elektrische Lampen hergestellt und ab ca.1904 auch Glasziegel, er lieferte sehr viel Glas ins Ausland.

Er war  Mitglied im Gemeinderat Deuben, und  aktiv in anderen Vereinen im Bereich Wirtschaft und Finanzen und soll sich angeblich sehr für die sozialen Belange der Bewohner der damaligen Gemeinde Deuben, einem Industriedorf im heutigen Stadtgebiet Freital, eingesetzt haben. Er löste in seiner Funktion als Gemeinderat von Deuben 1903 einen wegbereitenden Antrag zur Gründung der zukünftigen Stadt Freital aus (siehe Vorgeschichte Stadtentstehung). Sein früherer Wohnsitz, die Grützner-Villa, eine kleine, bescheidene Villa mit spitzem Turm (Kataster-Nummer 280L), trohnt bis heute am Hang des Eichberges an der Bergstraße. (Die Grützner -Villa wurde 2021 zum Kauf angeboten.)

Das Grützner-Viertel erstreckt sich um den Straßenwinkel Bergstraße/Südstraße bis an die Eisenbahngleise heran. Es endet an der Grenze zu Hainsberg, ungefähr an der Straße "Zur Gartensiedlung", welche früher Grenzstraße hieß (siehe Karte), wo sich das ehemalige Hauptgeschäft der Fleischerei Münzberger befindet (Gebäude an der Südstraße mit Turm - zu DDR-Zeiten Ernst-Thälmann Straße, auf der Karte von 1902 - Eckgebäude nach der Ortsgrenze ohne Nummer).

Der Name "Grützner-Viertel" ist in keiner Karte verzeichnet, es handelt sich dabei nur um eine mündliche Überlieferung, die meist von den älteren Bewohnern dieses Gebietes genutzt wird, er findet sich gelegentlich in der Beschriftung auf alten Postkarten.

Das Viertel hatte früher einige Fabriken, vor allem Ziegeleien und Glasfabriken. Es besaß ein Restaurant - das "Westendschlösschen" (Kataster-Nummer 281 L).

Auf dem Berg befand sich noch das Sommerlokal/Ausflugrestaurant "Zechels Höhe", welches nur die Sommermonate öffnete, es lag auf dem von Herrn Zechel (Ziegeleibesitzer) gestalteten und nach ihm benannten Bergplateau Zechels Ruhe. Am Rand des Plateaus findet man noch einen Rest einer alten Ziegelmauer von einem der alten Gaststätten-Gebäude, auf der Fläche des parkartigen Geländes befindet sich noch die Grundplatte eines alten Zierbrunnens unter Laub versteckt und überall erkennt man noch das alte Wegenetz auf dem Plateau, an der Vorderseite des Berges sieht man den alten Zickzackweg, über den früher die Bewohner vom Ortszentrum Deuben zum Gasthof emporstiegen - der Weg ist heute von unten her abgeschnitten und wird nicht mehr genutzt.

Zur  ursprünglischen Bebauung des Gebietes des Grützner -Viertels gehören zahlreiche Wohnhäuser im Gründerzeitstiel, meist mit verzierten Backsteinfassaden, einige  davon wurden bereits abgerissen.

Es gab im Viertel zu DDR-Zeiten einige Lebensmittelgeschäfte: HO Frau Schmidt und Frau Eibenstock (Betriebsverkaufsstelle ESW Edelstahlwerk) - hinter  der Kreuzung Südstr./Bergstraße in Richtung Pfaffengrund in einem alten Flachbau, eine Konsum-Verkaufsstelle untere Ecke Weststraße und Lebensmittel Familie Scholz auf der mittleren Bergstraße links neben dem Waldweg zum Eichberg, früher gab es noch ein weiteres Lebensmittelgeschäft der Familie Cibelius von 1938-1945 auf der unteren Bergstraße Nr. 9/Ecke Straße Hohe Lehn, früher Hohe Straße. Nach 1945 wurde es das Geschäft der Drogerie Feerbeck, dieses Eckgebäude am Park war davor um 1900 das Lebensmittelgeschäft von Oswald Winkler. Weiterhin gab es einen Bäcker Dräßler am Anfang der Südstraße, einen Fleischer Bruno Langholz auf der Bergstraße 7, neben dem Westendschlösschen. Besitzer dieses Hauses in dem das Geschäft von Fleischer Langholz sich befand, war Fleischermeister Georg Münzberger - Reichstädt (laut Adressbuch), das Gebäude wurde nach 1990 abgerissen. Auf der Bergstraße gab es eine Wäsche-Rolle Malech/Hakel, heute Bergstraße 17. Weiterhin gab es ein Kurzwarengeschäft Ingrid Böhme (Geschäftsführerin) und Frau Spörke (HO) an der oberen Ecke Weststraße.

Einen Frisör Harandt gab es auf der Südstraße neben der Konsumverkaufsstelle, davor befand sich der Frisör schräg gegenüber auf der Südstraße 3. An der Südstraße gegenüber vom  Westend gab es im Hinterhof noch eine kleine Firma: Brix & Thomas, dort stellte man Gardinenkästen mit Schienen und Rollklammern her, die Klammern aus Metall wurden selbst gepresst und teilweise in Heimarbeit gefertigt. Im Vorderhaus soll eine Firma Hill Gegenstände aus Bakelid-Kunstoff wie Brotdosen hergestellt haben. Das Holzlager der Firma Brix & Thomas befand sich im Hinterhof "Zur Gartensiedlung Nr. 1" (Haus wurde abgerissen, heute Parkplatz Kögler-Pflege), von dort wurden per Pferdewagen die Holzbretter abtransportiert durch den Fuhrunternehmer Schmidt von der Berglehne, kurz Pferde-Schmidt genannt. Es gab in den 1960/70er Jahren noch zahlreiche Pferdekutscher in Freital, sie fuhren Umzüge, Sperrmüll/alte Möbel und alten Hausrat und Asche zur Halde, kleinere Transporte für Fabriken oder wenn man eine Ladung Pferdemist für den Garten brauchte.

Nach dem Grützner-Viertel im Hainsberger Stadtteil der Südstraße (der Hainsberger Teil der Südstraße hieß früher Römerstraße nach der Fabrikantenfamilie Römer, der große Flächen in dem an Deuben angrenzenden Hainsberg gehörten) befanden sich rechte Ecke Südstraße/Zur Gartensiedlung Fleischer Münzberger, gegenüber an der Ecke ein privates Lebensmittelgeschäft genannt Gerda - nach einer freundlichen Verkäuferin benannt. Eigentümerin war Marie Kummer (Adressbuch 1941 Molkereierzeugnishändlerin Römerstraße 31, soll aus Somsdorf stammen), umgangssprachlich ging man früher auch zur Marie. Die beiden Frauen waren wohl Geschäftspartner und auch miteinander befreundet. Dort gab es noch Milch, die man in der Michkanne holen musste, Butter aus dem Fass oder frisches Sauerkraut. Später führte Frau Eulitz das Geschäft, das sind die Namen von ehmaligen Verkäuferinnen oder Besitzerinnen, das Geschäft wurde im Volksmund nach ihnen benannt. Wäscherei-Annahme betreut durch Frau Malech und später auch Frau Herzog aus dem Haus - Annahmestellenleiterin (Zur Gartensiedlung Nr 1, im Hintergebäude), Bäcker Willy Höppler - Ecke Bäckerberg links (Adressbuch 1941 Römerstraße 21), Lebensmittelgeschäft HO im Freigut, und es hat im Viertel noch eine weitere öffentliche Wäsche-Rolle oder Wäsche-Mangel gegeben (Hof Thälmannstraße15).

Am unteren Ende der Bergstraße, Ecke Bergstraße/Am Pfaffengrund steht bis heute das ehemalige Verwaltungsgebäude der Maschienenfabrik Max und Ernst Hartmann, auf der Bergstraße Nr. 10 in der sich früher Büros und Wohnungen der Firma Hartmann befanden, die ab ca.1920 die Nachnutzer des Firmengeländes vom Glasfabrikanten Grützner waren, siehe Postkarte.

In der Verlängerung der Südstraße, in der Straße "Am Pfaffengrund", befindet sich am Ende der geradlinigen Fortführung der Straße, das einst sehr moderne Gebäude des früheren Betriebsambulatoriums des Edelstahlwerks Freital, kurz Ambu genannt. Es beinhaltete einst sämtliche Facharztpraxen, Therapeuten, eine Sauna und eine Apotheke, also eine Art Poliklinik. Das Ambu versorgte nicht nur die Arbeiter des Edelstahlwerkes, sondern auch die Bewohner der gesamten Gegend. Kurz vor dem Ambu befindet sich heute noch eine alte Villa, die schreibt man dem Glashüttenbesitzer Malky zu. In der Malky-Villa an der Straße "Am Pfaffengrund" Nr. 10 befand sich zu DDR-Zeiten ein Nachtsanatorium, dies diente Arbeitern vom Edelstahlwerk, die von auswärts kamen, als Schlafstätte und man versorgte und verpflegte sie dort und sie sollten sich dort nach ihrer schweren Arbeit erholen. Später wandelte man die Instutition in eine Wochenkrippe um. Dort konnten die Arbeiter des Stahlwerks ihre Kinder in vertrauensvolle Hände geben und man sagt, dass die Versorgung dort auf sehr hohem Niveau stattfand.

Am heutigen Hauptzugang des Stahlwerks an der Poststraße befand sich im Betriebsgelände, direkt hinter dem Bahndamm, noch eine Villa der Firma Malky. Die nutzte man zu DDR-Zeiten als Betriebsverkaufsstelle für Lebensmittel. Sie wurde von der HO (Handel-Organisation) betrieben und war für die Schichtarbeiter des Stahlwerks gedacht. Im ESW Edelstahlwerk arbeiteten damals rund 6000 Menschen. Diese Villa stand einst direkt am unteren Ende der Malky-Glasfabrik, sie war in Formen des Jugendstils gestaltet, mit sichtbaren Fachwerkelementen und Turm verziert und befand sich äußerlich nahezu im originalen Zustand. Das Gebäude wurde nach 1990 abgerissen.

 

 

Ausschnitt, Plan von Deuben um das Jahr 1902, Eigentümer: Bergarchiv Freiberg, Freital-Deuben, Übersichtsplan der Gemeinde Deuben,  40043 Flurkartensammlung, Nr. K522

 

Alles was auf diesen beiden Karten zu sehen ist, wird heute noch als das sogenannte

Grützner-Viertel bezeichnet. Die großen Gebäudestrukturen rechts auf der oberen Karte, war die Glasfabrik Grützner mit der roten Kataster-Nummer 280.

Das lange schlauchartige Grundstück rechts daneben mit der Nummer 599, ist das Gleis der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn.

Von den beiden Fabrikkomplexen auf der linke Seite ist der linke die Ziegelei Zschocke und rechts die Ziegelei Kümmelberger, dazwischen verläuft heute die Opitzer Straße - als Weg schon eingezeichnet. Die roten Linien sind geplante Fußwege und Straßen, die man aber nicht alle umgesetzt hat. (Karte kann durch anklicken vergrößert werden)

 

Ausschnitt, Plan von Deuben um das Jahr 1924, Eigentümer: Bergarchiv Freiberg, Flurstücke von Deuben, Bergstraße,

Bergarchiv Freiberg , 40113 Steinkohlenwerk Zauckerode, Nr. 2-K71

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital©

Die Ringofenziegelei Ernst Kümmelberger wurde laut Leßke 1888 gegründet (Bergstraße 11), danach Krumpholt, zuletzt Ziegelei - Mitteldeutsche Bauindustrie GmbH bis ca. 1945 - damals Bergstr. 31 (Brandkataster Nr. 280b - siehe rote Nr. auf Karte von Deuben 1902, hinter der Fabrikanlage  in der Lehmgrube verzeichnet, Areal heute links im Wimkel von der Bergstraße/Optizer Straße - aufwärts), Kümmelberger war Gutsbesitzer in Deuben an der Güterstraße und Breite Straße 17.

1885-1890 wurde die Bergstraße verbreitert und als Hauptverbindungsweg/Fahrweg von Weißig nach Deuben ausgebaut, die Birnbäume wurden 1888 angepflanzt.(lt.Chronist Friedr. Aug. Leßke -  in seinem Werk über den Plauenschen Grund von 1893 im Bd.I S.79, 82, S. 126)

Die Bordsteine und Bäume scheinen frisch angelegt zu sein, so dass dieses Bild vermutlich kurz nach 1888 aufgenommen wurde. Die großen Birnbäume an beiden Seiten der Bergstraße kenne ich noch aus eigenen Erleben, aus den 1980/90er Jahren. Im unteren steileren Teil der Bergstr. standen Kirschbäume, wie in allen Seiten- und Querstraßen der Südstraße, die Bäume wurden gelegentlich verpachtet. Die Birnbäume wurden immer mehr zum Ärgernis, da  die reifen, weichen Früchte in großer Zahl Wege und Straße verunreinigten und reichlich  Insekten anlockten. Die Bäume waren zum Ernten zu groß, die Früchte konnten von den Anwohnern oder Kindern nur selten gepflückt werden. Die Bäume wurden später entfernt.

Der Kutscher gehört zu einem alten Fuhrunternehmen aus Deuben, eventuell Bruno Ehrlich, Bergstraße 16 oder Witschas, Feldgasse 25 - Adressbuch 1890 (die Feldstraße ist heute die Fuhrmannstraße - nach seinem Anwohner benannt).

 

 

Adressbuch Deuben 1889/90 und Ergänzungen aus dem Leßke-Buch

 (Die Bergstraße veränderte den Verlauf ihrer untern Straßenbereiche im laufe der Zeit, sie reichte früher bis an die Dresdner Straße heran, später wurden die unteren Teile der Straße zur Tharandter Straße und zur Güterstraße, die Tharandter Straße verlief eine Zeit lang weiter bis an das Gußstahlwerk Döhlen heran, wogegen sie später an der Güterstraße endete.)

Scheumann, August Hermann - Maschinenbauerei, Bergstraße 5, seit 1875 von Kitzing & Münnich errichtet.

Richter & Greiner  - Glasfabrik, Bergstraße 6

Zechel & Hensel - Dampfziegelwerk, Bergstraße 7, seit 1872, gegründet schon 1860.

(1879 Z. & H.verschönern die ihnen gehörende Anhöhe und nennen sie Zechels Ruhe,

Leske Bd. I, S. 63)

Sievert, Paul - Tafel- und Wasserglasfabrik, Bergstraße 8

Malky & Comp. - Glasfabrik, Bergstraße 9

Fischer & Pree  Dachpappenfabrik, Bergstraße 9 A, seit 1883.

Bormann & Langhammer - Glasfabrik, Bergstraße 10 (ab ca.1890 Grützner & Winter)

Zschocke & Hofmann - Dampfziegelei, Bergstraße 11, seit 1872.

(1879 Ringöfen errichtet, Leske Bd. I, S. 63)

Thomas, Woldemar - Eisenstanzfabrik, Bergstraße 12 (eiserne Kupplungen und Werkzeuge) seit 1880 Gebr. W. & C. Thomas aus Dresden gründen eine Hufeisenfabrik in der früheren Streichholzfabrik an der Bergstraße, nähe der Grenze zu Hainsberg (Leske Bd. I, S. 66).

Krobisch in Dresden  -  Dachpappenfabrik, Bergstraße 13, seit 1876.

 

Kümmelberger, Ernst - Ziegelei, Bergstraße, seit 1888.

Erste Glashütte in Deuben Fa. Heyde - gegründet 1863, später Fa. Theodor Richter & Grainer, Leske Bd. I, S. 123).

1. Juni 1885 Gründung Glasfabrik Langhammer & Malky (Hohlglas & Zylinder, Leske Bd. I, S. 76).

 

In späterer Zeit gründete sich noch folgendes Unternehmen in diesem Viertel:

Mineralölfirma Franz Sander (ca. ab 1897), danach Sächsische Mineralölraffinerie Freital GmbH. Gelegen an der Südstraße 11 in Deuben (heute Nr. 20), in der Verlängerung der Weststraße über die Südstraße, es befindet sich heute dort der Treppenzugang zum Fußgänger-Tunnel, am sogenannten Kurt Heilbut-Haus - er war Redakteur bei der "Freitaler Volkszeitung" ansässig auf dem Wettinplatz 10 in Dresden, es war ein ehemaliges Wohngebäude zur Mineralölfabrik gehörend. Es wurden erzeugt: Benzin, verschiedne Öle, Petroleum, Vaselineöl, Maschinenöl und Fette aus Roh-Erdöl.

 

Quelle: Papier- und Fotosammlung Städtische Kunstsammlung Schloss Burgk/Freital

Blick zum Eichberg, dahinter ragt der Windberg heraus, mit der davor verlaufenden Bergstraße mit Wohnhäusern und Ziegelei (ehemals Kümmelberger, am großen Schornstein), linkes Haus: oberes Ende Bergstraße, Höhe Abzweig Opitzer Straße, demzufolge könnte der Weg der sich im Vordergrund empor schlängelt die heutige Opitzer Straße in Richtung Siedlung "Neue Heimat" sein.

Aufnahme ca. 1930 bis 1950.

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Seit 1872 Ziegelei C. Zschocke & Hofmann, Brandkataster Nr. 281, von 1899 bis 1909 Kaufmann und Ziegelei Gottlieb Gustav Fuhrmann (auf dem unteren Bild kann man den Namen Fuhrmann an der Fassade des Gebäudes lesen), vermutlich eine private Postkarte der Familie Fuhrmann, zuletzt Dampfziegelei Oskar Franzke bis ca. 1945, Bergstraße 46 - er wohnte noch zu DDR Zeiten in dem Haus oben links auf der AK. Dies wurde nach 1990 abgerissen und durch mehrere neue ersetzt (rechte Seite, war damals das letztes Haus auf der Bergstraße KNr.281). Auf dem rechten Bild ist vermutlich Familie Fuhrmann zu sehen, die markante Zaunsäule mit der dachartigen Bekrönung markierte die untere Grundstücksgrenze und stand auch noch bis zur Neubebauung des Areals, dort hatte Herr Franzke ein lauschiges Eck mit Bank und Goldfischteich angelegt. Die Fabrikgebäude standen auf dem Gelände, wo sich heute die Altneubauten aus den Jahren 1950/60 befinden, früher zum Edelstahlwerk Freital gehörend und als Ledigenwohnheim für seine Mitarbeiter nutzte. Ältere Bewohner erzählten, dass auf der Ziegelei um 1940 Baracken  gestanden hätten, in denen  Zwangsarbeiter untergebracht waren. Nach 1945 wurden die Baracken zu Wohnzwecken genutzt.

In der Lehmgrube dieser Ziegelei soll man in früherer Zeit laut Chronist Leßke des öfteren beim Abbau des Lehms Knochen und Schnecken aus der Urzeit gefunden haben.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Kreuzung  Bergstraße/Südstraße, rechtes dunkles Eckgebäude - Gaststätte Westendschlösschen, der Flachbau gegenüber ist Villa Hartmann, in der früheren Verlängerung der Bergstraße, darunter Reste der früheren Glasfabrik Grützner & Winter, das Quergebäude am Gleis ist das neues Fabrikgebäude Hartmann und auch dort wurden Gebäude der früheren Glasfabrik Grützner verbaut.

Alle Fabrikgebäude auf der Ansicht wurden abgerissen und nach 1945 mit Fabrikhallen vom Edelstahlwerk überbaut.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Das Gasthaus Westendschlösschen hatte 1897 der Guts- und Ziegeleibesitzer Ernst Kümmelberger (seit 1891 als Mitglied des Gemeinderates Deuben im Bauauschuß tätig) aus Deuben errichten lassen und bittet zugleich um eine Conzession zum Restaurationsbetrieb für ein Gasthaus bei der königlichen Amtshauptmannschaft Dresden (siehe Karte 1902 Branntkataster Nr. 281). Ab 20. August 1898 wurde es von Ludwig Beutler gekauft und bewirtschaftet. (F. A. Leske Chronik Bd. III, S. 234) Das Gebäude bekam einen großen Wagenhalteplatz auf der Seite und einen Biergarten. Das Gasthaus wurde nach den Plänen vom Baumeister Hermann Blauert aus Plauen bei Dresden errichtet. Der erste Wirt Ludwig Wilhelm Beutler geboren am 08.03.1861 in Schönbach bei Magdeburg, Handelsmann, war zuvor herrschaftlicher Diener und fünf Jahre Schaffner bei der Dresdner Straßenbahngesellschaft und wohnte zuletzt in Possendorf.

Das Wohnviertel entstand in dieser Zeit gerade neu und man beschrieb es so: Es entstand bereits ein Bäcker und Fleischer, mehrere Neubauten entstanden seit dem 1. April 1898, im Sommer wurde die Straße auf 12 m Breite ausgebaut, es wurden weitere Straßen angelegt und  und es entstanden im Ortsteil 20 neue Häuser mit 100 Wohnungen. In der Nähe gab es unterhalb des Gasthofes Fabriken, Grützner & Winter mit ca. 300 Arbeitern, die Fa. A. Pree, Sander und auf der oberen Bergstraße Ziegleien Kümmelberger und Zschocke & Hofmann.  

Das Westendschlösschen steht bis heute an der Ecke Südstraße/Bergstraße und wurde nach 1990 zum Wohnhaus umgebaut. Den Turm gab es zu DDR-Zeiten bereits nicht mehr. Gut erhalten ist die Relief-Plastik über der früheren Einganstür an der Ecke, sie stellt vermutlich einen Wirt mit einem Türkenhut dar.

In den 1970/80 Jahren gabe es auf der rechten Seite des Gastraumes einen großen Billardtisch der auch rege genutzt wurde. Auch Skat wurde oft gespielt, an der Wand befanden sich gerahmte Skatspiele von vergangenen Skatturnieren. Markant war die eiserne, verzierte Säule in der Mitte des Gastraumes. In dieser Zeit war es noch üblich, sich Bier frisch vom Faß in mitgebrachten großen Bierkannen für zu Hause beim Wirt abfüllen zu lassen und man konnte die Leute mit ihren Biergefäßen oft auf dem Weg nach Hause im Viertel sehen. Der Garten wurde nicht mehr genutzt, aber die hölzerne Überdachung stand noch. Im Volksmund wurde das Lokal kurz "Westend" genannt.

 

Foto Lutz Ziegenbalg 11.03.2022©

Gestaltung über dem ehemaligen Eingang der Gaststätte zum Westendschlösschen, heute nur noch Wohnhaus. Die farbliche Gestaltung dieses Bereiches war den damaligen Wirten immer sehr wichtig. Das Gesicht begrüßte seine Gäste, wenn man die steile Treppe bis zur Eingangstür emporstieg. Vielleicht hat sich der Erbauer dieses Gebäudes, Guts- und Ziegeleibesitzer Ernst Kümmelberger aus Deuben verewigen lassen, umrankt von Hopfen und Wein (bereits die ersten Architekturzeichnungen vom Westendschlösschen um 1897 zeigen skizzenhaft diese Darstellung).

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital

Gedruckte und colorierte Ansichtskarte vom Sommer-Ausflugslokal "Zechels Höhe" auf dem Eichberg. Die Karte wurde laut Poststempel 1902 verschickt.

1879 verschönern die Besitzer der Firma Zechel, die ihn gehörende Anhöhe in ein parkartiges Plateau und nennen sie Zechels Ruhe. Die Bauhütte und Dampfzieglei  "Zechel & Hänsel" und auch Cementwarenfabrik und Baumaterialienhandel in Deuben und Dresden gab es bereits seit 1860. Ab 1918 nennt sich die Firma Zechel & Hänsel Nachf. Inh. Johann Riedel & Sohn in Deuben.

Ab April 1899 pachtet der Konzerthausbesitzer Conrad Hugo Richard Pinkert die romantische Anhöhe und baut einen 300 m² großen Holzbau auf ihr als überdachtes Restaurant. Das Local hatte vom 1. Mai bis Ende Oktober geöffnet und wurde sehr stark besucht. Herr Pinkert betrieb bereits das Konzerthaus "Wettinburg" in Deuben direkt an der Hauptstraße, heute Dresdner Straße Nr. 283, im inneren Straßenbogen zwischen Güterstraße und Krönertstraße (heute Sitz des Stadtteilbüros Deuben).

Quelle: Buch, Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeideangelegenheiten in Deuben, erstattet von Ernst Robert Rudelt, Gemeindevorstand, veröffentlicht Ende Juli 1905, S.55

1892 ging das Hochdruckwasserwerk Deuben in Betrieb, es bestand aus der Hauptanlage im Quellgebiet am Pastritzmühlengut im Bereich Großopitz und einem Leitungssystem bis zum Hochbehälter auf dem Eichberg. Dort sammelte man das Wasser, um es von da aus dem Berg hinunter zu führen und dann entlang der Bergstraße bis zum Hochdruckbehälter Nr. I weiterzuleiten (Abb. oben), der Behälter befand sich unterhalb von Zechels Höhe. Vermutlich hängt die noch vorhandene Quelle am unteren Rand des Eichberges auch damit zusammen. Das Wasser dieser Zuleitung versorgte Bewohner und Fabriken im Grütznerviertel und Umgebung. Der Druck des Wassers reichte auch bis Zechels Höhe. Man schreibt, dass die Fontäne des Brunnens bis über die Dächer der Gastwirtschaft ging. Der Springbrunnen im Park wurde möglicherweise über den Hochdruckbehälter am Fuß des Berges mit angetrieben oder es gab noch eine weitere Leitung direkt vom Hochbehälter, die den natürlichen Druck des Wasser nutzte. Auf der Ansichtkarte von Zechels Höhe kann man auf einem Bild die weiße Fontäne zwischen den Gebäuden sehen.  Das Wasser soll  sehr gut und gesund  gewesen sein und zudem kaum Kalkablagerungen verursacht haben - letzteres freute besonders die Industrie.

Die Ziegleien auf der oberen Bergstraße hatten bereits eine Wasserversorgung aus einer anderen Quelle, die sich aber für die Versorgung der vielen neuen Häuser als unzureichend erwies. Sie stammt vermutlich aus dem Bach, der von den Weißiger Feldern sein Quellwasser bekommt und heute noch an der obern Bergstraße als Graben zu sehen ist. Später kommt er rechts neben dem Ausgang des Fußgängertunnels stadteinwärts wieder hervor und darf dort noch etwas versteckt in einem Graben an den hinteren Grundstücksgrenzen dahin fließen bis er wieder im Untergrund verschwindet um dann in der Weißeritz zu enden.

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Blick auf das Grützner-Viertel aus Richtung Hainsberg. Das rechte Gebäude mit Turm steht an der früheren Grenzstraße/Ecke Südstraße, heute die Straße "Zur Gartensiedlung". Dieses Gebäude ist Hauptsitz der  Fleischerei Münzberger. Das linke Gebäude mit Turm wurde abgerissen und gehörte zu DDR-Zeiten einem Herrn Oswin Friebel einem gemütlichen Herren mit Vollbart, Römerstraße 29, Stuhlbauer laut Adressbuch seit 1934, er hielt hinter seinem Haus Bienen und Hühner. Die frühere Grenzstraße endete vor 1945 nicht an der Südstraße, sondern überquerte sie und endete an der damals parallel verlaufenden Tharandter Straße, die heute innerhalb des Betriebgeländes des Edelstahlwerks verläuft. Die über die Südstraße fortlaufende Grenzstraße, stellt sich hier als aufgeschütteter Damm dar, auch die Südstraße scheint frisch aufgeschüttet zu sein. Die beiden Schornsteine rechts und die Gebäude dazwischen sind die spätere Sächsische Mineralölraffinerie Freital GmbH, sie erzeugten Benzin, Öl, Petroleum, Spezial-Fette, Südstraße 11. an der Verlängerung der Weststraße. Auf dem Berg erkennt man das Werbeschild des Sommerausflugslokals "Zechels Höhe".

 

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital©

Ansicht von Haus Nr. 1 auf der Grenzstraße (Zur Gartensiedlung Nr.1), es war das nächste Haus links nach dem Eckgegäude der Südstraße. Im Hof befand sich vor 1990 die Wäschereiannahme des Dienstleistungskombinats und das Holzlager der Gardinenkastenfirma Brix &Thomas. Heute ist dort der Parkplatz des ansässigen Pflegeheimes. Fotokarte ca. 1910.

 

Sammlung Jörg Hubrig Freital

Blick vom Bahnhof Hainsberg zum Grützner-Virtel, ganz rechts sehen wir die ehemalige Glasfabrik Grützner & Winter. Über den Häusern erkennen wir zwei Türme, der rechte ist das Restaurant Westendschlösschen und der Linke die Grützner-Villa.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Die Straße im Vordergrund ist die spätere Tharandter Straße - hier noch die Bergstraße, die parallel zur Eisenbahn verlief, das Gleis ist in der linken Ecke zu sehen. Die Bergstraße verlief später nur im rechten Winkel vom Gleis weg. Auf der Ansicht hinter dem großem Wohngebäude und den zwei großen gleich aussehenden Fabriken verlaufend, es ist die ehemalige Glasfabrik Grützner & Winter BK 280 Karte 1902, rote Nummern. Vor dieser Zeit verlief die Bergstraße vermutlich auch um die Abbiegung weiter, wie hier auf der Karte beschriftet, das bezeugen auch die Hausnummern der Fabriken in den alten Adressbüchern.

Rechts daneben zwischen den Bäumen erkennt man eine kleine Fabrik mit der Aufschrift A. Pree - Dachpappenfabrik an der Tharandter Str. BK 279 C. Rechte große Fabrik: Glasformen, Maschinen- und Scholadenformfabrik August Riecke , BK 279 F, Tharandter Straße um 1903. im Vordergrund Franz Pillnay - Lackfabrik BK 279 B.

Über den Fabriken ragt am Berg mit seinem spitzen Turm die Grützner-Villa heraus

BK 280 L. Man sieht hier die Häuser und Fabriken am unteren Teil der Bergstraße/Ecke Tharandter Straße, den es heute nicht mehr gib. Dort befand sich, wie man heute sagen würde, das Industrie-und Gewerbegebiet der Gemeinde Deuben. Das Gebiet ist heute mit Fabrikhallen vom Edelstahlwerk überbaut.

Noch früher, als es noch keine Eisenbahn gab, ging die Bergstraße weiter geradeaus und war die geradlinige Verbindung zur Krönertstraße (davor Breite Straße). Sie führte direkt zur Eger-Mühle und wurde natürlich stark von Bauern frequentiert, die zur Mühle wollten.

Nach 1945 war das Viertel durch die Gleisanlage das sich weiter ausdehnende Fabrikgelände des Edelstahlwerks ziemlich abgeschnitten, so dass man nach 1945 einen langen Fußgängertunnel (ca. 1957)unter diesem Gebiet anlegte um eine kurze Anbindung für Fußgänger zur Dresdner Straße mit seinen Geschäften, Behörden und der Straßenbahn zu schaffen. Früher gab es am Eingang des Tunnels eine einfache Bronzetafel mit den Baudaten des Tunnels, diese wurde nach 1990 gestohlen.

 

Blick von Deuben in Richtung Hainsberg. Am linken Rand der Flachbau mit dem großen Werbeschild im Giebel ist das Warenlager zwischen Gleisanlage und Tharandter Straße, auf dem Schild steht die Firmenaufschrift "Sächsiche Glaswerke AG - Grützner & Winter in Deuben bei Dresden". Rechts neben der Tharandter Straße die Verwaltunggebäude mit der Haupteinfahrt in die Fabrik. Im Innenhof links unten befinden sich das Gebäude der

Dampf-Glasschleiferei. Im Hintergrund am dem Berg im Wald ist der spitze Turm der Villa bzw. das Wohngebäude der Familie Grützner zu erkennen.

Ansicht von einem Geschäftsbrief aus dem Jahre 1907. Alle abgebildeten Fabrikgebäude existieren nicht mehr und wurden mit anderen Fabrikgebäuden neu überbaut.

 

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Auf dem rechten Bild sieht man die Straße Hohe Lehne auf ihrem letzten Stück bis zur Bergstraße mit Blick auf die Grützner-Villa am linken Ende. Das auf dem linken Bild abgebildete Gebäude befindet sich am Ende der rechten Seite des hier abgebildeten Straßenzuges,

Hohe Lehne (früher Hohe Straße)/Ecke Bergstraße 1907 Nr. 9, 1903 Nr.5. Es beherbergt ein Geschäft mit der Aufschrift "Ernst Oswald Winkler" - Kaufmann. Heute befindet sich gegenüber von diesem Haus ein kleiner Park/Spielplatz.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Das letzte Stück der Südstraße in Richtung Westen. Am Ende sieht man ein Fabrikgebäude der Glasfabrik von Grützner - welches es heute nicht mehr gibt. An dieser Stelle querte damals mit dem Fabrikgebäude die Bergstraße, heute schließt sich dort an die Südstraße, die Straße "Am Pfaffengrund" weiter in Richtung Pfaffengrund an. Im linke Haus befand sich früher ein Lebensmittelgeschäft und zu DDR-Zeiten befand sich dort der Damenfisör Harandt. Vom nächsten Gebäude erkennt man nur ein großes Rundbogenfenster, dort befand sich früher ein Bäcker.

 

Sammlung Jörg Hubrig Freital

Die Konsumverkaufsstelle des Konsumvereins "Potschappel und Umgebung" auf der Südstraße/Ecke Weststraße, nach 1900. Als Konsum existierte das Geschäft bis zum Ende der DDR, noch zu DDR-Zeiten konnte man beim einkaufen fleisig Konsumrabattmarken sammeln und in ein Konsumheft einkleben und es wurde später darauf ein Geldbetrag ausgezahlt.

 

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