Gussstahlfabrik Döhlen
(heute BGH Edelstahl Freital GmbH)
Scan von Originaler Zeitung, Werbung,Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital. ©
Gussstahlfabrik Döhlen, 1855 gegründet, hier Werbung aus der „Illustrierten Zeitung“ vom 23. April 1859. Man sieht auf der Darstellung den eigenen Gleisanschluss, die Albertbahn kam 1855 ins Tal, eine entscheidender Punkt für die Gründung des Stahlwerks.
Die Entstehung verdankt das Werk dem Oberhüttenmeister Trautschold, er leitete damals die Werke des Grafen Einsiedel. Aus den anderen Werken von Einsiedel in
Berggießhübel und Riesa brachte man Rohmaterial in Form von Holzkohle-Eisen zur Weiterverarbeitung nach Döhlen. Der erste eigene Stahl wurde Anfang 1857 geschmolzen. 1858 trat Rudolf Grahl als
kauffmännischer Leiter ins Unternehmen ein und stellte das Werk auf sichere Füße. 1862 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. 1870-1974 allgemeiner Aufschwung, nach 1976 Modernisierung. (Quelle,
Zeitschrift; Freitaler Anzeiger Glück-Auf, Okt. 1921, Sonderausgabe/Stadtgründung, mit Industriegeschichte)
Am 19. Juli 1930 wurde beim Ministerium der Antrag auf Stilllegung der Gussstahlwerke A-G gestellt, wegen Auftragsmangel, schon am 25. August 1930 konnte Entwarnung gegeben werden, durch Bemühung der sächsischen Regierung konnten Reichsaufträge zugesagt werde. Im Vorfeld gab es aber schon mehrere Entlassungswellen im Gussstahlwerk, es herrschte große Not und auch die Stadt musste in der allgemeinen Kriesenzeit sich Zwangssparmaßnahmen auferlegen.
Nach 1945 ein zweiter Tiefpunkt, die Fabrik wurde als ehemaliger Rüstungsbetrieb komplett demontiert, das Areal sah danach aus - wie nach einem Bombenangriff - da auch die meisten Werkhallen abgebaut wurden, es musste danach wieder bei „Null“ begonnen werden.
Das Werk wurde wohl 1955 in „VEB Edelstahlwerk Freital 08. Mai 1945“(das war der Tag der
Befreiung durch die russische Armee zum Kriegsende des II. Weltkrieges) umbenannt. Im allgemeinen Sprachgebrauch nannt man das Werk in der
DDR, ESW (Edelstahlwerk) oder die "Hütte".
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
1952 nannte sich das Gußstahlwerk noch nicht „VEB Edelstahlwerk Freital 08. Mai 1945“, erst ab dem 08.05.1955 erhielt der Betrieb diesen Titel ehrenhalber.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Eine Aktie von 1931.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Ein Qualitätssiegel der Gussstahlwerke Döhlen von ca. 1935.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Federzeichnung von Kurt Deckwerth aus Hainsberg, gedruckt und veröffentlicht im Freitaler Heimatkalender vom Verlagshaus Stolle in Freital-Potschappel am Bahnhof, die Herausgeber vieler wichtiger Zeitungen in der Region wie das "Freitaler Tageblatt - Glück-Auf".
Gußstahlwerk Döhlen, zu sehen sind zwischen den Schornsteinen einige Produktionshallen und das Verwaltungsgebäude mit seinem Turm und seinen Giebeln. Zeichnung ca. 1920, eventuell auch älter.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Kurort Kipsdorf/Erzgebirge, Ferienheim "Juri Gagarin" des „VEB Edelstahlwerk Freital 08. Mai 1945“ in der DDR.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Eine Ansichtskarte vermutlich aus den 1970 Jahren, ein neuer Schriftzug in Leuchtbuchstaben prangt an der Fassade, das Haus heißt jetzt "Club der Edelstahlwerker", zuvor Klub der Bergarbeiter. Der frühere Gasthof "Sächsischer Wolf", nach seinem Besitzer benannt. Die Familie Wolf aus Niederhäßlich lies dieses Gebäude 1850 als Gasthof Deuben errichten. Ein neues Vordach im 60ger Jahre-Stiel und das große Dach ist auch neu gedeckt, dabei hat man die alten Fenstergauben entfernt. Alle Jahre gab es im großen Saal im Obergeschoss die große Weihnachtsfeier für die Kinder der Mitarbeiter vom Edelstahlwerk. Auch Konzerte gab es öfter im großen Saal. Die Kegelbahn im Haus wurde vom örtlichen Kegelverein genutz oder zu Brigadefeiern. Hinter den Fenstern im Untergeschoß gab es kleine Gesellschaftsräume, die für private Feierlichkeiten gemietet werden konnten und auch von zahlreichen Vereinen und Zirkeln genutz wurden. Links im Stadtkaffee war ein großes modernes Restaurant, dort gab es im hinteren Teil eine Bühne und früher in den 1960/70 Jahren war es üblich, daß zur Unterhaltung öfters eine Kapelle spielte.
Scan, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Einen colorierte Ansicht vom "Hotel Stadtbad" in Tharandt, ca. 1920.
Nach 1945 wurde es das Gästehaus vom Edelstahlwerk Freital in Tharandt, im rechten Flügel war eine modern gestaltete Gaststätte mit Plattenspiel- Musikbox (In
den Automaten steckte man Kleingeld und man konnte sich einen Titel per Taste aussuchen und der Automat legte die Schallplatte hinter einer Glasscheibe sichtbar auf und spielte sie ab), rechts
neben dem Gebäude konnte man auch im Garten sitzen. Das Gasthaus hatte immer eine sehr vornehme Ausstrahlung, von außen errinnete es etwas an ein französiches Schloss, aber auch dieses Gebäude
wurde nach 1990 abgerissen.
Foto, Sammlung Jörg Hubrig aus Freital.
Das Verwaltunggebäude des Stahlwerks wurd die gesamte DDR-Zeit weiter als Verwaltung genutzt, es war bis auf den Turm, innen und außen noch sehr gut in seiner originalen Substanz erhalten und mußte nach 1990 dennoch abgerissen werden (vermutlich um 1902 errichtet).