Gemeinderat Ernst-Robert-Rudelt Deuben

Foto, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.    ©

Ansichtskarte/Ausschnitt, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.


 

Foto um 1900 vom Gemeindevorsteher und Kammerrat Ernst Robert Rudelt in Deuben.

 

 

 

Historische Nachrichten aus „Glückauf“ Anzeiger für den Plauenschen Grund und dessen Umgebung, vom Donnerstag den 17. Februar 1916.

 

 

Deuben, 16.Februar 1916, Kammerrat Rudelt feiert sein 25 jähriges Jubiläum als Gemeindevorstand, Standesbeamter und Friedensrichter von Deuben vom Januar 1891 bis 1916. Bei der Festsitzung  wird durch den Gemeinderat beschlossen die Straße „Unter den Linden“ auf den Namen „Rudelt-Straße“ umzubenennen.

Der Gemeinderat beschließt aus diesem Anlass außerdem einstimmig dem Kammerrat Rudelt für seine Verdienste ein Kapital von 10 000 Mark zu einer „Ernst-Robert-Rudelt-Stiftung“ zur Verfügung zu stellen, deren Zinsen für wohltätige Zwecke nach seiner Wahl verwendet werden sollen.

 

 

Sonstige Auszeichnungen: Ritterkreuz II. Klasse, Albrechtsorden, sowie den Titel eines königlichen Kammerrats und das Kriegsverdienstkreuz für sein öffentliches wirken.

 

 

Verdienste während sein 25 jährigen Schaffens für die Gemeinde Deuben:

 

 

1892 Wasserleitung fertiggestellt, Versorgung Deubens mit Trink-und Wirtschaftswasser.

 

 

Erwerbung der sogenannten „Hohen Wiese“ vom Baron von Burgk als zukünftiges Bauland (Raschelberg).

 

 

1896 Bau des Elektrizitätswerkes Deuben, dadurch Förderung von Gewerbe- und Fabrikbetrieben und einen guten Gewinn für die Gemeinde. Elektrisches Licht für Industrie und auch für viele Privathaushalte.

 

 

1897 nach dem Hochwasser (30 Häuser vernichtet) Verbesserung des Flusslaufes und Errichtung der Ufermauern. Wiederherstellung der Straßen und des Elektrizitätswerkes. Bau der Kanalisation und Errichtung neuer Wohnhäuser. Bau von Straßenbeleuchtung. 1897 Anlegung der Zieranlage auf der Verbreiterung in der Mitte der Breitestraße heute Krönert-Straße.

 

 

1900 Schweinsdorf wurde nach Deuben eingemeindet.

 

 

1901-1902 wurde der König Albert-Platz angelegt, heute Goetheplatz, damals wurd dort auch gleich eine Bedürfnisanstalt errichtet. Gestaltet wurde die Parkanlage nach den Plänen von Garteningeneur und Stadtgartendirektor Wilhelm von Uslar in Dresden, nach den Ideen von Schleifmittel-Fabrikant Zische in Deuben, Fa. Voss, Fabrik an diesem Platz angenzend. 1904 Einweihung des Wettingedenksteins auf dem König Albert-Platz, in dankender Erinnerung für die Hilfeleistung für die Flutopfer von 1897, vom Königshaus Sachsen. Ebenfalls 1904 wurde der Sachsenplatz mit Springbrunnen gestaltet. Der Sachsenplatz war einst der Zugang zum früheren Festplatz von Deuben, genannt Hofewiese, der früher bis an die Weißeritz und den Fuß des Windbergs reichte (Standort der Mühle von Böhmert am Mühlgraben und Poisenbach, seit 1833 - danach ab ca. 1860 Lederfabrik Müller (der angrenzende Weg ist vermutlich nach ihm benannt "Müllers Weg"), einige originale alte Gebäude sind noch vorhanden, zur Zeit Abfallhof Freital (Umzug 2024), Neunutzung des Areals mit Wohnbauten und einer Fußgänger-Brücke im Weißeritzbogen geplant). - ältere Infos aus der selben Quelle wie bei der Johanneskapelle.

 

1901-1902 Errichtung der Johanneskapelle auf dem Friedhof Deuben, da das alte Gebäude baufällig war. Ausführung Architekt und Kirchenbaumeister Prof. Richard Paul Friedrich Reuter in Dresden im Neoromanischen Stiel. Die Fassade ist in dem häufig vorkommenden  Syenitstein aus der Region gestaltet (vom gleichen Architekt stammt auch die Hainsberger Kirche). Die innere Ausstattung: Figurengruppe in französischem Kalkstein (Heiland mit Joannes dem Täufer) von Meister Wedemayer in Dresden gestaltet, die Wandmalerei stammt vom Kunstmaler Rößler in Dresden, es sind Personen verschiedenen alters und geschlechts dargestellt und über ihnen der Heiland dem Himmel entgegenschwebend. Die farbigen Glasfenster wurden vom Glasfabrikant Sievert, Besitzer der "Adlerhütte" in Deuben nach einem neuen patentiertem Verfahren hergestellt. (Leske Bd. II S.1153)

(Quelle: Buch, Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeideangelegenheiten in Deuben, erstattet von Ernst Robert Rudelt, Gemeindevorstand, veröffentlicht Ende Juli 1905).

 

 

1902 Eröffnung der Straßenbahnstrecke von Dresden bis Deuben, nach 10jähriger Verhandlung, in Erwägung gezogen wurde als Konkurrezprojekt der Bau einer Schwebebahn nach dem Wuppertaler Vorbild, eine Besichtigung der Bahn in Wuppetal fand statt.

 

 

Förderung der Gesundheit durch die Errichtung einer Badeanstalt 1894 (Lange Str.19). 1909 Einrichtung eines Krankenheims in einem vorhandnen Wohnhaus, betreut durch Diakonissenschwestern, welches im Krieg als Lazeret genutzt wurde und von der heimischen Industrie in dieser Zeit finnaziell unterstützt wurde (Ecke Wehrstr./Bürgerstr.). 1909 Errichtung eines Genesungsheims  (Wettingrund), als erweiternde Ergänzung  zum Krankenheim. 1892 wurde von der Errichtung eines eigenen Krankenhauses noch abgesehen, da ein Kranker pro Tag 3 Mark gekostet hätte und in Dresden nur die Hälfte. Dennoch plante man Ende 1897 ein geinschaftliches Krankenhaus im Wettingrund, gemeinsam mit den Nachbargemeinden, es sollte den Namen "König Albert Stift" tragen. Die Baupläne waren bereits vorhanden, es wurde nicht gebaut, sondern nur das Genesungsheim an diese Stelle im Wettingrund.

 

 

1899, Hebung des Schulwesens durch die Erweiterung des Schulgebäudes durch seitliche Anbauten (alte Pestalozzischule). Ursprünglich wurden drei kleinere bäuerliche Gebäude als Schule in Deuben genutzt. Bereits 1884 wurde ein großer Schul-Neubau durch Baumeister Hermann Pratzsch aus Deuben entworfen und erbaut und auf der Fläche des mittleren kleineren Schulgebäudes errichtet (Pratzsch ist seit 1863 in Deuben ansässig - Leske Bd.I S. 39).  Das älteste noch vorhandene kleine Schulgebäude wurde nach 1990 abgerissen. In der DDR wurden die Räume des letzten alten Schulgebäudes im Untergeschoss für Handwerksunterricht, dem sognannten Schulfach "Werken" genutzt. In diesem Fach wurde mit Holz, Metall, Kunststoff (damals Plaste genanant) und Papier gearbeitet. Im Haus wohnte eine Lehrerin, bei ihr fertigten wir in den in den ersten Schuljahren eine Sammelmappe aus farbig gestalteten Leimpapier. In späteren Schuljahren fertigten wir bei andern Lehrern ein kleines Vogelhaus aus Holz, wir sägten es mühsam aus dicken Eichenholz, welches von alten Schulbänken um 1900 stammte (es erhielt einen Anstrich in grün mit rotem Dach, an vielen Fenstern der Stadt konnte man die kleinen Vogelhäuser früher sehen). Auch eine kleine Gartenhacke aus Eisenblech und selbstgefertigtem Holzstiel wurde hergestellt. Später bauten wir einen Minenspitzer für technisch Zeichenstifte aus selbst gebogenen Kunststoff und feinem Sandpapier, Schleiffläche zum einklappen.

 

 

Seit 1913 setzte er sich für die Vereinigung der großen Gemeinden des Plauenschen Grundes ein.

 

 

1914 Neubau der Brücken über die Weißeritz und den Mühlgraben, die alten Holzbrücken wurden durch massive Brücken ersetzt und Ausbau der Straßen und die Fußwege wurden an den Hauptstraßen erhöht.

 

 

1914 Eingemeindung von Niederhäßlich.

 

 

Er setzte sich auch für die Erneuerung und Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes und eines Post-und Telegraphengebäudes ein (errichtet 1900 durch Ratsbaumeister Adalbert Mirus aus Dresden).Vorrübergehend hatte die Post ihren Raum im Rathaus (seit 1888), der  später zum Restaurant Ratskeller wurde.

 

 

Einrichtung der Volksküchen während des Krieges.

 

 

Kammerrat Rudelt leitete die Gemeinde Deuben 27 Jahre lang, bis zum 30. September 1917, er verstarb am 05. Februar 1935 in einem Dresdner Krankenhaus (Johannstadt/heute Uniklinik) an den Folgen eines Schlaganfalls. Er feierte kurze Zeit vorher noch seinen 75. Geburtstag, er wurde geboren am 21. Januar 1860 in Leisnig. (Geburtsdatum entnommen aus: Geschichte(n) und Personen, 2. Werkstattbericht einer kommunalen Arbeitsgruppe wieder das Vergessen, ab S. 53 Biographie von Ernst Robert Rudelt, erstellt von Heinz Fiedler-Reporter SZ und AG Gedenken.)