Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ zum Jugendheim
16.07.1925, Ein Jugendheim in Freital: Die Stadt hat seit längere Zeit einen Grundstock angelegt und eine größere Summe zusammengebracht. Das Arbeitsministerium hat noch 30 000 Mark bereitgestellt. Der Bauausschuss möchte das Heim auf dem Platz an der Goethestraße errichten auf dem sich gegenwärtig noch Schrebergärten befinden. Es wird besonderer Wert, nicht nur auf die äußere Gestaltung sondern auch auf das Innere gelegt.
24. Jan.1927, Ratsbeschluss: Anlegung eines Platzes an der Deubner Straße, auf dem sich bisher Schrebergärten befanden, soll auf eine einfach Weise Rasenflächen erhalten. Es ist geplant auf diesem Platz zukünftig Jahrmärkte abzuhalten. Er soll auch als Spielplatz und Tummelplatz für die Jugend dienen. Die Arbeiten sollen als Notstandsarbeit durchgeführt werden.
04. April 1927. Ratsbeschluss: Der Platz zwischen Deubner Straße und Weißeritz, an der Bugker Straße wurde bisher für Schrebergärten genutzt und soll sich zukünftig „Platz der Jugend“ nennen. Der Platz wird gegenwärtig hergerichtet und es soll später ein Jugendheim auf Ihm errichtet werden.
16. Mai 1927. Als Ausklang der Freitaler Jugendheim und Jugendherbergs Werbewochen (Veranstaltungen-Spendensammelaktion), Platzweihe und Grundsteinlegung: Zur Weihe des „Platz der Jugend“ und der Grundsteinlegung des Jugendheims leitete Platzmusik der Reiche-Kapelle bei regnerischem Wetter die Veranstaltung ein. Es sprach Bürgermeister Klimpel, es wurde dann der Grundstein für ein provisorisches Jugendheim gelegt, später soll ein stattliches Gebäude der Jugend gehören. Freital am Tag der der Grundsteinlegung, den 15.Mai 1927.
20. Sept. 1927. Das Heim der Freitaler Jugend, Weihe: Ein Provisorium sollte es werden, etwas Endgültiges ist es geworden. Zur Linken und zur Rechten des Korridors befinden sich zwei Aborte, ein Waschraum und ein Garderobenraum. Es gibt einen großen Versammlungsraum und das Lese- sowie das Spielzimmer. Die trennenden Holztüren können im Bedarfsfall so geöffnet werden, dass ein einziger großer Raum entsteht. Die hölzernen Decken sind weiß, die Wände gelblich gehalten, der Fußboden Holz und die beiden Zimmer zu Hälfte in Holzverschalung und Tische mit Linoleumbezug. Längs der Wände sind Bänke eingezogen und es gibt einen Dauerbrandofen. Es gibt moderne Beleuchtungskörper und eine geräumige Bühne in blau/gold gehalten. Als Inventar gibt es eine Wanduhr und ein Klavier. Gestern Nachmittag hatten sich Vertreter der Stadt, der Jugend und der Presse eingefunden. Vor dem Heim flatterten die Fahnen der Stadt und des Reichs und auch das nahgelegene Gesundheitsamt und Säuglingsheim waren beflaggt. Stadtbaumeister Röthig hielt die erste Rede, er erwähnte Mehrausgaben für Holzverkleidung und einen Keller für Fahrräder und übergab anschließend den Schlüssel dem Bürgermeister. Die Einrichtung bietet nun 200 bis 250 Personen Platz. Die Stadt wünscht sich neben dem Jugendheim noch ein Ledigenheim und zukünftig noch eine Jugendherberge.
Rückseite des Jugendheims an der Weißeritz auf dem Gelände der ehemaligen Chemiefabrik Reichardt unserer Ballonfahrerfamilie. Mit dem Windberg als Hintergrund, dem zukünftigen Standort des Gebäudes, denn nach zehn Jahren musste das Gebäude dem Wohnungsbau weichen. Bereits 1897/98 nach dem Hochwasser war eine Wohnbebauung auf dem Platz der ehemaligen Chemiefabrik geplant, es kam aber nur zur vorbereitenden Platzaufteilung, danach war er Jahrmarkt- und Zirkusplatz, aber auch einige Zeit Eigentum der Schützengesellschaft Potschappel, die Schießbahn lag in Richtung Osterberg, das alte Fachwerkhaus an der Bugker Str. sollte das Schiesshaus werden und Vogelwiesen wurden abgehalten. So wurde der Holzbau des Jugendheims 1937/38 an die Gartensparte Rotkopfgörg am Windberg versetzt und nimmt genau den Standort ein, an dem einst das geplante Krematorium hätte stehen sollen. Dort wird das ehemalige Jugendheim vielfältig genutzt, am Anfang ab 28. Jan.1938 als Invalidenheim, ab 1948 als Lowa-Kulturhaus oder Lowa-Heim, 1953 übernahm es die Welta-Kamerafabrik, 1960 das Prüfgerätewerk Meding und 1964 das Edelstahlwerk Freital, 1976 geht es an den Kleingartenverein Rotkopf Görg, es wurde genutzt als Tagesferienlager für Kinder, als Sportstätte für Billard und Tischtennis in der Zeit als das Edelstahlwerk Eigentümer war, später auch parallel als Spartenheim und öffentlich Gaststätte. Im September 2000 wurde es durch die Stadt Freital abgerissen.
Foto, des ehemaliger Pächters der Gaststätte, Berndt Dubovky.
1991 Rückseite oder Eingangsbereich des früheren Jugendheimes am Windberg, in seiner Zeit als Gaststätte „Rotkopf Görg“.