Das Grützner-Viertel in Freital-Deuben

Das Grützner-Viertel ist benannt nach Kurt Eugen Grützner (1862-1935) einem Industriellen, der einst am unteren Ende des Viertels bis an die Eisenbahngleise heran eine Glasfabrik in der Gemeinde Deuben, heute Ortsteil Deuben in der Stadt Freital besaß. Auch davor war dies schon eine Glasfabrik, seit 1881 Glashüttenwerk Deuben-Strobel & Co., Besitzer Gustav Bennemann und A. Strobel, danach Bormann & Langhammer. Diese Firmen etablierten ihre Fabrik in einer alten Ziegelei die es dort seit 1860 gab, Julius Langhammer soll 1879 seine Glasfabrik in Deuben gegründet haben, (Leßke Bd. I, S. 63). Seit ca.1890 ist diese Fabrik in Besitz von Grützner & Winter, ab 1897 bis 1911/16 nennt sie sich Sächsische Glaswerke AG (Katasternummer 280). Nach einem Brief von Grützner feierte man im Jahre 1899 in Wagners Gasthof in Deuben 10-jähriges Bestehen der Firma. Ab Anfang 1912 bemühten sich die Gemeinde und die Besitzer der Glasfabrik das Grundstück samt Fabrik zu verkaufen, es wurden Firmen angeschrieben und Anzeigen in Zeitungen veröffentlicht. Grützner war auch Eigentümer eines großen Teils des weiten Baulandes in diesem Gebiet und Direktor der Sächsischen Glaswerke AG. Er gestaltete das Viertel entscheidend mit, so wurde durch Fabrikdirektor Grützner und Kaufmann Winter im Jahre 1899 die Weststraße auf eigene Rechnung angelegt und gebaut, im Jahre 1900 wurden die Tharandter Straße von der Bergstraße bis zur Flurgenze Hainsberg von ihnen gebaut und ebenfalls 1900 wurde die Südstraße bis Hainsberg von ihm ausgebaut. An Häusern gehörten Grützner und Winter von der Weststraße die Nr. 1 und  3 und Grützner und Gustav Fuhrmann  die Nr. 5, von der Hohen Straße aus dürfte es die gesamte linke Seite sein, die Seite mit dem späterem Konsumgebäude (1899 erichtet). Auf der Bergstraße gehörten ihnen die Katasternummern 280 E und 280 F, Doppelhaus links neben Lebensmittel Scholz. Auf der früheren Hohen Straße bauten sie 1905 das Haus Nr. 8 und auf der Südstraße die Nr. 1, Kataster Nr. 279 D. Außerhalb des Grützner-Viertels gehörten Grützner & Winter um 1905 auch noch Häuser im Ortszentrum von Deuben auf der Breiten Straße Nr. 5 und 7 mit der Kataster-Nr. 54,55 heute die Krönertstraße. Es ist davon auszugehen, das noch weitere Gebäude im Viertel auf Grützner zurückzuführen sind.

(Quelle, Buch: Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeideangelegenheiten in Deuben, erstattet von Ernst Robert Rudelt, Gemeindevorstand, veröffentlicht Ende Juli 1905, S. 28 u. 38, Standort: Archiv Städdtische Sammlung Freital Schloss Burgk).

 

Briefkopf von 1907, Sächsische Glaswerke AG Deuben

Abbildung der Glasfabrik Grützner unterhalb des Grütznerviertels, Blick von Deuben in Richtung Hainsberg. Am linken Rand der Flachbau mit dem großen Werbeschild im Giebel ist das Warenlager, gelegen zwischen Gleisanlage und der ehemaligen Tharandter Straße in Deuben. Auf dem Schild steht die Firmenaufschrift "Sächsiche Glaswerke AG - Grützner & Winter in Deuben bei Dresden". Rechts neben der Tharandter Straße sind die Verwaltunggebäude mit der Haupteinfahrt in die Fabrik. Im Innenhof links unten befinden sich das Gebäude der Dampf-Glasschleiferei. Im Hintergrund am Berg im Wald ist der spitze Turm der Villa bzw. das Wohngebäude der Familie Grützner an der Bergstraße zu erkennen.

Ansicht von einem Geschäftsbrief aus dem Jahre 1907. Alle abgebildeten Fabrikgebäude existieren nicht mehr und wurden mit anderen Fabrikgebäuden vom Edelstahlwerk Freital nach 1950 neu überbaut. Die Fabrik wurde zuletzt, ca. ab 1920 von der Firma Max & Ernst Hartmann einem sogenannten Economiserwerk, einer Maschinenfabrik (Wärmerückgewinnung aus Abwärme, Sparanlagen,Umwelttechnik) genutzt.

 

 

Teilhaber und Geschäftsführer war Alfred Theodor Paul Winter in Dresden - später Mitinhaber der Secare Werke, Papierindustrie Winter & Sauer in Heidenau.

Grützner besaß zahlreiche Patente im Bereich der Glasproduktion, es wurden Glaskörper und Glaszylinder für Lampen mit Petroleum, Gas und für elektrische Lampen hergestellt und ab ca.1904 auch Glasziegel, er lieferte sehr viel Glas ins Ausland.

Er war  Mitglied im Gemeinderat Deuben, und  aktiv in anderen Vereinen im Bereich Wirtschaft und Finanzen und soll sich angeblich sehr für die sozialen Belange der Bewohner der damaligen Gemeinde Deuben, einem Industriedorf im heutigen Stadtgebiet Freital eingesetzt haben. Er löste in seiner Funktion als Gemeinderat von Deuben 1903 einen wegbereitenden Antrag zur Gründung einer zukünftigen Stadt aus (siehe Vorgeschichte Stadtentstehung Freital). Sein früherer Wohnsitz, die Grützner-Villa, eine kleine, bescheidene Villa mit spitzem Turm (Kataster-Nummer 280L), trohnt bis heute am Hang des Eichberges an der Bergstraße.

Das Grützner-Viertel erstreckt sich um den Straßenwinkel Bergstraße/Südstraße bis an die Eisenbahngleise heran. Es endet an der Grenze zu Hainsberg, ungefähr an der Straße "Zur Gartensiedlung", welche früher Grenzstraße hieß (siehe Karte). Am Eingang der Straße befindet sich das ehemalige Hauptgeschäft der Fleischerei Münzberger, das Gebäude an der Ecke Südstraße mit Turm - die Südstraße hieß zu DDR-Zeiten Ernst-Thälmann Straße, auf der Karte von 1902 ist es das Eckgebäude nach der Ortsgrenze ohne Nummer.

Der Name "Grützner-Viertel" ist in keiner Karte verzeichnet, es handelt sich dabei nur um eine mündliche Überlieferung, die meist von den älteren Bewohnern dieses Gebietes genutzt wird, er findet sich gelegentlich in der Beschriftung auf alten Postkarten.

Das Viertel hatte früher einige Fabriken, vor allem Ziegeleien und Glasfabriken. Es besaß ein Restaurant - das "Westendschlösschen" (Kataster-Nummer 281 L).

Auf dem Berg befand sich noch das Sommerlokal/Ausflugrestaurant "Zechels Höhe", welches anfangs nur die Sommermonate öffnete, es lag auf dem Grundstück von Herrn Zechel (Ziegeleibesitzer) und von ihm gestalteten und nach ihm benannten Bergplateau Zechels Ruhe. Am Rand des Plateaus findet man noch einen Rest einer alten Ziegelmauer - einer Stützmauer, auf der meist die Musikapelle ihren überdachten Bereich hatte. Auf der Fläche des parkartigen Geländes befindet sich noch die Grundplatte eines alten Zierbrunnens unter Laub versteckt und überall erkennt man noch das alte Wegenetz auf dem Plateau. An der Vorderseite des Berges gibt es noch Reste des alten Zickzackweges, über den früher die Bewohner vom Ortszentrum Deuben zum Gasthof emporstiegen - der Weg ist heute von unten her abgeschnitten und wird nicht mehr genutzt.

Zur  ursprünglischen Bebauung des Gebietes des Grützner -Viertels gehören zahlreiche Wohnhäuser im Gründerzeitstiel, meist mit verzierten Backsteinfassaden, einige  davon wurden nach 1990 bereits abgerissen.

Es gab im Viertel zu DDR-Zeiten einige Lebensmittelgeschäfte: HO Frau Schmidt und Frau Eibenstock auch kleine HO genannt (Betriebsverkaufsstelle des ESW Edelstahlwerk) - hinter  der Kreuzung Südstr./Bergstraße in Richtung Pfaffengrund war die Verkaufsstelle in einem alten Flachbau. Es gab eine Konsum-Verkaufsstelle an der unteren Ecke Weststraße und Lebensmittel Familie Scholz auf der mittleren Bergstraße Nr. 26, (Vorbesitzer Ernst u. Juliane Reinelt, Frau Scholz war eine geborene Reinelt und die Tochter der Familie) links neben dem Waldweg zum Eichberg. Früher gab es noch ein weiteres Lebensmittelgeschäft, daß Geschäft der Familie Cibelius von 1938-1945 auf der unteren Bergstraße Nr. 9/Ecke Straße: Hohe Lehn, früher Hohe Straße Nach 1945 wurde es das Geschäft der Drogerie Verbeeck, mit den Namen Marien-Drogerie, dieses Eckgebäude am Park (die Parkecke war früher nur eine einfache Wiese über die ein Trampelfad ging, erst zu zu DDR-Zeiten wurden eine Treppe,Wege, Blumenbeete, Bänke, Bäume und ein Sandkasten angelgt, die Ecke wurde von Grützner angeblich bewußt frei gehalten um den Bick auf die Villa nicht zu verstellen) war davor um 1900 das Lebensmittelgeschäft von Oswald Winkler.

 


Bilder zur Verfügung gestellt von der Familie Cibelius, Eigentum Cibelius.©

Lebensmittelgeschäft Cibelius Bergstraße 9, von außen 1944, Geschäft von innen 1939 mit Herrn Cibelius.

Vor 1945 wird noch ein Lebensmittelhandel Rosa Eufe erwähnt, auf der Bergstraße 8, mit Ehemann Prof. Walter Eufe, dieses Geschäft befand sich im oberen Teil der Fabrik Hartmann/vorher Grützner, auf dem unteren Teil der Bergbstraße - im Kreuzungsbereich, den es heute nicht mehr gibt, von unten her auf der rechten Seite (siehe Ansichtskart/Luftaufnahme Fa. Hartmann). Weiterhin gab es nach 1945 einen Bäcker Dräßler am Anfang der Südstraße Nr. 51, früher Südstraße Nr 2 - dann gab es dort im gleichen Geschäft als Vorgänger noch einen Bäcker Paul Säring. Einen Fleischer Bruno Langholz auf der Bergstraße 7, neben dem Westendschlösschen. Besitzer dieses Hauses in dem das Geschäft von Fleischer Langholz sich befand, war Fleischermeister Georg Münzberger - Reichstädt (laut Adressbuch), Vorbesitzer war ein Fleischermeiste Hentschel, das Gebäude wurde nach 1990 abgerissen. Auf der Bergstraße gab es eine Wäsche-Rolle Malech/Hakel, heute Bergstraße 17. Weiterhin gab es ein Kurzwarengeschäft Ingrid Böhme (Geschäftsführerin) und Frau Spörke (HO) an der oberen Ecke Weststraße, in diesem Geschäft soll laut mündlicher Überlieferung vorher ein Kunstgewerbegeschäft gewesen sein, vermutlich um die 1950 Jahre.

Einen Frisör Harandt gab es auf der Südstraße neben der Konsumverkaufsstelle, Südstraße Nr. 49 (davor Lebensmittel Oskar Thamm, Südstraße Nr. 4), vorher befand sich der Frisör schräg gegenüber auf der Südstraße 3, Adolf  Harandt (bereits seit 1922 vertreten, später vermutlich durch den Sohn fortgeführt). An der Südstraße gegenüber vom  Westend gab es im Hinterhof noch eine kleine Firma: Brix & Thomas, (Mechaniker Paul Brix) dort stellte man Gardinenkästen mit Schienen und Rollklammern her, die Klammern aus Metall wurden selbst gepresst und teilweise in Heimarbeit gefertigt, früher wurden auch Land- und Bodenbearbeitungsgeräte dort hergestellt. Es gab auch eine Vorgängerfirma an diesem Standort, die Metalwarenfabrik Forkhardt, man fertigte gestanzte Artikel für die Elektrotechnik, Amaturenbestandteile.

Im Vorderhaus soll eine Firma Hille Gegenstände aus Bakelid-Kunstoff wie Brotdosen hergestellt haben, beide Hille und Brix & Thomas sollen laut mündlicher Überlieferung zuvor auf der Poisentalstraße ansässig gewesen sein, neben der ehemaligen Poisentalfleischerei, ehemals Schokoladenfabrik Teubner. Das Holzlager der Firma Brix & Thomas befand sich im Hinterhof "Zur Gartensiedlung Nr. 1" (Haus wurde abgerissen, heute Parkplatz Kögler-Pflege), von dort wurden per Pferdewagen die Holzbretter durch den Fuhrunternehmer Schmidt von der Berglehne abtransportiert, kurz Pferde-Schmidt genannt. Es gab in den 1960/70er Jahren noch zahlreiche Pferdekutscher in Freital. Sie fuhren Umzüge, Sperrmüll/alte Möbel, alte Hausrate und Asche die von den Ofenfeuerungen der Häuser in den Aschegruben in den Höfen gesammelt wurde und dann zur Halde gefahren wurde, auch kleinere Transporte für Fabriken oder wenn man eine Ladung Pferdemist für den Garten brauchte.

Nach dem Grützner-Viertel im Hainsberger Stadtteil der Südstraße (der Hainsberger Teil der Südstraße hieß früher Römerstraße nach der Fabrikantenfamilie Römer, der große Flächen in dem an Deuben angrenzenden Hainsberg gehörten) befanden sich rechte Ecke Südstraße/Zur Gartensiedlung Fleischer Münzberger, gegenüber an der Ecke ein privates Lebensmittelgeschäft genannt Gerda - der Vorname einer freundlichen Verkäuferin, die Bezeichnung hatte sich im Volksmund eingebürgert. Eigentümerin war Marie Kummer (Adressbuch 1941 Molkereierzeugnishändlerin Römerstraße 31, soll aus Somsdorf stammen), umgangssprachlich ging man früher auch zur Marie. Die beiden Frauen waren wohl Geschäftspartner und auch miteinander befreundet. Dort gab es noch Milch, die man in der Michkanne holen musste, Butter aus dem Fass oder frisches Sauerkraut. Später führte Frau Eulitz das Geschäft und auch dort gab es meist bei Kindern ein Synonym, man sagte wir gehen zur Eule, das sind die Namen von ehmaligen Verkäuferinnen oder Besitzerinnen, das Geschäft wurde im Volksmund nach ihnen benannt. Wäscherei-Annahme betreut durch Frau Malech von der Bergstraße und später auch Frau Herzog aus dem Haus - Annahmestellenleiterin (Zur Gartensiedlung Nr 1, im Hintergebäude).

Der Bäcker Willy Höppler - Ecke Bäckerberg links, Südstraße 21 (Adressbuch 1941 Römerstraße 21). Alle Jahre saßen früher in der Weihnachtszeit die Frauen dort im Kellergeschoß in der Backstube auf der Bank mit ihren mitgebrachten Backzutaten für die Weihnachtstollen und achteten darauf das die eigenen Zutaten in der richtigen Menge mitunter nach ihrem eigenen Rezept verarbeitet wurden. Da einige Inhaltsstoffe in dieser Zeit Mangelware waren und damit die Stollen nicht verwechelt werden konnten steckte der Bäcker vor dem Backen das mitgebrachte Namensschild aus Metall in den Stollenleib und vom Rest des Teiges wurde Blechkuchen gebacken. Man schaute die ganze Zeit dem Bäcker bei seiner Arbeit zu wie er die Zutaten mischte und den Teig knetete und unterhielt sich dabei. Wenn der Ofen dann aus war, wurde das ganz dann mit dem Handwagen nach Haus gefahren, der Stollen dann schön in Tücher gewickelt und bis Weihachten kühl gelagert, damit er gut durchziehen konnte.

Auf der Südstraße noch weiter in Richtung Hainsberg gab es das letzte Lebensmittelgeschäft auf der Südstraße, die HO im Freigut, mit der angrenzenden kleinen Freigutpark-Ecke. Auch dieses älteste Gut im Gebiet, welches bereits 1287 erwähnt wurde, mit seinem großem Taubenhaus im Hof wurde in eine Wiese verwandelt und bleibt auf ewig verschwunden. Von hier aus verwaltete man einst die Wiesen, Felder und Weinberge der angrenzenden steilen Hänge.

In Hainsberg hieß bis 1964 die Weinbergstraße ebenfalls Bergstraße, da Hainsberg bis dahin noch nicht zu Freital gehörte. Es gab im Viertel noch eine weitere öffentliche Wäsche-Rolle oder Wäsche-Mangel (Hof Thälmannstraße15 - DDR, davor Römerstraße, heute Südstraße). Erwähnenswert sind für das angrenzende Hainsberg die um 1951 errichtete ehemalige Betriebsberufsschule vom Edelstahlwerk Freital, heute Südstraße 16 b. In direkter Nachbarschaft befinden sich zwei ältere Gebäude, Südstraße Nr. 16 und 16a, die zusammengehörenden Gebäude stellten einst eine kleine Fabrik mit einem dazugehörigen Wohnhaus dar. Die Fabrik wurde von einem Rabenauer Stuhlbauer unter dem Namen "HESMI Werk"errichtet (dahinter verbirgt sich die Firma Ernst Wolf & Cie in Kleinölsa Rabenau), Adressbuch Hainsberg 1927: Wolf, Gotthardt Fabrikbesitzer, Römerstraße 6, Sitzmöbelfabrik Saxonia, Römerstraße 8, 11101 Amtsgericht Tharandt Nr. 0163: Saxonia Sitzmöbelwerkstätten G. und L. Wolf, Hainsberg (Handelsregister HR 279) Hauptstaatsarchiv Dresden. Bauleitung und Entwurf für die beiden Gebäude hatte Architekt BDA Richard Merz aus Dresden, errichtet wurden sie 1922. Zuletzt war nach 1945 die Fabrik der Firma Werkzeugmaschienen Galland & Co KG in Hainsberg - laut mündlicher Überlieferung dort ansässig, sie produzierten wohl Fräsmaschienen, Adressbuch Hainsberg 1944: Maschienenfabrik Heitzig & Co - Fräsmaschienenfabrik, gegründet 1879, Römerstraße 16.

 

Am unteren Ende der Bergstraße in Deuben, Ecke Bergstraße/Am Pfaffengrund steht bis heute das ehemalige Verwaltungsgebäude der Maschienenfabrik Max und Ernst Hartmann, auf der Bergstraße Nr. 10. In diesem Gebäude befanden sich früher Büros und Wohnungen der Firma Hartmann, die ab 28. Oktober 1920 die Nachnutzer (von Dresden kommend) des Firmengeländes vom Glasfabrikanten Grützner waren, siehe Postkarte. Dieses Gebäude wurde im Jahr 1925 vom Architekt Curt Pöschel aus Coßmannsdorf entworfen. Zu DDR-Zeiten wohnten eine Zeit lang drei Direktorenfamilien des Edelstahlwerks Freital in diesem Haus, unter anderen der Betriebsdirektor und der Technische Direktor des ESW Freital.

In der Verlängerung der Südstraße, in der Straße "Am Pfaffengrund", befindet sich am Ende der geradlinigen Fortführung der Straße, das einst sehr moderne Gebäude des früheren Betriebsambulatoriums des Edelstahlwerks Freital, kurz Ambu genannt. Dieser Gebäudekomplex wurde in zwei Etappen gebaut, der erste Teil um 1953 als Ambulatorium EWD (Edelstahlwerk Döhlen) und um 1966/67 wurde eine moderner Bau davor gebaut und das ganze miteinander verbunden. Es beinhaltete einst viele Facharztpraxen, Therapeuten, eine Sauna und eine Apotheke, also eine Poliklinik. Das Ambu versorgte nicht nur die Arbeiter des Edelstahlwerkes, sondern auch die Bewohner der gesamten Gegend.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Betriebsambulatorium des "VEB Edelstahlwerk Freital 08. Mai 1945", es war ein Haus mit Ärzten und Therapeuten vieler Fachrichtungen, wie mehrere Zahnärzte, Allgemeinmediziener, HNO, Labor, Röntgenabteilung, Chirurgie, eine Abteilung für Innere Medizin und es gab auch eine Apothek und eine Bäderabteilung mit Sauna. Diese Einrichtung war damls die größte und modernste Poliklinik in Freital. Bild um 1970, Mitarbeiter auf dem Weg zur Arbeit.

 

Kurz vor dem Ambu befindet sich heute noch eine alte Villa, die schreibt man dem Glashüttenbesitzer Malky zu. 1910 läßt sich der Glasfabrikant Franz Malky vom Baumeister Richard Richter aus Deuben eine Villa entwerfen und bauen, er nennt sie Landhaus Waldfrieden. In der Malky-Villa an der Straße "Am Pfaffengrund" Nr. 10 befand sich zu DDR-Zeiten ein Nachtsanatorium, dies diente erkrankten Arbeitern vom Edelstahlwerk als Pflegestätte und man versorgte und verpflegte sie dort und sie sollten sich dort nach ihrer schweren Arbeit erholen (nach mündlichen Überlieferungen wurde das Nachtsanatorium vorher schon von der Bergbaufirma SDAG WISMUT genutzt). Später wandelte man die Instutition in eine Wochenkrippe um. Dort konnten die Arbeiter des Stahlwerks ihre Kinder in vertrauensvolle Hände geben und man sagt, dass die Versorgung dort auf sehr hohem Niveau stattfand.

Hinter dem Ambu befindet sich ein Platz an dem stehen an der hintern Seite mehrer größere  gleich aussehende Häuser, nach mündlichen Überlieferungen nannte man diese Häuser die Direktorenhäuser, ca. 1927 erreichtet, früherer Eigentümer: Gußstahlwerk Döhlen.

Rechts an den Häusern vorbei unterhalb vom sogenannten Kirschberg biegt der Weg "Am Pfaffengrund" ab und endet dann als Waldweg. Die Siedlungshäuser sollen laut privater Grundstücksunterlagen um 1936 gebaut worden sein.

 

Ausschnitt, Quelle:Fotoarchiv, Städtische Sammlung Frietal. Schloß Burgk

Pfaffengrund zwischen Eichberg (auch Zechels Höhe genannt) und Kirschberg. Im Vordergrund die sogenannten Direktorenhäuser, dahinter der Zechelsweg mit der damaligen Dr. Ley- Siedlung am früheren Dr. Ley-Weg, Bild ca. 1939, Siedlungshäuser wurden bis 1936 errichtet.

 

Im Jahr 1943 hat das Gußstahlwerk Döhlen während des Krieges eine Ausnahmegenehmigung vom allgemeinen Bauverbot erhalten. Man hat ihnen gestattet in den Kirschberg im Pfaffengrund Luftschutzstollen für die Bewohner der Siedlung, von denen viele als Arbeiter im Werk arbeiteten, zu bauen. Es handelte sich um ein Gangsystem mit drei Zugängen und Belüftung für ca. 300 Personen. Die Stolleneingänge mit ihren Holztoren waren in den gegrabenen Einbuchtungen am Fuß des Berges lange Zeit noch sichtbar. Später wurden von der Naturschutzbehörde an die Öffnungen eine Vergitterrung gebaut, geeignet um einen Zugang für die vorhandenen Fledermäuse zu schaffen. Da es nur noch wenige geeignete unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse gibt, waren diese alten Stollen ein wichtiges Fledermausquartier. Aus Unwissenheit hat man die Zugänge dann doch vollständig zugeschüttet.

Am heutigen Hauptzugang des Stahlwerks an der Poststraße befand sich im Betriebsgelände, direkt hinter dem Bahndamm, noch eine Villa der Firma Malky. Die nutzte das Edelstahlwerk zu DDR-Zeiten als Büro. Diese Villa stand einst direkt am unteren Ende der Malky-Glasfabrik, sie war in Formen des Jugendstils gestaltet, mit sichtbaren Fachwerkelementen und Turm verziert und befand sich äußerlich nahezu im originalen Zustand. Das Gebäude wurde nach 1990 abgerissen. In der Nähe an der Pforte 2 befand sich eine Betriebsverkaufsstelle für Lebensmittel. Sie wurde von der HO (Handel-Organisation) betrieben und war für die Schichtarbeiter des Stahlwerks gedacht. Im ESW Edelstahlwerk arbeiteten damals rund 6000 Menschen.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Links, Malky - Villa, wurde vermutlich als Verwaltungs- und Wohngebäude genutzt, das Malky & Jahncke - Glashüttenwerk befand sich hinter dem Gebäude und wird durch das Bauwerk verdeckt. Rechts neben dem Eingangstor befand sich die Adlerhütte ehemals Glashütte Paul Sievert in Deuben, getrennt durch einen Zaun. Im Hintergrund liegt rechts der Pfaffengrund mit dem Kirschberg und wenn man genau hinsieht erkennt man sogar den alten Wasserdruckbehälter am Pfaffengrundweg. Auf der Karte von 1902 ist Malky mit der roten Kataster-Nummer 279 gekennzeichnet, allerdings noch ohne Villa.

 

Die baugeschichtliche Entwicklung der Bergstraße:

Ursprünglisch angelgt als Weg vom Dorf Weißig über den Deubner Weg, die Bergstraße, die Breite Straße heute Krönertstraße zur Deubner Mühle, später Egermühle genannt. Ab 1885 als verbreiterter Fahrweg angelegt. Die ältesten Gebäude waren vermutlich die Fabrikgebäude und das dazugehörige Wohnhaus der ehmaligen Ziegelei Zschocke & Hofmann, zuletzt Ziegelei Franzke am oberen Ende der Bergstraße. Die Gebäude wurden ca. 1873 errichtet und um 1920 bis auf das Wohnhaus abgerissen. Um 1962 wurde dieses Areal mit frühen DDR-Neubauten bebaut. Die Wohnungen enthielten eingebaute Bäder/Toilette und Küchen mit Gasherd, Wasserdurchlauferhitzer auf Gasbasis und in der Küche einen Einbauaschrank mit Außenbelüftung als Vorratsschrank. Wohnbereich, Schlafraum und Wasseraufbereitung für die Badewanne (Badeofen) waren mit Ofenfeuerung (Kohle/Holz) ausgestattet. Die Wohnungen waren mit Balkon und im Keller gab es ein Waschraum für die Wäsche mit Kohlebefeuertem Kochkessel. Anfangs nutzte man dieses Wohnviertel als Ledigenwohnheim für Mitarbeiter des Edelstahlwerkes, schon nach wenigen Jahren zogen dann nach und nach erste Familen von Beschäftigten des Edelstahlwerks ein. Das Wohngebiet ist zwar abgelegen, befindet sich aber direkt an einem ausgedehnten bergigen Waldareal. Die früheren zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung sind leider alle verschwunden. Oberhalb dieses Wohngebietes wurde später ein Sportplatz/Fußballplatz errichtet der im Winter auch als Eisbahn zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde, mit einer eigenen Beleuchtung. Dieser Platz hatte im Sommer 2 Fußballtore und wurde von hohen Schutznetzen an zwei Seiten begrenzt, später wurde der Sportplatz um eine Kegelbahn ergänzt - die aber wenig genutzt wurde. Der Sportplatz wurde ehrenamtlich von Anwohnern wie zB. Herrn Horst Fröbel (1935-2013) an vorderster Front betreut. In unmittelbarer Nähe des Sportplatzes wurden auch sporadisch Straßenfeste von den Einwohnern mit Imbiss und Karusell organisiert (das Kinderkarusell wurde vom Besitzer noch von Hand geschoben). Auch auf der Hohen Straße im Bereich der Gartensparte gab es derartige kleine Feste zu DDR-Zeiten, vermutlich Veranstaltungen der Gartensparte (mit Luftschaukel, Karusell, Schießbude und Vogelschießen). Im Umfeld des Sportpatzes an der oberen Bergstraße, in der damaligen Lehmgrube der früheren Ziegleien wurden zu DDR-Zeiten sehr viel Garagen errichtet, die meisten Garagen und den Sportplatz hat man später für die Errichtung einiger  Einfamilienhäuser abgerissen. Aktuell möchte man hinter dem ehemaligen Sportplatzareal ein Wasserauffangbecken bauen. Oberhalb der Lehmgrube gibt es einen Weg in Richtung Siedlung Neue Heimat, das Gelände wird als Gartenland genutzt und wurde als Pachtland bezeichnet.

Die älteren Häuser auf der Bergstraße entstanden um 1897,1899 und 1900 und auch um 1920 wurde noch gebaut. Einige der Häuser gehörten später auch der Glasfabrik Malky, man nutzte die Wohnungen für die eigenen Mitarbeiter. Der große Wohnblock Bergstraße Nr. 19 wurde von der Bauhütte Dresden bis 06.10.1931 fertiggestellt. Die kleinen Siedlungshäuser auf der Opitzer Straße, der Berglehne und später die Siedlung Neue Heimat wurden um 1937 von einer Baugesellschaft geplant und errichtet. Die Häuser in den Seitenstraßen Roßmäßler Straße und Hermann-Wolf-Straße wurden von der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft des Edelstahlwerkes auf dem Ziegleigelände Ernst Kümmelberger - zuletzt Mitteldeutsche Bauindustrie GmbH ab 1955 gebaut, letzte Gebäude der ehemaligen Ziegelei wurden vorher abgerissen. Unterhalb dieser beiden Seitenstraßen befand sich jahrelang der sogenannte Bauplatz - ein Lagerplatz für Baumaterialien, dieser Platz gehörte früher dem Edelstahlwerk und davor wohl der Firma Baustoffhandel Zechel & Hensel. Auch dieser Platz wurde in  unserer Zeit mit Einfamilienhäusern bebaut. Das einige ältere Häuser auf der Bergstraße nach 1990 abgerissen wurden, erwähnte ich schon an anderer Stelle.

 

 

 

Ausschnitt, Plan von Deuben um das Jahr 1902, Eigentümer: Bergarchiv Freiberg, Freital-Deuben, Übersichtsplan der Gemeinde Deuben,  40043 Flurkartensammlung, Nr. K522

 

Alles was auf diesen beiden Karten zu sehen ist, wird heute noch als das sogenannte

Grützner-Viertel bezeichnet. Die großen Gebäudestrukturen rechts auf der oberen Karte, war die Glasfabrik Grützner mit der roten Kataster-Nummer 280.

Das lange schlauchartige Grundstück rechts daneben mit der Nummer 599, ist das Gleis der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn.

Von den beiden Fabrikkomplexen auf der linke Seite ist der linke die Ziegelei Zschocke und rechts die Ziegelei Kümmelberger, dazwischen verläuft heute die Opitzer Straße - als Weg schon eingezeichnet. Die roten Linien sind geplante Fußwege und Straßen, die man aber nicht alle umgesetzt hat. (Karte kann durch anklicken vergrößert werden)

 

Ausschnitt, Plan von Deuben um das Jahr 1924, Eigentümer: Bergarchiv Freiberg, Flurstücke von Deuben, Bergstraße,

Bergarchiv Freiberg , 40113 Steinkohlenwerk Zauckerode, Nr. 2-K71

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital© (zur Zeit ältestes Foto von der Bergstraße)

Die Ringofenziegelei Ernst Kümmelberger wurde laut Leßke 1888 gegründet (Bergstraße 11), danach Krumpholt, zuletzt Ziegelei - Mitteldeutsche Bauindustrie GmbH bis ca. 1945 - damals Bergstraße 31 (Brandkataster Nr. 280b - siehe rote Nr. auf Karte von Deuben 1902, hinter der Fabrikanlage  in der Lehmgrube verzeichnet, Areal heute links im Winkel von der Bergstraße/Optizer Straße - aufwärts), Kümmelberger war Gutsbesitzer in Deuben an der Güterstraße und Breite Straße 17.

1885-1890 wurde die Bergstraße verbreitert und als Hauptverbindungsweg/Fahrweg von Weißig nach Deuben ausgebaut, die Birnbäume wurden 1888 angepflanzt.(lt.Chronist Friedr. Aug. Leßke -  in seinem Werk über den Plauenschen Grund von 1893 im Bd.I S.79, 82, S. 126)

Die Bordsteine und Bäume scheinen frisch angelegt zu sein, so dass dieses Bild vermutlich kurz nach 1888 aufgenommen wurde. Die großen Birnbäume an beiden Seiten der Bergstraße kenne ich noch aus eigenen Erleben, aus den 1980/90er Jahren. Im unteren steileren Teil der Bergstr. standen Kirschbäume, wie in allen Seiten- und Querstraßen der Südstraße, die Bäume wurden gelegentlich verpachtet. Die Birnbäume wurden immer mehr zum Ärgernis, da  die reifen, weichen Früchte in großer Zahl Wege und Straße verunreinigten und reichlich  Insekten anlockten. Die Bäume waren zum Ernten zu groß, die Früchte konnten von den Anwohnern oder Kindern nur selten gepflückt werden. Die Bäume wurden später entfernt.

Der Kutscher gehört zu einem alten Fuhrunternehmen aus Deuben, eventuell Bruno Ehrlich, Bergstraße 16 (heute Güterstraße) oder Witschas, Feldgasse 25 - Adressbuch 1890 (die Feldstraße ist heute die Fuhrmannstraße - mit der Berufsbezeichnung seines ehemaligen Anwohners versehen).

 

 

Fabriken im Grützner-Viertel, zusammengestellt aus den Adressbüchern Deuben 1882/83, 1889/90, 1903 mit Ergänzungen aus der Leßke-Chronik für den Plauenschen Grund, historische Zeitung: Freitaler Tagblatt - Glück Auf, aus historischen Literaturquellen und aus regionalen Archiven:

(Die Bergstraße veränderte den Verlauf ihrer untern Straßenbereiche im laufe der Zeit, sie reichte früher bis an die Dresdner Straße heran, später wurden die unteren Teile der Straße zur Tharandter Straße und zur Güterstraße, die Tharandter Straße verlief eine Zeit lang weiter bis an das Gußstahlwerk Döhlen heran, wogegen sie später an der Güterstraße endete, da das letzte Stück bis an die Ortsgrenze Döhlen um 1903 Nordstaße hieß.

Die Auflistung ist nach Hausnummern sortiert, beginnend mit der kleinsten Nummer von der Ortsgrenze Döhlen, unmittelbar angrenzend an das Gußstahlwerk Döhlen vom Ortsinneren der Gemeinde nach außen oder die Bergstraße nach oben. Die Katasternummern helfen die Gebäude oder Grundstücke auf Karten und in anderen Quellen zu indetifizieren, da diese Nummern sich nicht so oft geändert haben, aber die Hausnummern und Straßenbezeichnungen im laufe der Zeit öfters. Die meisten Fabriken waren entlang der Eisenbahngleise nebeneinader wie auf einer Perlenkette auf schmalen Handtuchfeldern angeordnet, da die meisten auch vom Gleisanschluss profitieren wollten. Nach 1952 wurden die meisten Gebäude der ehemaligen Fabriken für die Neugestaltung und Erweiterung des Edelstahlwerks geopfert und neu überbaut.)

 

 

1889/90 Scheumann, August Hermann - Maschinenbauerei, Bergstraße 5, seit 1875 von Kitzing & Münnich errichtet.

(1903 Katasternummer 286 auf der Albertstraße)

Scheumann & Wolf, Maschienenfabrik Deuben, gegründet 1877, Inhaber: Ing. Arthur Freund. Spezialität: Pumpen, Pressen, Schmiedehämmer, Poststr. 23 (Adressbuch 1924/25).

 

Erste Glashütte in Deuben Fa. Heyde - gegründet 1863 - später mit einem Leipziger Geschäftsmann als stillen Teilhaber, Fabrik war mit Steinkohlefeuerung und fertigte vorwiegend Bierflaschen, (Leske Bd. I, S. 123). - Heyde oder Heiden ? -

Am 05. September 1866 wurde die Glasfabrik Deuben bei Dresden, Haeder & Co. in Leipzig gegründet. Inhaber: Heinrich Oswald Häder - Kaufmann in Leipzig und Carl Friedrich Wilhelm Heiden - Glasfabrikant in Deuben. Handelsregister Fol. 2107 Leipzig. Q.: Leipziger Zeitung 1866, Hauptstaatsarchiv DD/Grundherrschaft Burgk Nr. 0036.

Nach dem Tod Heide`s wurde das Grundstück 1875 von Theodor Richter - Kaufmann ersteigert. 1879 - 1884 durch Langhammer & Co. (Julius Langhammer, Robert Malky, August Grainer - Glasmacher) gepachtet. Später Fa. Theodor Richter & Grainer, 1889/90 Richter & Greiner - Glasfabrik, Bergstraße 6.

Fabrik außerhalb der Flur Deuben - an der Ortgrenze zu Döhlen, in Deuben gemeldet (GG 78) Glasfabrik Theodor Richter, Parzelle 121 Flurbuch Döhlen, 1896.

(Glashüttenwerk Aug. Grainer & Co, 1903 Katasternummer 277 auf der Nordstraße)

 

1889/90 Zechel & Hensel - Dampfziegelwerk, Bergstraße 7, seit 1872, gegründet schon 1860.

Besitzer: C. Friedr. Zechel, Dresden und Georg Hänsel, Dresden. Früher auch Kalkbrennerei. Seit 1925 GmbH. Als Geschäftshaus nutzte man später ein kleines Gebäude, Obere Dresdner Straße 51. Das Haus stand direkt nach dem Garten vom "Sächsichen Wolf", die Firmenaufschrift war auch zu DDR-Zeiten am Giebel noch gut lesbar.

(Zechel & Hänsle, Bauhütte-Dampfziegelei 1903 Katasternummer 282 auf der Nordstraße, direkt neben dem Gußstahlwerk Döhlen, an der Ortsgrenze Deuben/Döhlen). 1888 u.1894 untersuchten Wissenschaftler eine alte Torfschicht in der Lehmgrube von Zechel & Hänsel. Die enthielt typische flach kriechende oder polsterartig wachsende Pflanzen u. Sträucher der Tundra, wie man sie auch aus den alpinen Hochgebirgen kennt. Es konnten auch arktische Käfer nachgewiesen werden und schlußfolgerte, dass sich der Lebensraum einst an einem sandigen Ufer eines ruhigen Gewässers  befand. Die Funde stammten wohl aus der Würm-Eiszeit. (Quelle: Sitzungsbericht, Narurforschende Gesellschaft Leipzig, Ausgabe 1915, erschienen 15. Okt.1916, ab S. 45).

 

1889/90 Paul Sievert, auch einige Zeit Gebr. mit Max und Ernst Sievert nacheinander, nur für kurze Zeit Teilhaber  - Tafel- und Wasserglasfabrik und Ätzlaugenfabrik, Bergstraße 8. Sie entstand unter Ferdinand Thiemer in Schweinsdorf/Deuben in kleinsten Verhältnissen, nach 1873 Errichtung einer größeren Wasserglasfabrik in der ehemaligen Ziegelei Beck.

Am 01. April 1875 Verkauf der Fabrik an seinen Neffen Paul Sievert.

(Paul Theodor Sievert *07. Dez. 1850 Zittau - +11. Jan. 1910 Dresden, beerdigt auf dem Johannesfriedhof Tolkewitz, seit 1894 in Dresden wohnhaft, Quelle: Stadt-Wiki Dresden)

01. März 1899 Sievert & Comp. (Gebrüder Sievert), Verlegung Firmensitz von Deuben nach Dresden, Eisenstruckstraße 43, ab 01. April Winkelmannstraße 1, laut öffentlicher Bekanntmachung, Fabrik weiterhin in Deuben.

(Adlerhütten A-G, Glashüttenwerk - vormals Gebr. Sievert, 1903 Katasternummer 278 auf der Nordstraße) Sievert stellte Rießengefäße aus Glas her, wie zB. Badewannen aus Glas, Laborschalen, Entwicklerschalen für den Fotobereich und er entwickelte ein kostengünstiges Verfahren um farbige Glasbilder zu fertigen zB. für die Fenster der Johanneskapelle Deuben auf dem Friedhof.

Ab 1905 Nordstraße 8/Brd. Kat. Nr. 278 (GG 304) auf der Adlerhütte AG Penzig, in der Zweigniederlassung Deuben: Es wurde die Fa. Deubener Glasformen und Maschienenfabrik durch August Kalkow aus Dresden und Otto Geiler aus Hainsberg in einem Teilstück der Adlerhütte Deuben eingemietet und angelegt

(sie waren ehemalige Mitarbeiter der in Konkurs gegangenen Fabrik Aug. Riecke).

Auf einer Grundrißkarte von 1910 vom Industriegebiet von Deuben sind die Glasfabriken Adlerhütte und Malky direkte Nachbarn und auf dem Grunstück der Adlerhütte steht geschrieben Adlerhütten- Malky & Jahnke, es könnte bedeuten das Malky die Besitzer waren oder zumindest die Fabrikgebäude gemietet haben.

 

Firma Gebrüder Sander & Co. (Arthur und Otto) angmeldet am 10. Febr. 1909 (GG 320) Glasschleiferei mit elektrischen Motorbetrieb in Deuben, bisher in Dresden-Döltzschen auf der Dredner Straße Nr. 27, Catster Nr. 28 h Hinterhaus. Verlegung nach Deuben, Nordstraße 9.

Später wohl in Hainsberg.

 

1889/90 Malky & Comp. - Glasfabrik (Pressglas und Hohlglas), Bergstraße 9, gegründet 1879 (lt. Freitaler Tageblatt von 01.Okt.1921, wurde die Firma 1885 von Gustav Robert Malky in Deuben angelgt - er scheidet 1915 aus) auf Brandkataster Nr.177 einer ehemaligen Ziegelei der Dresdner Baugenossenschaft, unter dem Namen Langhammer & Co.

(Glashüttenwerk Malky & Jahncke, 1903 Katasternummer 279 auf der Nordstraße). Malky & Jahncke besteht nach einer anderen Quelle seit 1884. Es wurden aus Preßglas Konservengläser, Trinkgefäße wie Biergläser und Ziergefäße zB. Schalen, Teller und Deckeldosen auch in farbigem Glas produziert, einige Zeit trugen die Fabrikat ein Markenzeichen in Form einer kleinen Edelweissblüte auf dem Boden der Gefäße. 1912 gab es laut Akte die Fabrikbesitzer (Söhne von Robert M.): Karl Hermann Anton Malky, Franz Richard Malky und Theodor Robert Malky bei der Fa. Malky & Jahnke. Der große Grabstein der Familie Malky befindet sich heute noch an der Friedhofsmauer des Deubener Friedhofs, neben den Gräbern anderer brühmter Persöhnlichkeiten von Deuben.

 

Glasformen und Schokoladenformenfabrik und Maschienen, August Riecke, 1903 Katasternummer 279 F auf der Tharandter Straße. Später Firma Friedrich Wilhelm Kutscher, Maschienen - und Glasformenfabrik und Eisengießerei. Kutscher hat die Fa. Riecke im Juli 1905 durch Kauf erworben, (Kutscher stammt aus Schwarzenberg im Erzgebirge und ist dort bereits mit einem Unternehmen vertreten). Späterer Inhaber Theodor Berger (mit Tochter von Kutscher verheiratet) - wohhaft in Hartha bei Tharndt +1941. Nach 1945 wurde die Firma nach Kiel verlagert. Um 1950 Tharndter Straße 16 in Freital, bereits als Volkseigener Betrieb. 

1889/90 Fischer & Pree  Dachpappenfabrik, Bergstraße 9 A, seit 1885.

(Dachpappenwerk, 1903 Katasternummer 279 C auf der Tharandter Straße) Vorher Fa. A.W. Fischer & Co., seit 1883 Dachpappenwerk.

 

1882/83 gab es das Glashüttenwerk Deuben, Strobel & Co. Besitzer Gustav Bennemann und A. Strobel.

1. Juni 1885 Gründung Glasfabrik Langhammer & Malky, Hohlglas & Zylinder, (Leske Bd. I, S. 76).

1889/90 Bormann & Langhammer - Glasfabrik, Bergstraße 10.

Langhammer & Co, Inhaber: Robert Malky, Aug. Kreiner, Julius Langhammer, Eduard Kaiser u. Oswin Kaiser.

Ab ca.1890 Grützner & Winter. Ab 1897 Sächsiche Glaswerke A-G - Grützner als Direktor, vormals Grützner & Winter, 1903 Katasternummer 280 auf der Tharandter Straße.

Zwischenzeitlich siedelte dort vermutlich die Deutsche Preßhartglasfabrik Adolf Schneider & Co., gegründet 1906 als Sächsische Glasschleiferei in Dresden - ab 13. Juli 1910 in Deuben (GG 313 u. 314), sie fertigten Sicherheit-, Schutz-, Draht- und Revisionsgläser (1925 Tharandter Straße 9, 1934/35 Tharandter Str. 18). 

 

Kümmelberger, Ernst - Ziegelei, Bergstraße, seit 1888.

(Ziegelei Grumpolt, 1903 Katasternummer 280 B auf der Bergstraße)

 

1889/90 Zschocke & Hofmann - Dampfziegelei, Bergstraße 11, seit 1872.

(1879 Ringöfen errichtet, Leske Bd. I, S. 63, ab 1903 Katasternummer 281 auf der Bergstraße)

 

1889/90 Thomas, Woldemar - Eisenstanzfabrik, Bergstraße 12 (eiserne Kupplungen und Werkzeuge) seit 1880 Gebr. W. & C. Thomas aus Dresden gründen eine Hufeisenfabrik in der früheren Streichholzfabrik an der Bergstraße, nähe der Grenze zu Hainsberg

(Leske Bd. I, S. 66).

 

Dachpappenfabrik und Holzzement Ernst Wilhelm Krobitzsch, 1876 gegründet,

M. Krobizsch aus Dresden  -  Dachpappenfabrik, Bergstraße 13, Brandkataster Nr. 179 B, wurde im Nov 1889 von Franz Pillnay aus Dresden gekauft, in eine Firnis- u. Lackkocherei, Farbenfabrik umgewandelt. (Leßke Bd. I. S. 123)

 

1882/83 gab es noch eine Ziegelei in Deuben, die Firma P. H. Inkermann.

 

In späterer Zeit gründete sich noch folgendes Unternehmen in diesem Viertel:

Mineralölfirma Franz Sander (ca. ab 1897, Sander war in Hamburg ansässig), danach Sächsische Mineralölraffinerie Freital GmbH. Gelegen an der Südstraße 11 in Deuben (heute Nr. 20), in der Verlängerung der Weststraße über die Südstraße, es befindet sich heute dort der Treppenzugang zum Fußgänger-Tunnel, am sogenannten Kurt Heilbut-Haus - er war Redakteur bei der "Freitaler Volkszeitung", Haupthaus auf dem Wettinplatz 10 in Dresden und es gab auch ein Büro in Potschappel im ehemaligen "Wettiner Hof", sein Wohnort in Freital war ein ehemaliges Wohngebäude zur Mineralölfabrik gehörend.

Es wurden erzeugt: Benzin, verschiedene Öle, Petroleum, Vaselineöl, Maschinenöl und Fette aus Roh-Erdöl.

(Mineralölraffenerie vorm. Franz Sander G.m.b.H.,1903 Katasternummer 284 auf der Tharandter Straße, Deuben)

 

Quelle: Papier- und Fotosammlung Städtische Kunstsammlung Schloss Burgk/Freital

Blick zum Eichberg mit der davor verlaufenden Bergstraße mit Wohnhäusern und Ziegelei (ehemals Kümmelberger, am großen Schornstein), dahinter ragt der Windberg heraus, linkes Haus: oberes Ende Bergstraße, Höhe Abzweig Opitzer Straße, demzufolge könnte der Weg der sich im Vordergrund emporschlängelt die heutige Opitzer Straße in Richtung Siedlung "Neue Heimat" sein.

Aufnahme ca. 1930 bis 1950.

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Seit 1872 Ziegelei C. Zschocke & Hofmann, Brandkataster Nr. 281, Parzelle Nr.433 Flurbuch Fol. 5 in Deuben, Conzession vom 23. Jan. 1873 zur Errichtung einer Ziegelei beim Gerichtsamt Döhlen (Kohlenhändler und Fuhrwerksbesitzer Johann Carl Zschocke aus Deuben und Carl August Hofmann königl. Zeughaustischler aus Dresden). Neuer Besitzer von 1899 bis 1909 war Kaufmann und Ziegeleibesitzer Gottlieb Gustav Fuhrmann (auf dem unteren Bild kann man den Namen Fuhrmann an der Fassade des Gebäudes lesen), vermutlich eine private Postkarte der Familie Fuhrmann. Nachfolger Oskar Franzke betreibt sein Deubner Dampfziegelwerk bis Herbst 1920 und stellt dann einen Antrag die Ziegleigebäude wegen Unrentanilität abzureisen und möchte die darin befindliche alte Dampfmaschiene verkaufen. Es war die Bergstraße 46 - er wohnte noch zu DDR Zeiten in dem Haus oben links auf der AK, der dahinterliegende Wald gehörte mit zum Grundstück. Das Haus wurde bereits 1874 gebaut, als Wohnhaus mit Pferdestall für die beiden Erstbesitzer (es war vermutlich das älteste Haus auf der Bergstraße). Dies wurde nach 1990 abgerissen und durch mehrere neue ersetzt (war damals das letztes Haus auf der Bergstraße KNr.281). Später unterhält Oskar Franzke in Dresden auf der Augburger Straße 54 eine Buch-und Steindruckerei und Papier - Großhandlung (nachgwiesen um 1926). Auf dem rechten Bild ist vermutlich Familie Fuhrmann zu sehen. Die markanten Zaunsäulen mit der dachartigen Bekrönung markierten die untere Grundstücksgrenze und standen auch noch bis zur Neubebauung des Areals. Im Garten befand sich rechts ein lauschiges Eck mit Bank und Goldfischteich. Die Fabrikgebäude standen auf dem Gelände, wo sich heute die Altneubauten aus den Jahren 1950/60 befinden, früher zum Edelstahlwerk Freital gehörend und als Ledigenwohnheim für seine Mitarbeiter genutz wurde. Ältere Bewohner erzählten, dass auf der Ziegelei um 1940 Baracken  gestanden hätten, in denen  Zwangsarbeiter untergebracht waren. Nach 1945 wurden die Baracken zu Wohnzwecken genutzt.

In der Lehmgrube dieser Ziegelei soll man in früherer Zeit laut Chronist Leßke des öfteren beim Abbau des Lehms, Knochen und Schnecken aus der Urzeit gefunden haben.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Kreuzung  Bergstraße/Südstraße, rechtes dunkles Eckgebäude - Gaststätte Westendschlösschen, der Flachbau gegenüber ist Villa Hartmann, in der früheren Verlängerung der Bergstraße, darunter Reste der früheren Glasfabrik Grützner & Winter, das Quergebäude am Gleis ist das neues Fabrikgebäude Hartmann und auch dort wurden Gebäude der früheren Glasfabrik Grützner verbaut.

Alle Fabrikgebäude auf der Ansicht wurden abgerissen und um 1955 mit Fabrikhallen vom Edelstahlwerk überbaut.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Das Gasthaus Westendschlösschen hatte 1897 der Guts- und Ziegeleibesitzer Ernst Kümmelberger (seit 1891 als Mitglied des Gemeinderates Deuben im Bauauschuß tätig) aus Deuben errichten lassen und bittet zugleich um eine Conzession zum Restaurationsbetrieb für ein Gasthaus bei der königlichen Amtshauptmannschaft Dresden (siehe Karte 1902 Branntkataster Nr. 281). Ab 20. August 1898 wurde es von Ludwig Beutler gekauft und bewirtschaftet. (F. A. Leßke Chronik Bd. III, S. 234) Das Gebäude bekam einen großen Wagenhalteplatz auf der Seite und einen Biergarten. Das Gasthaus wurde nach den Plänen vom Baumeister Hermann Blauert aus Plauen bei Dresden errichtet. Der erste Wirt Ludwig Wilhelm Beutler geboren am 08.03.1861 in Schönbach bei Magdeburg, Handelsmann, war zuvor herrschaftlicher Diener und fünf Jahre Schaffner bei der Dresdner Straßenbahngesellschaft und wohnte zuletzt in Possendorf.

Das Wohnviertel entstand in dieser Zeit gerade neu und man beschrieb es so: Es entstand bereits ein Bäcker und Fleischer, mehrere Neubauten entstanden seit dem 1. April 1898, im Sommer wurde die Straße auf 12 m Breite ausgebaut, es wurden weitere Straßen angelegt und  und es entstanden im Ortsteil 20 neue Häuser mit 100 Wohnungen. In der Nähe gab es unterhalb des Gasthofes Fabriken, Grützner & Winter mit ca. 300 Arbeitern, die Fa. A. Pree, Ölfabrik Sander auf der Südstraße und auf der oberen Bergstraße Ziegleien Kümmelberger und Zschocke & Hofmann.  

Das Westendschlösschen steht bis heute an der Ecke Südstraße/Bergstraße und wurde nach 1990 zum Wohnhaus umgebaut. Den Turm auf dem Dach gab es zu DDR-Zeiten bereits nicht mehr, er muß um 1955 entfernt worden sein. Gut erhalten ist die Relief-Plastik über der früheren Einganstür an der Ecke, sie stellt vermutlich einen Wirt mit einem Türkenhut dar.

In den 1970/80 Jahren gabe es auf der rechten Seite des Gastraumes einen großen Billardtisch der auch rege genutzt wurde. Auch Skat wurde oft gespielt, an der Wand befanden sich gerahmte Skatspiele von vergangenen Skatturnieren. Markant war die eiserne, verzierte Säule in der Mitte des Gastraumes. In dieser Zeit war es noch üblich, sich Bier frisch vom Faß in mitgebrachten großen Bierkannen für zu Hause beim Wirt abfüllen zu lassen und man konnte die Leute mit ihren Biergefäßen oft auf dem Weg nach Hause im Viertel sehen. Der Garten wurde nicht mehr genutzt, aber die hölzerne Überdachung stand noch. Im Volksmund wurde das Lokal kurz "Westend" genannt. Die Gaststätte wurde von der Konsumgesellschaft geführt.

 

Foto Lutz Ziegenbalg 11.03.2022©

Gestaltung über dem ehemaligen Eingang der Gaststätte zum Westendschlösschen, heute nur noch Wohnhaus. Die farbliche Gestaltung dieses Bereiches war den damaligen Wirten immer sehr wichtig. Das Gesicht begrüßte seine Gäste, wenn man die steile Treppe bis zur Eingangstür emporstieg. Vielleicht hat sich der Erbauer dieses Gebäudes, Guts- und Ziegeleibesitzer Ernst Kümmelberger aus Deuben verewigen lassen, umrankt von Hopfen und Wein (bereits die ersten Architekturzeichnungen vom Westendschlösschen um 1897 zeigen skizzenhaft eine ungefähre derartige Darstellung).

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital
Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital

Sammlung Lutz Ziegenbalg, Freital

Gedruckte und colorierte Ansichtskarte vom Sommer-Ausflugslokal "Zechels Höhe" auf dem Eichberg. Die Karte wurde laut Poststempel 1902 verschickt.

1879 verschönern die Besitzer der Firma Zechel, die ihn gehörende Anhöhe in ein parkartiges Plateau und nennen sie Zechels Ruhe. Die Bauhütte und Dampfzieglei  "Zechel & Hänsel" und auch Cementwarenfabrik und Baumaterialienhandel in Deuben und Dresden gab es bereits seit 1860. Ab 1918 nennt sich die Firma Zechel & Hänsel Nachf. Inh. Johann Riedel & Sohn in Deuben.

Ab April 1899 pachtet der Konzerthausbesitzer Conrad Hugo Richard Pinkert die romantische Anhöhe und baut einen 300 m² großen Holzbau auf ihr als überdachtes Restaurant. Das Local hatte anfangs vom 1. Mai bis Ende Oktober geöffnet und wurde sehr stark besucht. Herr Pinkert betrieb bereits das Konzerthaus "Wettinburg" in Deuben direkt an der Hauptstraße, heute Dresdner Straße Nr. 283, im inneren Straßenbogen zwischen Güterstraße und Krönertstraße (heute Sitz des Stadtteilbüros Deuben).

1909 stellt Gutspächter Waldemar Just einen Antrag um am Zechelberg eine öffentliche Rodelbahn zu eröffnen.

Im Oktober 1912 gibt Herr Pinkert die Zechelhöhe ab, um sich auf sein Hauptrestaurant Wettinburg zu konzentrieren. In dieser Zeit stellt Rudolf Zechel von der Bauhütte Zechel & Hänsel einen Folgeantrag zur Übernahme des Restaurants Zechelhöhe samt aller Conzessionen und möcht neben die vorhandenen Gebäude ein massives Haus bauen. Das massive Wohnhaus soll ein Gastzimmer mit Küche und vier Toiletten haben und das Dachgeschoß mit Wohnungen versehen werden. Das Gebäude sollte hinter den Vorhandenen Holzbau errichtet werden und das seitlich Podium mit der Ziegelmauer auf den sich der Musikpavillion befand soll erhalten bleiben, Katsternummer 279 E, Flurstücksnummer 615. Vermutlich hat man den Bau nicht genehmigt, da er sich auf der Anhöhe nicht nachweisen läßt. Weiterhin wird mit erwähnt das die Deubner Scheibenschießgesellschaft oben neben dem Ausflugslokal ihren Schießstand mit Vereinshaus besitzen, unter Katsternummer 279 H, Flurstücksnummer 613. Der bekannte Restaurantbesitzer Pinkert erwarb 1906 zusätzlich eine Schankerlaubnis für das Schützenhaus direkt neben dem Restaurant Zechelhöhe, siehe Postkarte Berstraße- Fabriken.


Quelle: Buch, Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeideangelegenheiten in Deuben, erstattet von Ernst Robert Rudelt, Gemeindevorstand, veröffentlicht Ende Juli 1905, S.55

rechts Gemälde; blühender Pfaffengrund mit oberirdischem runden Gebäude des Hochdruckwassebehälters, Stadtmuseum Freital Städtische Sammlung Burgk

1892 ging das Hochdruckwasserwerk Deuben in Betrieb, es bestand aus der Hauptanlage im Quellgebiet vom Pastritzmühlengut im Bereich Großopitz und einem Leitungssystem bis zum Hochdruckbehälter I. unterhalb von Zechel Höhe. In der Nähe der Quelle liegt ein abgelegenes Gehöft auf den Feldern unweit des Weißiger Windrades an der Opitzhöhe. Die Quelle der Pastritz befindet sich einige hundert Meter neben den Wohnhäusern/oder jetzt Wohnhaus (früher zwei winkelig angeordnete Gebäude) in einer Wiesensenke/Schlucht. Die Pastritz zeigt sich schon in einiger Entfernung von der Quelle als kleiner Bach, der durch das Waldtal fließt. An den feuchten Wiesenhängen der Quelle blühten früher im Frühjahr viele hellgelbe Himmlschlüssel der Gattung Primula, die stark dufteten. Die eigentliche Pastritz-Mühle befand sich unten im Tal an der Straße nach Tharand. Zuvor ergießt sich der Pastritzbach den steilen Abhang hinunter. Die Mühle wurde häufig verpachtet, zuletzt auch von der Egermühle Freital als Getreidemühle mit betrieben und wurde 1945 aus Kriegstaktischen Gründen zerstört.  Auf dem Eichberg gibt es  auf der Flur Weißig einen zweiten Wasserspeicher, um mehr Wasser mit besserem Druck in die obern Gebiete von Deuben zu befördern. Der untere  Hochdruckbehälter Nr. I samt Speicherbecken (Abb. oben) hatte vermutlich eine eigene Zuleitung über den Pfaffengrund. Der Behälter befand sich unterhalb von Zechels Höhe, an der heutigen Abbiegung des Pfaffengrundweges, Katasternummer 294 - siehe Karte 1902, heute Pfaffengrund 9 a, wurde ausgebaut zum unterirdischen Wellness-Speicher.

Eventuell hängt die noch vorhandene Quelle am unteren Rand des Eichberges nähe Grützner-Villa auch damit zusammen, mündliche Überlieferungen sprechen davon, dass es Pastritzwasser wäre (es könnte von einer offen gebliebenen Zuleitung stammen, die früher auch den Brunnen auf Zechels Höhe speißte).

Das Wasser der Zuleitung von der Pastritz-Quelle bis nach Deuben versorgte Bewohner und Fabriken im Grütznerviertel und Umgebung. Der Druck des Wassers reichte auch bis Zechels Höhe. Man schreibt, dass die Fontäne des Zierbrunnens durch natürlichen Druck des Wassers bis über die Dächer der Gastwirtschaft ging. Der Springbrunnen im Park könnte aber auch über den Hochdruckbehälter am Fuß des Berges mit angetrieben worden sein oder es gab noch eine weitere Leitung direkt vom Hochbehälter des Eichbergs, die den Druck der durch das Gefälle des Geländes entstand nutzte. Auf der Ansichtkarte von Zechels Höhe kann man auf einem Bild die weiße Fontäne zwischen den Gebäuden sehen.  Das Wasser soll  sehr gut und gesund  gewesen sein und zudem kaum Kalkablagerungen verursacht haben - letzteres freute besonders die Industrie.

Die Ziegleien auf der oberen Bergstraße hatten bereits eine Wasserversorgung aus einer anderen Quelle. Die sich aber für die Versorgung der vielen neuen Häuser als unzureichend erwies. Das Wasser stammt vermutlich aus dem Bach, der von den Weißiger Feldern sein Quellwasser bekommt, einen Wasserspeicher gibt es weiter oben im Wald direkt neben dem Bach, unterhalb des alleinstehenden ehmaligen Wohnhauses Hänsch (der Wasserspeicher soll angeblich vor einiger Zeit abgerissen worden sein). Heute sieht man den Bach an der obern Bergstraße als Graben am Straßenrand, der danach über eine lange Strecke unterirdisch verläuft. Später kommt er rechts neben dem Ausgang des Fußgängertunnels Stadteinwärts wieder hervor und darf dort noch etwas versteckt in einem Graben an den hinteren Grundstücksgrenzen der kleinen Häuser fließen bis er kurz vor der Dresdner Straße wieder im Untergrund verschwindet um dann in der Weißeritz zu enden.

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Blick auf das Grützner-Viertel aus Richtung Hainsberg. Das rechte Gebäude mit Turm steht an der früheren Grenzstraße/Ecke Südstraße, heute die Straße "Zur Gartensiedlung". Dieses Gebäude ist Hauptsitz der  Fleischerei Münzberger. Das linke Gebäude mit Turm wurde abgerissen und gehörte zu DDR-Zeiten einem Herrn Oswin Friebel einem gemütlichen Herren mit Vollbart, Römerstraße 29, Stuhlbauer laut Adressbuch seit 1934, er hielt hinter seinem Haus Bienen und Hühner. Die frühere Grenzstraße endete vor 1945 nicht an der Südstraße, sondern überquerte sie und endete an der damals parallel verlaufenden Tharandter Straße, die heute innerhalb des Betriebgeländes des Edelstahlwerks verläuft. Die über die Südstraße fortlaufende Grenzstraße, stellt sich hier als aufgeschütteter Damm dar, auch die Südstraße scheint frisch aufgeschüttet zu sein. Die beiden Schornsteine rechts und die Gebäude dazwischen sind die spätere Sächsische Mineralölraffinerie Freital GmbH, sie erzeugten Benzin, Öl, Petroleum, Spezial-Fette, Südstraße 11. an der Verlängerung der Weststraße. Auf dem Berg erkennt man das Werbeschild des Sommerausflugslokals "Zechels Höhe".

 

 

Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital©

Ansicht von Haus Nr. 1 auf der Grenzstraße (Zur Gartensiedlung Nr.1), es war das nächste Haus links nach dem Eckgegäude der Südstraße. Im Hof befand sich vor 1990 die Wäschereiannahme des Dienstleistungskombinats (Adressbuch Hainsberg 1929: Wäscherei, Emil Sachse - Grenzstraße Nr. 1) und das Holzlager der Gardinenkastenfirma Brix &Thomas. Heute ist dort der Parkplatz des ansässigen Pflegeheimes. Fotokarte ca. 1910.

 

Sammlung Jörg Hubrig Freital

Blick vom Bahnhof Hainsberg zum Grützner-Virtel, ganz rechts sehen wir die ehemalige Glasfabrik Grützner & Winter. Über den Häusern erkennen wir zwei Türme, der rechte ist das Restaurant Westendschlösschen und der Linke die Grützner-Villa. Der Schornstein ganz links gehört zur Ölfabrik, dahinter sieht man das Konsumgebäude an der Ecke Weststraße.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Die Straße im Vordergrund ist die spätere Tharandter Straße - hier noch die Bergstraße, die parallel zur Eisenbahn verlief, das Gleis ist in der linken Ecke zu sehen. Die Bergstraße verlief später nur im rechten Winkel vom Gleis weg. Auf der Ansicht hinter dem großem Wohngebäude und den zwei großen gleich aussehenden Fabriken verlaufend, es ist die ehemalige Glasfabrik Grützner & Winter BK 280 Karte 1902, rote Nummern. Vor dieser Zeit verlief die Bergstraße vermutlich auch um die Abbiegung weiter, wie hier auf der Karte beschriftet, das bezeugen auch die Hausnummern der Fabriken in den alten Adressbüchern.

Rechts daneben zwischen den Bäumen erkennt man eine kleine Fabrik mit der Aufschrift A. Pree - Dachpappenfabrik an der Tharandter Str. BK 279 C. Rechte die große Fabrik: Glasformen, Maschinen- und Schokoladenformfabrik August Riecke , BK 279 F, Tharandter Straße um 1903. im Vordergrund Franz Pillnay - Lackfabrik BK 279 B.

Über den Fabriken ragt am Berg mit seinem spitzen Turm die Grützner-Villa heraus

BK 280 L. Man sieht hier die Häuser und Fabriken am unteren Teil der Bergstraße/Ecke Tharandter Straße, den es heute nicht mehr gib. Dort befand sich, wie man heute sagen würde, das Industrie-und Gewerbegebiet der Gemeinde Deuben. Das Gebiet ist heute mit Fabrikhallen vom Edelstahlwerk überbaut.

Auf dem Berg erkennet man noch das Ausflugrestaurant Zechels Höhe mit seiner großen Werbetafel. Rechts daneben ragt noch ein weiteres Haus aus dem Wald heraus, es dürfte das Schützenhaus des Schützenverins Deuben sein, die auf dem Berg ihr Domizil hatten.

Noch früher, als es noch keine Eisenbahn gab, ging die Bergstraße weiter geradeaus und war die geradlinige Verbindung zur Krönertstraße (davor Breite Straße). Sie führte direkt zur Eger-Mühle und wurde natürlich stark von Bauern frequentiert, die zur Mühle wollten.

Nach 1945 war das Viertel durch die Gleisanlage und dem sich weiter ausdehnenden Fabrikgelände des Edelstahlwerks ziemlich abgeschnitten, so dass man nach 1945 einen langen Fußgängertunnel (ca. 1957)unter diesem Gebiet anlegte um eine kurze Anbindung für Fußgänger zur Dresdner Straße mit seinen Geschäften, Behörden und der Straßenbahn zu schaffen. Früher gab es am Eingang des Tunnels eine einfache Bronzetafel mit den Baudaten des Tunnels, diese wurde nach 1990 gestohlen.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Auf dem rechten Bild sieht man die Straße Hohe Lehne auf ihrem letzten Stück bis zur Bergstraße mit Blick auf die Grützner-Villa am linken Ende. Das auf dem linken Bild abgebildete Gebäude befindet sich am Ende der rechten Seite des hier abgebildeten Straßenzuges,

Hohe Lehne (früher Hohe Straße)/Ecke Bergstraße 1907 Nr. 9, 1903 Nr.5. Es beherbergt ein Geschäft mit der Aufschrift "Ernst Oswald Winkler" - Kaufmann. Heute befindet sich gegenüber von diesem Haus ein kleiner Park/Spielplatz.

 

Sammlung Jörg Hubrig, Freital

Das letzte Stück der Südstraße in Richtung Westen. Am Ende sieht man ein Fabrikgebäude der Glasfabrik von Grützner - welches es heute nicht mehr gibt. An dieser Stelle querte damals mit dem Fabrikgebäude die Bergstraße, heute schließt sich dort an die Südstraße, die Straße "Am Pfaffengrund" weiter in Richtung Pfaffengrund an. Im linke Haus befand sich früher ein Lebensmittelgeschäft und zu DDR-Zeiten befand sich dort der Frisör Harandt. Vom nächsten Gebäude erkennt man nur ein großes Rundbogenfenster, dort befand sich früher ein Bäcker.

 

Sammlung Jörg Hubrig Freital

Das Gebäude der Konsumverkaufsstelle Nr. 23, des Konsumvereins "Potschappel und Umgebung" auf der Südstraße/Ecke Weststraße, 1899 von den Glasfabrikanten "Grützner & Winter" errichtet - sieh Jahreszahl in der steinernen Bekrönung. Als Konsum existierte das Geschäft bis zum Ende der DDR, noch zu DDR-Zeiten konnte man beim einkaufen fleisig Konsumrabattmarken sammeln und in ein Konsumheft einkleben und es wurde später darauf ein Geldbetrag ausgezahlt. Abbildung vermutlich kurz nach 1900.

 

.