Vorgeschichte der Stadtgründung von Freital, Rückblick von 1921
Foto und Bearbeitung, Lutz Ziegenbalg, Quelle, Zeitschrift; Freitaler Anzeiger Glück-Auf, Okt. 1921, Herkunft der Quelle: Schloss Burgk Freital, Papier und Zeitungsarchiv, aber auch im Hauptstaatsarchiv Dresden zu finden.
Willkommensgruß vom “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ vom Sonnabend den 01. Okt. 1921.
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Vorgeschichte der Stadtgründung von Freital nach einem Zeitungsbericht aus dem “Freitaler Tageblatt-Glück Auf“ vom 01.Okt. 1921
Am 01.Oktober 1921 war es nun soweit. 18 Jahre waren dahingegangen, seitdem der Gedanke, die Orte des Plauenschen Grundes zu einer Stadt mit revidierter Städteordnung zu vereinen, geboren wurde. Die Vereinigungsfrage wurde bereits 1895 im Verwaltungsbericht für Deuben als unabwendbar erklärt. Am 27. August 1903 stellte nämlich das Gemeinderatsmitglied Direktor Grützner aus Deuben (Glasfabrikant-Grützner&Winter, nach ihm ist das Grützner-Viertel im Bereich Südstraße/Bergstraße benannt), der damalige vieljährige Vorsitzende des Gewerbevereins des Plauenschen Grundes in der Sitzung der Gemeinde Deuben den Antrag zur Gründung einer Stadt. Herr Grützner reichte eine schriftliche Begründung zur nächsten Sitzung ein, da er sich auf einer wichtigen Reise befand. Er schrieb, es ist unverkennbar, daß durch das Emporblühen der Gemeinden, dieselben der für sie gültigen, vornehmlich in der Landesgemeindeordnung begründeten Gesetzgebung entwachsen sind und das ihre Bestrebung nach erweiterter Selbstständigkeit in der Reglung ihrer Angelegenheiten in jeder Beziehung gerechtfertigt sind. So zum Beispiel auf dem Gebiet des Hochbaus, der Konzessionen und des Schulwesen und vieles mehr. Als Vorteile der Vereinigung nennet er gemeinschaftliches handeln und planen in allen Bereichen für eine vorteilhafte Entwicklung aller beteiligten Gemeinden. Am 26. April 1909 fand dann eine Vorbesprechung der betroffenen 4 Gemeinden statt. Man erkannte die Vorzüge der Vereinigung und war überzeugt, dass es in absehbarer Zeit einen Zusammenschluss geben wird. Am 13. April 1911 gab es die erste öffentliche Vereinigungsversammlung in Potschappel im Goldenen Löwen. 1914 der erste Schritt, Deuben und Niederhäßlich vereinigen sich. In diesem Jahr brach der Krieg aus und es kam zu einer Zwangspause. Erst sechs Jahre später, nach Kriegsende ging es weiter. Die inzwischen unabhängig gegründete sozialdemokratische Partei förderte den Fortgang, Gemeindevertreter dieser Partei hielten am 31. März 1919 eine Versammlung ab. Diese setzten eine Kommission von Gemeindevertretern der Beteiligten Gemeinden ein und beschlossen in der nächsten Sitzung einen Beschluss herbeizuführen. Nach ausgiebigen Verhandlungen beschloss man die Vereinigung von Potschappel, Deuben und Döhlen. Es wurde ein Verfassungs-, Finanz- und Bauausschuss gebildet. Die erste Sitzung einer Vereinigungskommission fand am 06. Juni 1919 statt. In der ersten Sitzung des Verfassungsausschusses im Juli 1919 wurde über einen Namen für die Stadt nachgedacht, erste Namensvorschläge waren: Plauenscher Grund, Finnklingenberg oder Bennklingenberg, die mit der Wortbedeutung auf die vorkommende Kohle oder die Landschaft hinwiesen. Man entschloss sich aber, über die regionale Presse einen Aufruf zu starten, um einen passenden Namen für die zukünftige Stadt zu finden. Für ein Stadtsiegel wollte man sich Vorschläge beim Hauptstaatsarchiv Dresden einholen. In der nächsten Sitzung wurde festgelegt, daß Döhlen der Sitz der Stadtverwaltung sein soll. Es wurde noch festgelegt, das Stadtrat und Stadtverordnetenkollegium, also ein Zweikammersystem, die künftige Stadt regieren sollte. Über den Zeitungswettbewerb kamen weitere Vorschläge für einen Stadtnamen, wie Weißeritz, Deuben, Windberg und Grundstadt, nach einigen Wiederstreben des Hauptstaatsarchivs und der Regierung setzte sich dann der Name Freital durch. Im September wurde die Vorlage für das Ortsgesetz und das Ortsgrundgesetz für die Vereinigung beschlossen. Der Gemeindevorstand Baumann lieferte einen Entwurf für einen gemeinsamen Haushaltsplan. Die erste gemeinsame Sitzung der drei Gemeinderäte fand am 14. Januar 1920 in der Aula der Döhlner Schule statt, man beschloß die Verinigung für den 01. April 1920 mit dem Stadtnamen „Plauenscher Grund“ zu vollenden. Die drei Gemeinderäte richten Ihre Bitte an die Amtshauptmannschaft, um die Genehmigung für die Vereinigung beim Ministerium des Inneren zu erhalten. In der ablehnenden Begründung wurde auf den entgegenstehenden Beschluss der bürgerlichen Minderheit verwiesen, in dem es heißt, dass die Bevölkerung neue Lasten aufgetragen werden und die finanziellen Folgen der Stadtwerdung nicht sorgfältig genug geprüft worden. Die Gemeinderäte bezeichneten den letzten Einwand als falsch.
Im Februar 1920 taucht das erste Mal der Name Freital auf. Der Bevölkerung gefiel der Name Plauenscher Grund nicht, wegen Verwechslungsgefahr waren die Postverwaltung, der Bezirksausschuss und die Amtshauptmannschaft ebenfalls dagegen. Es blieben die Namen Freital und Deuben-Döhlen. In den Gemeinderatssitzungen wurde erneut beraten, bis dann der 26. und 27. Februar 1920 als Geburtstag für den Stadtnamen Freital gesehen werden konnte.
Wegen der finanziellen Bedenken des Kreisausschusses wollte die Regierung der Stadtgründung noch nicht zustimmen. Die letzte Entscheidung stand damals dem Minister Uhlig vom Ministerium des Inneren zu, aber generell befürwortete man dort das Projekt Stadtwerdung. Um später Staatshilfen zu vermeiden, kritisierte das Ministerium die eingereichte Vermögensübersicht. Sie fordern eine bessere Darstellung der Mehrkosten und Ersparnisse durch den Zusammenschluss, der Haushaltplan wäre unzulänglich und es würde sich das Ganze zu sehr auf die an die zukünftige Stadt überwiesenen Steuern des Reichs stütze.
Nach erneuter Prüfung der Nachbesserungen, sprach das Ministerium zum 21. Juli 1921 seine Genehmigung zur Stadtgründung Freitals aus. Am 25. September konnten nun die Stadtverordnetenwahlen stattfinden, damit zum 01. Oktober 1921 alles bereit war und die Industriestadt Freital entstehen konnte. Wegen Schaffung eines Wappens wollte man sich mit dem Hauptstaatsarchiv in Verbindung setzen.
Original, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital
Porzellanmedaille Messinggefasst mit Anstecknadel, handbemalt mit den originalen Stadtfarben rot/gold, 4 cm Durchmesser, Porzellan vermutlich aus Freital, Zeigt das erste Stadtwappen welches vom Dresdner Kunstmaler, aber in Deuben geborenen Kurt Börnig gestaltet wurde, er erhielt den 1. Preis und es wurde vom Hauptstaatsarchiv und Ministerium des Inneren 1922 genehmigt.
Der Anstecker wurde möglicherweise als Auszeichnung von der Stadt oder einer anderen Freitaler Institution vergeben. (Infos:Tätigkeitsbericht, Haushaltsplan, Rückblick von OB Dr. Wedderkopf 1922 S.90)
Eine Ansicht vom späteren Freital, ein Ölgemälde nach 1855, man sieht wie bei dem nachfolgendem Foto den geradlinigen Schienenstrang. Es gibt noch sehr viele Freifläche um die dörflichen Strukturen, aber die ersten Namenhaften Fabriken sind schon zu erkennen, rechts die Papierfabrik Thode in Hainsberg, vor dem Windberg die Samtfabrik Berndt in Deuben, am späteren Standort der Lederfabrik Sohre und am Hang des Windbergs der Augustusschacht – dort brachte man Steinkohle und Kalk zu Tage, links vom Schienenstrang das Gußstahlwerk Döhlen, dahinter die Döhlner Kirche. Blick aus Richtung Hainsberg vom Backofenfelsen nach Potschappel über Deuben und Döhlen. Rechts im Vordergrund sehen wir als markanten Punkt, die Hainsberger Brücke über die Weißeritz und links die Menschen zeigen uns den damaligen Haltepunkt Hainsberg für die Eisenbahn an. Heute befindet sich der Hainsberger Bahnhof ungefähr da wo man den Eisenbahnzug sehen kann.
Ansichtskarte, Sammlung Lutz Ziegenbalg aus Freital.
Ein seltener Blick aus einem Flugzeug um 1930, es gestattet uns einen Überblick über die wichtigsten Ortsteile im Tal, die zur Stadtgründung 1921 und danach zusammengeschlossen wurden. Wenn man von einem der Berge blickt, sieht man meist nur einen Teil der Stadt, hier die wichtigsten Bereiche in der Talfläche auf einmal. Im Vordergrund Hainsberg, dann Deuben, Döhlen und im Hintergrund Potschappel. Wie mit dem Lineal angelegt, der geradlinige Schienenstrang der Eisenbahn, der alle Ortsteile durchläuft. Die Schornsteine zeigen uns die Standorte der großen Fabriken an.
Eigentum: Deutsche Fotothek/SLUB Dresden/Name d. Fotografen: Möbius, Walter 1989, Aufn. Nr. df_m_005319.Titel: Freital, pflügender Bauer
Foto von 1959, vom Fotografen der Dresdner Fotothek, Walter Möbius aufgenommen. Das Bild zeigt uns die charakteristischen Gegensätze von Freital, an den Hängen wurde noch Landwirtschaft betrieben und aus dem Tal ragen die Schornsteine des Gussstahlwerkes Döhlen heraus mit dem Windberg als Hintergrund.