Anzeige aus einem Freitaler Adressbuch 1928.
Das Stadthaus Freital ein Projekt von Bürgermeister Dr. Carl Wedderkopf und dem Architekt BDA Rudolf Bitzan aus Dresden
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 11.
In der DDR wurde die Geschäftsbelegung beibehalten und bestand aus Kaufhaus EHAPE, Buchladen und Sparkasse, nur das
Caffee im ersten Stock wurde schon vor dem Krieg vom Stadtmuseum belegt und wurde später Kreisbibliothek. In der DDR war dieses Gebäude unter dem Begriff “Poliklinik“ bekannt und beherbergte
Kinderärzte, Allgemeinmediziner, Frauenärzte, Hautarzt und hatte sogar einen eigenen Röntgenapparat, natürlich den aus der Entstehungszeit des Hauses. Foto nach 1928. Heute trägt das Haus den
Namen "Ärztehaus" und die Fasade wurde in unserer Zeit mit hellen Farbtönen gestaltet. Architekt Bizan nannte bei seiner Eröffnungsrede 1928 sein Bauwerk den "Eckpfeiler des Herzens von Freital", da
dieses Gebäuden den äußeren Rand seines Forums für Freital markierte. Ein erneuter Auftakt, der Hoffnung machte, bald weitere Eröffnungen am Platz zu feiern, um in kurzer Zeit das gesamte
Platz-Forum als neuen Mittelpunkt für eine moderne Stadt zu erhalten.
Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.
Das einstige Stadthaus kommt ganz ohne Figurenschmuck aus, das mag daran liegen, das es am äußeren Rand des geplanten Platzforums liegt, denn das Hauptgebäude in der Mitte des Platzes als Zentales Rathaus gedacht, wär schon mit etwas mehr Fasadenschmuck und Figuren versehen gewesen. Auf der Terrasse konnte man im vornehmen Palastkaffe das städtische treiben beobachten, auch bis in die Abendstunden, da elektrische Beleuchtung auf der Terrasse vorhanden war. Im Hintergrund sieht man das damalige Finanzamt.
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 4.
Eine Postkarte nach einem originalem Farbfoto um 1930, es zeigt den damaligen Farbton des Gebäudes. Bitzan hatte für die Außenfassade mahagonirot gewählt und die aufrechten eingesenkten Fensterfronten weiß gerahmt, diese Farben hatten sich bis zum Ende der DDR erhalten. Die mahagonirote Farbgestaltung übertrug er auch auf die Innengestaltung, so bei der Auswahl der Hölzer für die Schalterhalle in der Sparkasse und im Palastkaffe Schröder mit der Auswahl der Bestuhlung und den Türen. Leider war die Entwicklung der Farbfotografie zu dieser Zeit noch nicht vollkommen und das Bild wirkt etwas verwaschen und es fehlt ihm an Brillianz.
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 11.
EHAPE Einheitspreisgeschäft im Stadthaus Freital um 1928.
In der DDR wurde aus der EHAPE das Konsum Kaufhaus Kontakt, die Bezeichnung EHAPE hielt sich in der Bevölkerung dennoch.
Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ zur Ehape
01. Juni 1928. Eröffnung der „Ehape“: Gestern Nachmittag fand die Eröffnung der 46. Filiale der Aktiengesellschaft für Einheitspreise im Stadthaus Freital statt. Der Ansturm der Bevölkerung war groß. Der sächsische Gruppengeschäftsführer der Ehape, Herr Lehmann hielt zur Eröffnung eine Rede und Berichtete über das Geschäft. Die Aktiengesellschaft für Einheitspreise hat als erstes 1926 den Gedanken nach Deutschland gebracht. Durch eine Standartqualität der Ware, die für das Publikum nur für Einheitspreise von 25 Pfennig oder 50 Pfennig angeboten werden. Durch sparsame Ausstattung der Geschäfte, durch rationelle Betriebsführung und durch günstige Großeinkäufe können Sie die Ware günstiger anbieten. Es sind ca.3500 Artikel in 20 Abteilungen zu finden. Es gibt Textilien, Haushaltsartikel, Glas, Porzellan, Lederartikel, Herren-, Damen- und Spielwarenartikel, Geschenkartikel und eine besonders leistungsfähige Lebensmittelabteilung. Neuerdings haben wir in unseren Filialen auch Imbiss-Ecken eingerichtet. In jedem Laden ist eine Wechselkasse in der das Reichsgeld in Ehape Marken getauscht werden kann, mit den dann eingekauft wird.
Historische Nachrichten aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ und andere Zeitungen zum Stadthaus Freital
1923-Haushaltsplan der Stadt Freital (gedruckte Broschüre von Dr. Wedderkopf), S.87, Punkt 6. Öffentliche Gebäude: Ursprünglich sollte sich das Stadthaus Industriehaus nennen und seine Errichtung über eine Industriehaus-Aktiengesellschaft finanziert werden (Idee Wedderkopf).
02. Dez. 1926, Stadtverordnetensitzung: Der Oberbürgermeister gibt Aufklärung über das Projekt eines großen Bürohauses am Neumarkt, wozu die Stadtverordneten mit Ausnahme von acht bürgerlichen ihr Einverständnis erklären. (Jahresrückblick 1926)
03.12,1926 Stadtverordnetensitzung: Der Bauausschuss hat vorgeschlagen, die Entwurfsarbeiten einschließlich der Kostenanschläge dem Architekten Bitzan zu übertragen.
07.12.1926, Freitaler Stadtverordnetensitzung: Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf begründet das Projekt, am Neumarkt ein Bürohaus zu erbauen. Mit dem Bau soll die Arbeitslosigkeit gesteuert und der Neumarkt belebt werden. Die Baukosten sind vom Architekten Bitzan auf 525 000 Mark geschätzt worden.
08. Mai 1927, Das „Stadthaus“ am Freitaler Neumarkt, Projektvorstellung:
Das geplante Stadthaus ein Projekt des Oberbürgermeister Dr. Wedderkopf. Im Parterre wird es zwei Läden geben, die Kölner Kaufhausgesellschaft E. H. P. und die frühere Hofbuchhandlung von Burdach aus Dresden. Weiter werden die Sparkasse für den Plauenschen Grunde und die Kraftwerke Freital A-G, sowie vier Spezialärzte Platz finden. Von den zehn vorgesehenen Privatwohnungen sind sechs vermietet. Geplant hat den Bau der Architekt Rudolf Bitzan aus Dresden, der bereits das Döhlner Rathaus entwarf. Im Anschluß des Zeitungartikels werden alle Bewerber für die Bauausführung und deren Kostenanschläge ausgewertet.
19. Sept. 1927. Ratsbeschlüsse: Der Rat nimmt von dem Angebot der Kraftwerke Freital A-G wegen der Fernheizung für das Stadthaus Kenntnis.
02. August 1928, Das Haus ohne Schornstein, Einweihung der neuen Sparkassenräume:
Gestern Mittag fand die Übergabe des Stadthaus-Neubaus am Neumarkt statt. In den Räumen der Sparkasse des Plauenschen Grundes hatte man sich zusammengefunden. Architekt Bitzan-Dresden, der kunstsinnige Schöpfer des Stadthauses, hielt als erstes eine kurze Ansprache, in der er sein Werk, das er als den Eckpfeiler des Herzens von Freital bezeichnete, dem Rat der Stadt Freital in Person des Bürgermeisters Baumgarten übergab. Der Bürgermeister ging auf den derzeitigen Aufwärtstrend und die Geschichte dieser Sparkasse ein. Er dankte Bitzan und dem Stadtbaumeister Kunath und allen Handwerkern und Arbeitern. Bei der Besichtigung wurden auch die Räume der Buchhandlung Schäder und das Palast-Caffee Schröder besichtigt, wo ein Imbiss vom Besitzer gestiftet wurde.
Der Bau des Stadthauses wurde vom ersten Bürgermeister Dr. Wedderkopf angeregt. Baumeister Weiße-Freital hat unter Leitung des Stadtbauamtes Freital den Bau ausgeführt. Zahlreiche heimische Handwerker fanden dabei Beschäftigung. Es gibt kein Schornstein, es wird mit Gas oder elektrisch gekocht. Geheizt werden die Räume durch Zentralheizung.
02.August 1928, Das Freitaler Stadthaus: Artikel aus dem “Dresdner Anzeiger“
Am Fuße des Windbergs, Ecke Obere Dresdner und Augustusstraße (Leskestraße) erhebt sich das neue nach dem Entwurf des Architekten Rudolf Bitzan erbaute Stadthaus der Stadt Freital, das durch die säulenartigen Unterbrechungen der Schauseite und einen bis zum ersten Stockwerk reichenden Vorbau vor den Erdgeschoßräumen einen sehr gefälligen Eindruck macht. Die am Mittwoch eröffnet Sparkasse nimmt die Hälfte der Erdgeschoßräume ein, die andere Hälfte nimmt eine Buchhandlung und ein Kaufhalle in der Art eines Warenhauses ein. Architekt Bitzan übergab das Haus an den Rat der Stadt Freital, er dankte das die vorgelegten Entwürfe gebilligt wurden, um ein Werk entstehen zu lassen, das in eigenster Formsprache der jungen Stadt Freital ein tonangebender Anfang des Wachsens und Gedeihens sein soll: das Dokument einer zeitgemäßen Kultur. Bürgermeister Baumgarten dankte dem Architekten für seine wahrhaft schöne Schöpfung. Stadtbaumeister Kunath der die praktische Einrichtung, die reizvolle Ausstattung in Mahagoni pries und auf die Verwendung von Gold und Silber an der Decke und ihrer Symbolik für eine Sparkasse hinwies. Danach wurden die Räume der Sparkasse, der Buchhandlung, der Kaufhalle und in der ersten Etage, Restaurant und Kaffee mit großer Terrasse besichtigt. Bürgermeister Baumgarten schilderte die gleichfalls von Rudolf Bitzan verfassten Entwürfen, für eine Gasstätte, von Vornehmheit und Schönheit in Freital entstehen ließ. Er übergab sie den Inhaber des Kaffees vom Dresdner Palasthotel Weber, Herrn Schröder zur Bewirtschaftung.
1928 Zeitungausschnitt, vermutlich aus einer Dresdner Zeitung (ohne Quellenangabe, aus dem Privatbesitz Bitzan)
Das neue Stadthaus: Heute Vormittag wurde das neue Stadthaus an der Dresdner Straße eingeweiht. Das große Gebäude macht schon von außen mit seinen wuchtigen senkrechten Linien, seinen breit vorspringenden Unterbau, der großen, das Gebäude auf drei Seiten umrahmenden Veranda und nicht zuletzt durch seine glatte, von keinem Schornstein unterbrochene Dachlinie einen eigenartigen wirkungsvollen Eindruck.
Wer den großen Schalterraum der Sparkasse zum ersten Mal betritt, wird überrascht sein von der vornehmen und gediegenen Ausstattung. Der größte Teil ist in Mahagoniholz gehalten, dessen warmer dunkler Ton, einmal gehoben wird durch die zahlreichen Milchglasscheiben und dann durch die Hellen, in Gold und silbergrau gehaltenen Decken. Es gibt ein Sitzungszimmer in dunkelrot und Gold gehalten. Das Archiv befindet sich im Keller. Die Fenster sind durch Scherengitter gesichert.
Mag man den Namen Palastkaffee im ersten Stock etwas zu prunkvoll finden, so entspricht er doch völlig der glänzenden Aufmachung. Die Einrichtung ist einfach fabelhaft, Kenner behaupten, dass es in ganz Dresden und Umgebung kein Kaffee gibt, dass an vornehmer und geschmackvoller Aufmachung hiermit konkurrieren kann. Die Wände sind aus gelbem Cebranoholz (einer Zedernart), Stühle und Sofas mit Mahagoni umrahmten blauen Samt, der Fußboden mit weinrotem Velour belegt. Es gibt ein Podium für die dezente Musik und eine Tanzdiele. Ein besonderer Schmuck ist die Beleuchtung, moderne aparte Lampen, die in verschiedene Farben erstrahlen können. Ein zweiter ganz in Blau gehaltener Raum kann mit dem großen Raum auch zusammen genutzt werden. Ein großer Wandspiegel vergrößert den Raum. Auf der breiten Veranda laden weise Tische und Stühle ein. Decke Fußboden und Wände des Kaffees sind Schalldicht abgeschlossen.
Das Stadthaus enthält außerdem 10 Wohnungen. Dort befinden sich auch die Frauenklinik von Dr. Zilz, und auch Dr. Augustin und Dr. Gärtner haben dort ihre Sprechzimmer.
28. Nov. 1938, Wiedereröffnung des Freitaler Heimatmuseums: Im Stadthaus, in den herrlichen Räumen des ehemaligen Palastkaffees, haben die unermüdlichen Leiter des Museums, Obersteiger i. R. Gnausch und Stadtgeometer Zuchold die heimatlich Schau aufgebaut. Jetzt erst werden aus der gedrängten Enge der früheren Zimmerchen die wirklichen Schätze der Sammlungen herausgehoben.
Foto, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.
Der Betreiber des Palastkaffees Freital hatte sein Hauptgeschäft im Palasthotel in Dresden.
Blick auf das Palastkafee im Palasthotel am Postplatz in Dresden um 1930, man kann an der Fasade die Reklame "Palastcafee" lesen. Hinter der Straßenbahn Nr. 15, befindet sich der Dresdner Zwinger.
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 11.
Palastkaffee Schröder in Freital, Innenansicht
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 4.
Postkarte nach einem originalem Farbfoto von Schröders Palast-Cafee im Freitaler Stadthaus,
Gestaltung: Rudolf Bitzan, silberne Decke mit goldenen Ornamenten und Lampen, die Lampen konnten sogar verschiedenfarbiges Licht abgeben und die Wände sind mit edlen Hölzern verkleidet. Um den Raumeffekt zu optimieren gibt es an der Stirnseite einen riesigen Spiegel, rechts ist für die Musikkapelle eine kleine Bühne in die Wand eingelassen worden und davor die Tanzfläche.
Adressbuch Freital: Stadthaus am Neumarkt
bis 1930 Palastkaffee Schröder,
1931 Palastkaffee Schröder, Inhaber- Willi Kahl,
1934 Palastkaffe Schröder – Inhaber Friedrich Amann,
ab 1935 Janke- Kaffee Vaterland
In Dresden steht Gustav Schröder bis 1929 als Kaffee-Besitzer im Palasthotel an der Ostra-Allee Nr.1 eingetragen, danach als ein Geschäfts-Inhaber auf der Bergstraße wohnhaft.
Historische Zeitung, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.
Im vornehmen Palast-Kaffee in Freital trafen sich einst die Gutbetuchten in der neusten Mode der Zeit zum Tanz. Seite aus einer Modezeitschrift von 1927/1928.
Musik aus der Zeit 1920-1928, die berühmten goldenen Zwanziger Jahre. Eine Zeit in der die Künsterin Marlene Dietrich ihren Aufstieg zum großen Erfolge
vorbereitete.
Anzeige aus einem Freitaler Adressbuch 1928.
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 11.
Innenansicht Sparkasse-Schalterhalle im Stadthaus Freital um 1928, Gestaltung R.Bitzan.
Foto, Lutz Ziegenbalg, Quelle: Hauptstaatsarchiv, SächsStA-D, Sächsisches Staatsarchiv, 12655 Personennachlass Rudolf Bitzan, Nr. 58
Eine von Bitzan´s Entwurszeichnung zur Schalterhalle der Sparkasse Freital im Stadthaus.
Eigentum: SLUB Dresde/ Deutsche Fotothek Dresden//Fotograf: Ludwig,herbert 1965.06, Aufn. Nr. :df_ hauptkatalog_0090986, RF-FZ-DF, Name: Kreisbiliothek.
Kreisbibliothek Freital, Wände noch mit originaler Holzverkleidung vom ehemaligen Kaffee Schröder. (Foto von: 1965-06 Ludwig, Herbert 0090986 Fotothek Dresden, Aufnahme liegt auch in Farbe vor)